Donnerstag, 24. November 2016

Weitere Besuche bei Organisationen in Tegucigalpa: Arcoiris, Friedrich-Ebert-Stiftung und Red Nacional de Defensoras de Derechos Humanos en Honduras

Die Asociación LGTBI Arcoiris in Tegucigalpa setzt bei ihrer Arbeit auf drei inhaltliche Schwerpunkte: Einhaltung der Menschenrechte, politische Arbeit und Gesundheit der LGBTI* Community in Honduras. Seit 2003 engagiert sie sich für Bildung und Empowerment der Community. Wir haben Arcoiris in ihrem Haus getroffen, das gleichzeitig Basis der Organisation und zweites Zuhause sowie geschützter Raum für viele Menschen ist.
Seit dem Putsch 2009 nahmen die Menschenrechtsverletzungen gegenüber homo- und bisexuellen, trans* und intersexuellen Menschen kontinuierlich zu. Viele Hassverbrechen richten sich gegen die trans* Community, doch aktuell ist eine Zunahme dieser Verbrechen gegen die lesbische Community zu verzeichnen.

Trotz der extrem schwierigen Situation und verschiedenen Rückschlägen haben wir auch viel Hoffnung und positive Energie wahrgenommen. Während die ersten Protestmärsche noch von 12 Personen bestritten wurden, versammeln sich nun jährlich über 500 Mitglieder und Freund*innen der Community.
Wir alle waren beeindruckt von dem herzlichen Empfang bei der Organisation – etwa 20 compañerxs nahmen sich Zeit für die Delegation und berichteten über Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung und das schwierige Überleben im Alltag. Immer wieder wurde betont, dass die Asociación wie eine Familie ist und Donny Reyes, der Koordinator der Asociación wurde liebevoll als Vater bezeichnet.




Mittwoch besuchten wir die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und trafen Jennifer Erazo, die Vertreterin der Stiftung in Honduras. Sie gab uns einen detaillierten Überblick über die politische Situation. Jennifer Erazo machte deutlich, dass die FES in Honduras eng mit den fortschrittlichen politischen Kräften und sozialen Bewegungen des Landes zusammenarbeitet und diesen beratend zur Seite steht. Die Bedeutung des Zusammenhaltes der sozialen Bewegungen wurde von ihr hervorgehoben und die Stiftung selbst fördert den Dialog in der Zivilgesellschaft.



Der letzte Termin am Mittwoch führte uns zum Netzwerk Red Nacional de Defensoras de Derechos Humanos en Honduras. Es handelt sich um ein Netz von 27 Organisationen und 33 individuell agierenden Menschenrechtsverteidigerinnen.
Yessica Trinidad berichtete von den Herausforderungen ihrer Arbeit. Hauptschwerpunkt ihrer Arbeit ist die umfassende Begleitung von Frauen, die in ihrer politischen Arbeit Menschenrechtsverletzungen erleben. Sie unterstützen in Fragen von Sicherheit und Selbstschutz. Momentan stehen nur drei Mitarbeiterinnen einer zunehmenden Anzahl von Fällen gegenüber – ein Pensum, das kaum zu bewältigen ist. Zudem begleiten sie auch ganz akute Fälle wie die derzeitige Besetzung der Universidad Agrícola Nacional de Catacamas von 1200 Studierenden, die von einer gewaltsamen Räumung betroffen sind.
Yessicas Kollegin Roxana ist Koordinatorin des Internetradios La Rojita. Eines ihrer unterschiedlichen Programme ist Voz Defensora, in dem jeden Tag eine Stunde lang eine Menschenrechtsverteidigerin des Landes vorgestellt wird.


Ein Thema, das bei allen unseren Besuchen eine große Rolle spielte, ist die Reform des Strafgesetzes. Einige Artikel, die bisher vor allem Frauen, der indigenen Bevölkerung und LGBTI* Community Schutz boten, sollen der Reform zum Opfer fallen. Die Menschenrechtsverteidiger*innen blicken mit großer Sorge auf die intransparenten Prozesse und den Ausschluss der Zivilgesellschaft aus dem Entscheidungsprozess.