Sonntag, 4. August 2013

Bodenlose Frechheit: Internationale "nachhaltige" Palmöl-Konferenz in Honduras

Trotz blutigem Agrarkonflikt findet die 4. Konferenz des „Runden Tischs für Nachhaltiges Palmöl“ in Honduras statt

Von Magdalena Heuwieser

Der Roundtable on Sustainable Palm Oil RSPO wurde 2002 von der internationalen Umweltschutzorganisation World Wildlife Fund WWF als industrieller Tisch ins Leben gerufen, um offiziell „den Markt zu transformieren, um nachhaltiges Palmöl die Norm zu machen“ (1). Von 6. bis 8. August soll die 4. Konferenz des RSPO im industriellen Club Arabe in San Pedro Sula, Honduras stattfinden. Sie wird vom Landwirtschaftsministerium (SAG), der Palmölkette der Nationalen Lebensmittelindustrie (PRONAGRO) und dem Wissenschafts- und Landwirtschaftstechnologieamt (DICTA) organisiert und richtet sich hauptsächlich an Investoren und Palmölkonzerne (2). 


Allein der Name „Runder Tisch für Nachhaltiges Palmöl“ ist zum Lachen, beziehungsweise Weinen: 
Erstens gibt es nachhaltiges Palmöl praktisch nicht. Der Ölpalmenanbau und die Verarbeitung ist eine höchst umweltschädliche Industrie. Die tausende Hektar großen Monokultur-Plantagen in den Ländern des Globalen Südens wie Honduras sind häufig Resultate von Abholzung des Regenwaldes oder der Vertreibung von Kleinbäuer*innen. Sie laugen die Böden aus, sind sehr wasserintensiv und benötigen große Mengen an chemischen Düngern und Pestiziden. Ebenso verhindern sie kleinbäuerliche Subsistenzlandschaft, sind bekannt für die miserablen Arbeitsbedingungen und Bezahlung der Palmölarbeiter*innen  und tragen somit zu vermehrten Landkonflikten, Verarmung und Hunger bei.  Allein in der nördlichen Palmöl-Konfliktregion Aguán in Honduras sind in den letzten drei Jahren über 90 Kleinbäuer*innen von privaten paramilitärisch organisierten Securities der Palmölkonzerne und dem Militär ermordet worden (3). 

Der Palmölkonzern des mächtigsten honduranischen Unternehmers Miguél Facussé, DINANT, unterzeichnete im April 2010 während der ersten starken Militarisierungswelle in Aguán seit dem Putsch 2009 eine Absichtserklärung, um die Zertifizierung zu erhalten. Während der Verhandlungen wurden acht Bauern ermordet. Facussé benutzte den Roundtable, um seine Weste weißzuwaschen: „Mit der Unterstützung von WWF implementiert der DINANT  Konzern vorbildliche Praktiken, um der Welt zu zeigen, dass Palmöl nachhaltig produziert werden kann []. Wir sind Pioniere beim Naturschutz, während wir gleichzeitig die Industrie weiterentwickeln, indem wir die Palmöl-Produktion mit swe Bewahrung der Biodiversität und Verringerung von Umweltschäden verbinden. [] Durch die Unterzeichnung der Erklärung mit WWF werden wir unser Palmöl auf dem höchsten Wettbewerbs-Niveau mit den größten umweltverantwortlichen Produzenten der Welt positionieren.“(4)

Zweitens ist der Roundtable on Sustainable Palm Oil keineswegs rund: Es handelt sich eher um ein Viereck aus Palmöl produzierenden Konzernen, Palmöl-Abnehmern (Handelsketten), Investoren/Banken und verrufenen Umweltorganisationen wie WWF. Diejenigen, welche auf den Palmölplantagen arbeiten sind selbstverständlich nicht eingeladen. 

„Der WWF ist die mächtigste Naturschutzorganisation weltweit“, heißt es in der kritischen ARD-Dokumentation „Der Pakt mit dem Panda“ (5), in der der WWF als käuflich, prinzipienlos und umweltschädlich entlarvt wird. Er hat nach dem Roundtable on Sustainable Palm Oil noch rund zehn weitere Industrie-Tische gegründet, unter anderem zu Soja und Agrartreibstoffen (6). 

Aktuell nehmen neun Palmölbroduzierende und –verarbeitende Konzerne in Honduras am Round Table teil. Die Frage ist, ob die Konferenz in Honduras wieder eine Möglichkeit für den Einstieg von DINANT darstellen könnte.(7) 

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(1) Homepage Roundtable: http://www.rspo.org/en/who_is_rspo
(4) Zitat Facussé 2010 auf seiner Homepage www.dinant.com  
 (5) Film „Der Pakt mit dem Panda“: http://vimeo.com/51980676
(7) Die Mitglieder sind: Aceites y Derivados Sociedad Anonima (Aceydesa), Agroindustrial Palma Real S.A. de C.V., Centralamerican Palm (PALCASA), COAPALMA ECARA, Cooperativa de Producción Agropecuaria de Campesinos Salama Limitada, Corporación Industrial de Sula S.A. (COINSU), Grupo Jaremar, HONDUPALMA, Palmeros de Aguan S.A. (PALMASA)