Eine seltsame Versammlung
Der Lenca Walldfahrtsort "La Gruta" soll zubetoniert und als Tourismusziel vermarktet werden. (C) NK |
In La Esperanza treffen sich GegnerInnen und BefürworterInnen des Tourismusprojektes „La Gruta" zur Gemeindeversammlung. Die UNESCO hat sich offensichtlich inzwischen aus dem umstrittenen Umbau des traditionellen heiligen Hains der Lenca und der bekannten Wallfahrtstätte auf einem Hügel über der Stadt zurückgezogen, die honduranischen Behörden haben einen Baustopp verhängt.
Eine lokale Vertreterin der UNESCO wirbt trotzdem weiter für ihr Marketingkonzept. (C) NK |
Für die Befürworter des Projektes steht viel auf dem Spiel: Die Versammlung soll heute eine Empfehlung für den Weiterbau des gesamten Projektes oder den Abriss einer bereits begonnenen Betonkonstruktion neben der Kapelle aussprechen.
Während wir als „internationale Presse" umstandslos eingelassen wurden, bleiben etliche BewohnerInnen von Intibucá, der Schwesterstadt von La Esperanza, ausgesperrt.
Es scheint, als zeige das historische Resentiment der mestizischen BürgerInnen von La Esperanza gegen die indigenen EinwohnerInnen von Intibucá weiter Wirkung. (C) NK |
Die GegnerInnen des Projektes, allen voran COPINH, repräsentiert u.a. durch Berta Cáceres, Salvador Zuniga und die Radiomoderatoren von La VOZ Lenca sowie Vertreter der katholischen Kirche von Intibucá argumentieren der Bau sei illegal, die Gemeindeversammlung hätte viel früher einberufen werden müssen. Die BefürworterInnen wollen den Weiterbau unbedingt durchsetzen
Bürgermeister, Mediator und Gemeinderäte stecken in einer Zwickmühle. |
COPINH-Vorsitzende Berta Cáceres erinnert an die Geschichte der steilen Stufen, die zur Kapelle der „Gruta" hinaufführen: Sie wurden in den 1930er Jahren von politischen Gefangenen, die überwiegend aus den umliegenden indigenen Gemeinden stammten, aus dem Stein ihres vorkolonialen Heiligtums gehauen. Das Umbaukonzept mache aus den Stufen und dem heiligen Hain der Lenca eine riesige „Zementtorte".
Berta Cáceres versucht mit ganzer Kraft zu überzeugen. (C) NK |
Die Mehrheit stimmt dennoch für den Weiterbau des Projektes – obwohl niemand weiß, woher nach dem Rückzug der UNESCO das Geld dafür kommen soll. COPINH wird Unmoral vorgeworfen, man unterstütze die Drogendealer und Liebespaare, die sich im Dunkeln in der „Gruta" herumtrieben. Die damit nicht so recht kompatiblen Argumente der Kirchenleute, die sich beschweren, dass sie keinen Zutritt zur Kapelle mehr erhalten, werden umstandslos unter den Tisch gekehrt.
Die Mehrheit der Anwesenden stimmt für das Projekt. (C) NK |
Die AktivistInnen von COPINH haben die Abstimmung verloren. Ihr Vorschlag sich mit
den ProjektbefürworterInnen an einen Tisch zu setzen, um einen gemeinsamen
Alternativvorschlag für notwendige Verbesserungen und Restaurierungsarbeiten an
der „Gruta“ zu erarbeiten, hatte keine Chance. Jetzt engagieren sie sich radikal für den Abriss der
bereits errichteten Beton- und Stahlkonstruktion und erwägen juristische Schritte.
Das COPINH-Team gibt nicht auf, kämpft weiter für den Erhalt der historischen "Gruta". (C) NK |