Unterwegs in Intibucá
Die Bewohner_innen der Gemeinden San Marcos und Barrio Nuevo im Departamento Intibucá sprechen sich deutlich gegen Staudammprojekte auf ihrem Gemeindegebiet aus. Die Bauvorhaben werden von den örtlichen Bürgermeistern und dem Unternehmen Hidrosierra vorangetrieben. Doch die Bewohner der Gemeinden sind entschlossen ihr Land zu verteidigen. Kein Einzelfall in Honduras.
Die Bewohner_innen der Gemeinden San Marcos und Barrio Nuevo im Departamento Intibucá sprechen sich deutlich gegen Staudammprojekte auf ihrem Gemeindegebiet aus. Die Bauvorhaben werden von den örtlichen Bürgermeistern und dem Unternehmen Hidrosierra vorangetrieben. Doch die Bewohner der Gemeinden sind entschlossen ihr Land zu verteidigen. Kein Einzelfall in Honduras.
La Esperanza. 6 Jahre ist es
her, als zum ersten mal Arbeiter_innen kamen, um die Flüsse San Juan und
Rio Negro zu vermessen, berichten Bewohner_innen der Gemeinde Barrio Nuevo,
ein Hinweis, dass konkrete Staudammprojekte schon damals in Planung
gewesen seien. Weit kamen die Vermessungsarbeiten allerdings nicht.
Die Bewohner_innen verhinderten die Vermessung ihres Gebietes, in dem sie
den Arbeiter_innen folgten und die Messgeräte wieder entfernten. Auch
weitere Versuche des Vordringens in ihr Gebiet wurden sabotiert.
Barrio Nuevo gehört zur Gemeinde
Concepción und liegt im
Gebiet der Lenca, einer indigenen Volksgruppe. Für sie gilt die
ILO-Konvention 169, nach der indigene Gemeinden über Projekte auf
ihrem Gebiet informiert und befragt werden müssen. Die Bewohner_innen von
Barrio Nuevo geben an, keinerlei Informationen über das Projekt zu
erhalten, dass das Unternehmen Hidrosierra in Kooperation mit dem
Bürgermeister offensichtlich auf ihrem Gemeindegebiet vorantreibt.
Über die Auswirkungen können sie nur mutmaßen. Sicher sind sie
sich aber in einem Punkt: Durch die Stauseen ginge fruchtbares Land
verloren, auf dem sie Mais, Bohnen, Yuca und Zuckerrohr anbauen. Die
Kleinbauern von Concepción
haben einen Gemeindetitel auf ihr Land, das heißt, dass sie die
rechtmäßigen Eigentümer sind.
Auch in der Gemeinde San Marcos de la
Sierra ist ein Staudamm geplant. Ohne die Einwohner_innen befragt zu haben,
unterzeichnete der Bürgermeister Miguel Angel Bautista einen Vertrag
mit dem Unternehmen Hidrosierra, wie er in einer nicht-öffentlichen
Sitzung am 28. September erklärte, was er allerdings auf öffentliche
Nachfragen hin leugnet. Aber auch hier wurde die Durchführung der
Vermessungsarbeiten von den Bewohnern blockiert. Valeria Gutierrez*,
eine Bewohnerin der Gemeinde San Marcos, erzählt uns, die
Gemeindemitglieder haben sich nun der Organisation COPINH
angeschlossen. In COPINH, dem Zivilen Rat der Basis- und indigenen
Organisationen in Honduras, sind indigene Dörfer aus 5 Departments
organisiert, die die natürlichen Ressourcen der Lenca verteidigen.
Mit einigem Erfolg, wie man zum Beispiel an dem Staudammprojekt El
Tigre im Departamento Intibucá
sehen kann, das seit 16 Jahren erfolgreich blockiert wird. Im Gebiet
der Lenca sind bereits 47 Konzessionen für Staudämme vergeben
worden, beispielsweise an den Flüssen Rio Jupual, Rio Negro und Rio
Susuma. Die meisten dieser Projekte sind noch nicht über das Stadium
der Vermessens hinausgekommen, da die betroffenen Gemeinden die
Arbeiten verhindern.
Ein aufsehenserregendes Beispiel ist
die Gemeinde Rio Blanco am Fluss Rio Gualcarque. Dort blockieren
Mitglieder der Gemeinde seit dem 1. April diesen Jahres die Zufahrtsstraße
um gegen den Bau des Staudamms zu protestieren. Das honduranische
Unternehmen DESA hat bereits mit Bauerarbeiten begonnen, aber
aufgrund von internationalem Druck den chinesischen Partner Sinohydro
verloren. Doch die Lage verschärft sich zunehmend. Die
widerständigen Gemeindemitglieder sind seitens der Polizei, des
Militärs und privater Sicherheitsdienste des Unternehmens DESA
starker Repression ausgesetzt. Mitglieder der Gemeinde Rio Blanco
befürchten eine Räumung der Straßensperre nach den Wahlen. Lilia,
eine Koordinatorin von COPINH, berichtet uns, dass der Widerstand von
Rio Blanco ein Beispiel für andere Gemeinden sei, sich gegen
unerwünschte Projekte auf ihrem Gebiet zu verteidigen. Auch deshalb
wird wohl mit aller Kraft versucht die Bauarbeiten wieder
aufzunehmen.
Die Hondurasdelegation wird im Lauf der
Reise die Gemeinde Rio Blanco besuchen und über die aktuelle
Situation berichten.
*Name geändert