Honduras wurde im Juni 2009 durch einen Putsch gegen den
demokratisch gewählten Präsidenten Manuel Zelaya erschüttert. In
den Monaten nach dem Putsch kam es zu gravierenden und systematischen
Menschenrechtsverletzungen gegen die honduranische Bevölkerung durch
Polizei und Militär. Die unter dem Militärregime und unter
zweifelhaften Umständen gewählte "Regierung der Versöhnung"
von Porfirio Lobo weist heute eine noch höhere Rate an
Menschenrechtsverletzungen auf als direkt nach dem Putsch. Honduras
führt nun die Liste der weltweit höchsten allgemeinen Mordrate und
JournalistInnenmorde an - obwohl das Land sich nicht im Krieg
befindet. Honduranische Menschenrechtsorganisationen dokumentieren
die massive Militarisierung des Landes, Gewalt gegen Frauen und
weitere Verstöße gegen die Menschenrechte. Armut und soziale
Ungleichheit haben sich seit dem Putsch verschärft, besonders durch
die Umsetzung von wirtschaftlichen Megaprojekten. "Honduras
is open for Business", so kündigte Lobo es an. Gerade
für indigene und Garifuna-Gemeinden bedeutet dies Vertreibungen und
zunehmende Marginalisierung. Trotz der
Repression besteht die Demokratiebewegung weiter. Eine Strömung
strebt die Machtübernahme mit der neuen Partei LIBRE bei den Wahlen
2013 an, die andere, der Espacio Refundacional, eine
basisdemokratische Neugründung von Honduras.
Die Delegation hat sich in den letzten drei Jahren zu einer festen
Gruppe etabliert und setzt sich aus Freien JournalistInnen,
VertreterInnen unabhängiger Nichtregierungsorganisationen und
Initiativen in Deutschland und Österreich zusammen, die ihre
Kompetenzen in diesem Projekt vereinen. Ziel der erstmals im Dezember
2010 stattgefundenen "HondurasDelegation" war (und ist) es,
sich vor Ort über die aktuelle Lage der Menschenrechte zu
informieren, die Forderungen der Demokratiebewegung zu erfassen und
ihre Situation durch internationale Öffentlichkeitsarbeit in Europa
publik zu machen. Ein weiteres Ziel der Delegation ist es, sich über
die Positionen und die Rolle europäischer Institutionen in Honduras
zu informieren. Dazu werden Menschenrechtsorganisationen,
VertreterInnen der Demokratiebewegung sowie nationale und
internationale offizielle Stellen über ihre Haltung zur aktuellen
politischen Situation befragt.
Die gesammelten Informationen werden in unterschiedlichen
Medienformaten aufbereitet und im deutsch- und spanischsprachigen
Raum veröffentlicht: über einen Blog, die Herausgabe von Broschüren
in Zusammenarbeit z.B. mit ila und LN, sowie unzählige Radio-,
Internet- und Zeitungsbeiträge. Über eine Fotoausstellung,
öffentliche Veranstaltungen, Rundreisen mit AktivistInnen aus
Honduras und Seminare soll die Wahrnehmbarkeit der Situation in
Honduras erhöht werden.
Dadurch werden notwendige Forderungen nach Maßnahmen
zur Verbesserung der Lage der Demokratie und Menschenrechte seitens
der honduranischen Zivilgesellschaft einer breiten Öffentlichkeit
zugänglich gemacht.
Durch die regelmäßige Präsenz von VertreterInnen der Delegation
in Honduras wird der schnelle Informationsfluss und die
internationale Berichterstattung über aktuelle Ereignisse und Themen
ermöglicht. Diese bieten im Falle von akuten
Menschenrechtsverletzungen auch die Grundlage für weiterführende
Aktionen auf internationaler Ebene wie Protestmails und Eilaktionen.
Durch die Zusammenarbeit mit honduranischen
Menschenrechtsorganisationen, kommunalen Radiosendern und
JournalistInnen wird der Erfahrungs- und Wissensaustausch gefördert
und deren Arbeit aktiv unterstützt. Zudem stellt die internationale
Präsenz und Begleitung von Organisationen und Einzelpersonen in
Honduras einen wichtigen Schutz für von Repression und Drohungen
betroffene MenschenrechtsaktivistInnen dar. Langfristig wird durch
die Zusammenarbeit mit honduranischen und internationalen
Menschenrechtsorganisationen versucht, eine konstante Präsenz
internationaler BeobachterInnen in Honduras aufzubauen und
Menschenrechtsbeobachtung und Begleitarbeit vor Ort von Deutschland
und Österreich aus zu unterstützen. Ziel soll dabei sein, aller
Repression und Bedrohung zum Trotz, zivilgesellschatlichen
AkteurInnen in Honduras ihre ambitionierte Arbeit für eine
gerechtere Gesellschaft zu ermöglichen.