Agua Caliente. Eine Gruppe von ungefähr 500 Honduraner:innen ist vor der Grenze zu Guatemala von der honduranischen Polizei aufgehalten und zur Umkehr aufgefordert worden. Polizeikommissar José Ferrufino sagte gegenüber Radio Progreso, die Auswander:innen dürften nicht weiter gehen, weil sie keine negativen PCR-Tests zur Ausschließung einer Covid-19-Infektion mit sich führten. Dies würde von den guatemaltekischen Behörden bei Grenzübertritt verlangt. Darüber hinaus hätten einige keine Ausweispapiere, so Ferrufino weiter.
In den sozialen Netzwerken verbreiteten sich am Mittwochabend schnell Videos und Fotos von einer großen Menschenmenge aller Altersstufen, die sich vom Busterminal der nördlichen Handelsstadt San Pedro Sula auf den Weg zur Grenze gemacht hat. Nach Medienangaben handelt es sich um Menschen, die von den verheerenden Überschwemmungen der Wirbelstürme Eta und Iota betroffen sind und alles verloren haben. Hier gebe es nichts mehr für sie, so die Aussagen der Gruppe. Sie versuchen über die Grenze nach Guatemala zu gelangen, um weiter durch Mexico in die USA zu laufen. Übereilt hat die neue Karawane den Terminal verlassen müssen, weil die Militärpolizei und das Wachpersonal sie aus dem Gebäude vertrieben haben und sogar drohten, Tränengas einzusetzen. Es wird damit gerechnet, dass sich mehr Menschen der Karawane anschließen.
Die Lage in den Überschwemmungsgebieten ist nach wie vor kritisch. Nach offiziellen Angaben befinden sich landesweit noch immer über 94.000 Flutopfer in Herbergen. Die Zahl der Betroffenen ist weit höher und liegt bei geschätzten 3,5 Millionen. Viele Familien konnten vorübergehend bei Angehörigen unterkommen oder campieren unter Brücken und Abdeckungen aus Brettern und Plastikplanen.
Das Krisenmanagement des Bevölkerungsschutzes Copeco sei vor, während und nach den Überschwemmungen unzureichend, so der Rechtswissenschaftler Joaquin Mejía. Die Bevölkerung sei der Naturkatastrophe schutzlos ausgeliefert worden. Der Leiter der Behörde müsse strafrechtlich dafür verantwortlich gemacht werden. Noch immer bedrohen Erdrutsche Gemeinden vor allem in den höheren Lagen.
Während sich neue Migranten-Karawanen aus Honduras auf den Weg in die USA machen, verkündete die Regierung von Präsident Donald Trump neue migrationspolitische Maßnahmen. Diese weisen Beamte und Richter der Migrationsbehörden an, Asylanträge von Menschen abzulehnen, die illegal in die USA einreisen. Darüber hinaus sind diejenigen von möglichen Sozialleistungen ausgeschlossen, die mit falschen Dokumenten in die USA eingereist beziehungsweise durch andere Länder gereist sind, ohne dort Asyl beantragt zu haben. Die neuen Maßnahmen sollen am 11. Januar 2021 in Kraft treten. Bereits im Juli 2019 wurde zwischen den USA und Guatemala ein Abkommen geschlossen, dass Guatemala als "sicheren Drittstaat" für Migrant:innen aus den anderen zentralamerikanischen Ländern ausweist.