Si a la vida – No a la mineria!
Ja zum Leben – Nein zur Minenwirtschaft!
Die Brücke über den Rio Lempa verbindet Honduras und El Salvador |
160
Kilometer sind es von La Esperanza in Honduras nach Santa Marta in El
Salvador. 160 Kilometer, für die wir mehr als acht Stunden
brauchen, denn die Fahrt geht über holprige Schotterpisten, die
manchmal mehr ausgewaschenen Flussbetten ähneln als einer Straße.
Nur 30 Kilometer der Verbindungsstrecke zwischen den beiden Ländern
sind asphaltiert. Mit einem Kleinbus fahren wir am Freitagmorgen
gemeinsam mit 32 COPINH-AktivistInnen zum „Trinationalen Treffen
zum Schutz des Flusses Lempa“.
Der
Rio Lempa entspringt in Guatemala, fließt durch Honduras und
El Salvador, wo er in den pazifischen Ozean mündet. Er ist eine der
wichtigsten Wasseradern der Region, insbesondere in El Salvador, wo
er mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung und der
BewohnerInnen der Hauptstadt San Salvador mit Wasser versorgt.
Eine
Folge des Flusslaufes durch drei zentralamerikanische Länder ist
seine starke Verschmutzung. Rückstände aus der Landwirtschaft wie
Pestizide oder phosphathaltige Düngemittel, Anreicherung mit
organischen Stoffen durch Staudämme, Kontamination durch die
Minenwirtschaft – wenn der Rio Lempa schließlich El
Salvador erreicht, ist seine Qualität als Trinkwasser bereits stark
gemindert. Und für keinen der drei Anrainerstaaten scheint es von
besonderer Dringlichkeit zu sein, die Wasserqualität für die
Bevölkerung zu erhalten.
Das
„Trinationale Treffen Honduras, Guatemala, El Salvador“, das vom
13. bis 15. Juli in Santa Marta in El Salvador stattfindet und auf
das unser Kleinbus zusteuert, ist der Auftakt einer internationalen
Kampagne von sozialen Bewegungen der drei Länder zum Schutz des Rio
Lempa und gegen eine Ausweitung der Minenwirtschaft in der
Region. Gemeinsam wollen die AktivistInnen aus Guatemala, Honduras
und El Salvador ihren Regierungen Druck machen.
Trinationales Treffen zum Schutz des Rio Lempa |
„Ja,
das stimmt“, bestätigt mir später Lila beim Abendessen. Die junge
Frau lebt in Santa Marta und kennt einen Teil der Geschichte nur aus
Erzählungen. Nach der Großoffensive der salvadoranischen Armee von
1981 sind die Bewohner von Santa Marta nach Mesa Grande in Honduras
geflüchtet. Dreimal, 1987, 1988 und 1989, haben sie versucht
zurückzukehren, doch die Wiederansiedelung der 1.500 Menschen in
ihrer Heimat war erst nach dem Friedensabkommen 1992 möglich. „Wer
uns hier geholfen hat, war die internationale Kooperation, Kirchen
aus aller Welt, die Organisation „Erziehung ohne Grenzen“, aber
auch viele andere Organisationen“, erzählt Lila weiter. „Von den
rechten Regierungen haben wir überhaupt keine Unterstützung
bekommen.“
Ausgerichtet
wird das „Trinationale Treffen zum Schutz des Flusses Lempa“ mit
den rund 100 Delegierten von der salvadorensischen Organisation ADES
(Asociación para el Desarollo Económico y Social). ADES sorgt
an den zwei Seminartagen dafür, dass tatsächlich Austausch und
Vernetzung stattfinden und am Ende ein gemeinsames Abschlussdokument
verabschiedet wird.
Aus
Guatemala sind Delegierte des Movimiento de los Trabajadores
Campesinos (MTC) aus der Sozialpastorale der Diözese San Marcos
gekommen. Sie haben in ihrer Diözese erlebt , dass ihnen eine
Goldmine keinen gesellschaftlichen Fortschritt, sondern nur
Umweltschäden einbringt. Der Tagebau der kanadischen Goldcorps soll
inzwischen geschlossen werden, um die Zahlung der Reparation der
Umweltschäden wird allerdings noch heftig gestritten. Ausserdem ist
die Organisation CODECA (Comité de Desarollo
Campesino) vertreten, die seit einem Jahrzehnt in neun von 23
guatemaltekischen Departements Basisarbeit gegen diverse Megaprojekte
leistet.
Über
COPINH (Concejo Civico de Organizaciones Populares e Indigenas de
Honduras) haben sich aus Honduras 25 Gemeindevertreter aus Intibucá,
La Paz, Santa Barbara und Lempira auf den Weg gemacht. Darunter sind
auch zwei Vertreter der Gemeinde San Bartolo, über die wir in diesem
Blog einen ausführlichen Beitrag haben. Aus El Salvador sind, ausser
ADES, vor allem Delegierte der Kampagne „Es no mineria“
vertreten.
Den
Einführungsvortrag hält Marco vonBorstel, ein Aktivist der
Organisation Otros Mundos aus Chipas, der über erfolgreiche
Strategien zum Schutz des guatemaltekisch-mexikanischen Flusses
Usumacinta
berichtet. Remberto Nolasco vom
salvadorianischen Centro de Investigacion sobre Inversion y
Comercio (CEICOM), stellt eine ausführliche Studie zu den
Umweltschäden des Metallbergbaus im Norden Salvadors vor.
Zwei
Tage voller Informationen, Diskussionen und grenzüberschreitendem
Austausch, an deren Ende tatsächlich Vereinbarungen zu gemeinsamen
Aktionen und ein Abschlussdokument stehen. „Si a la vida – no a
la mineria“ heisst es am Ende kämpferisch und – natürlich –
„El Pueblo unido jamas sera vencido!“
Und
wir holpern voller neuer Eindrücke und wirklich gutem Essen, mit
vielen Interviews, gut gelaunt, wenn auch noch immer verschwitzt,
zurück nach La Esperanza.