In der honduranischen Karibik entsteht derzeit die weltweit erste extraterritoriale Modellstadt – indigene Gemeinden kämpfen indes um ihre Landrechte und ihre Existenz
Quelle: OFRANEH |
Samstag, 28. November 2020, 14 bis 18 Uhr - Online (Zoom-Konferenz)
Auf der honduranischen Karibikinsel Roatán entsteht derzeit die „Zone für Beschäftigung und Ökonomische Entwicklung“ (ZEDE) Próspera , die weltweit erste extraterritoriale Modellstadt für private Investoren mit eigener Gesetzgebung und eigener Rechtsprechung.
Einer der Ideengeber und Investoren für das Projekt ist der deutsche Unternehmer Titus Gebel, u.a. Gründer der Deutsche Rohstoff AG. Auf seiner Website freeprivatecities schreibt er, dass Freiheit auf demokratischem Weg nicht zu erreichen sei und preist freie Privatstädte als „neues Produkt auf dem ‚Markt des Zusammenlebens‘“ an.
Ein Tochterunternehmen der Technischen Universität München, die TUM International GmbH, entwickelt nach eigener Aussage die wirtschaftlichen Aktivitäten der ZEDE Próspera auf Roatán und will einen ebenfalls als ZEDE geplanten Industriestandort in der Küstenstadt La Ceiba verwalten. Weitere internationale Unternehmen wie das Architekturbüro Zaha Hadid aus London und die Unternehmensberater von Ernst & Young sind ebenfalls an der Entwicklung von Próspera beteiligt.
Honduras hat für die Errichtung privater Modellstädte seine Verfassung geändert. Die Pläne für die ZEDE Próspera werden ohne die vorherige Information und Beteiligung der lokalen Bevölkerung umgesetzt, die Enteignung und Vertreibung befürchtet. Auf Roatán ist das vor allem auch die seit Jahrhunderten dort lebende englischsprachige Schwarze Bevölkerung.
An der honduranischen Karibikküste steht derweil die Existenz der afroindigenen Garífuna-Gemeinden auf dem Spiel. Sie wehren sich seit Jahr gegen Landraub für Großprojekte, der durch die ZEDE auf die Spitze getrieben werden kann.
Das Seminar erläutert die bisher in der deutschen Öffentlichkeit kaum bekannten rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen der honduranischen ZEDE, informiert über die Situation auf Roatán, wo sich derzeit breiter Widerstand gegen die ZEDE Próspera formiert und blickt auf die Kämpfe der organisierten Garífuna-Gemeinden an der Karibikküste. Im Anschluss soll diskutiert werden, wie die Einrichtung von ZEDE und das Engagement einer renommierten deutschen Universität für dieses dezidiert libertäre Projekt zu bewerten sind.
Wir stellen den Teilnehmenden vorab Links zu Informationen (auf Deutsch, Englisch und Spanisch) zur Verfügung.
Die erste Hälfte des Seminars findet auf Englisch ohne Übersetzung statt, die zweite Hälfte und die Schlussdiskussion auf Spanisch mit simultaner Übersetzung ins Deutsche auf einem Extrakanal.
Referentinnen:
- Beth Geglia, Anthropologin, Washington DC
- Andrea Nuila, Juristin, Heidelberg
- Miriam Miranda, Generalkoordinatorin der Garífuna-Organisation OFRANEH (angefragt)
- Eine Vertreterin des Runden Tisches zur Verteidigung der Territorien der Bay Islands (Mesa por la Defensa de los Territorios de las Islas de la Bahía)
Seminarleitung: Jutta Blume, Journalistin und Autorin (HondurasDelegation, Berlin), Andrea Lammers, Referentin Honduras/Menschenrechte (Ökubüro, München)
Anmeldung mit Namen, Organisation/Funktion, sehr gerne einem Satz zum Interesse am Thema und E-mail-Adresse bis 23.November an: elsal@oeku-buero.de
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Veranstaltende: Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V. München und HondurasDelegation für die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung in Bayern e.V.
Mit finanzieller Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
weitere Informationen über das Ökubüro