Trotz blutigem
Agrarkonflikt findet die 4. Konferenz des „Runden Tischs für Nachhaltiges
Palmöl“ in Honduras statt
Von Magdalena
Heuwieser
Der Roundtable on
Sustainable Palm Oil RSPO wurde 2002 von der internationalen
Umweltschutzorganisation World Wildlife
Fund WWF als industrieller Tisch ins Leben gerufen, um offiziell „den Markt
zu transformieren, um nachhaltiges Palmöl die Norm zu machen“ (1). Von 6. bis
8. August soll die 4. Konferenz des RSPO im industriellen Club Arabe in San Pedro Sula, Honduras stattfinden. Sie wird vom
Landwirtschaftsministerium (SAG), der Palmölkette der Nationalen
Lebensmittelindustrie (PRONAGRO) und dem Wissenschafts- und
Landwirtschaftstechnologieamt (DICTA) organisiert und richtet sich hauptsächlich
an Investoren und Palmölkonzerne (2).
Allein der Name „Runder
Tisch für Nachhaltiges Palmöl“ ist zum Lachen, beziehungsweise Weinen:
Erstens gibt es nachhaltiges
Palmöl praktisch nicht. Der Ölpalmenanbau und die Verarbeitung ist eine höchst
umweltschädliche Industrie. Die tausende Hektar großen Monokultur-Plantagen in
den Ländern des Globalen Südens wie Honduras sind häufig Resultate von
Abholzung des Regenwaldes oder der Vertreibung von Kleinbäuer*innen. Sie laugen
die Böden aus, sind sehr wasserintensiv und benötigen große Mengen an
chemischen Düngern und Pestiziden. Ebenso verhindern sie kleinbäuerliche
Subsistenzlandschaft, sind bekannt für die miserablen Arbeitsbedingungen und
Bezahlung der Palmölarbeiter*innen und
tragen somit zu vermehrten Landkonflikten, Verarmung und Hunger bei. Allein in der nördlichen Palmöl-Konfliktregion
Aguán in Honduras sind in den letzten drei Jahren über 90 Kleinbäuer*innen von
privaten paramilitärisch organisierten Securities der Palmölkonzerne und dem
Militär ermordet worden (3).
Der Palmölkonzern des mächtigsten honduranischen
Unternehmers Miguél Facussé, DINANT, unterzeichnete im April 2010 während der
ersten starken Militarisierungswelle in Aguán seit dem Putsch 2009 eine
Absichtserklärung, um die Zertifizierung zu erhalten. Während der Verhandlungen
wurden acht Bauern ermordet. Facussé benutzte den Roundtable, um seine Weste
weißzuwaschen: „Mit der Unterstützung von WWF implementiert der DINANT Konzern vorbildliche Praktiken, um der Welt zu
zeigen, dass Palmöl nachhaltig produziert werden kann []. Wir sind Pioniere
beim Naturschutz, während wir gleichzeitig die Industrie weiterentwickeln, indem
wir die Palmöl-Produktion mit swe Bewahrung der Biodiversität und Verringerung
von Umweltschäden verbinden. [] Durch die Unterzeichnung der Erklärung mit WWF
werden wir unser Palmöl auf dem höchsten Wettbewerbs-Niveau mit den größten
umweltverantwortlichen Produzenten der Welt positionieren.“(4)
Zweitens ist der Roundtable on Sustainable Palm Oil
keineswegs rund: Es handelt sich eher um ein Viereck aus Palmöl produzierenden Konzernen,
Palmöl-Abnehmern (Handelsketten), Investoren/Banken und verrufenen Umweltorganisationen
wie WWF. Diejenigen, welche auf den Palmölplantagen arbeiten sind selbstverständlich
nicht eingeladen.
„Der WWF ist die mächtigste Naturschutzorganisation weltweit“,
heißt es in der kritischen ARD-Dokumentation „Der Pakt mit dem Panda“ (5), in
der der WWF als käuflich, prinzipienlos und umweltschädlich entlarvt wird. Er
hat nach dem Roundtable on Sustainable Palm Oil noch rund zehn weitere Industrie-Tische
gegründet, unter anderem zu Soja und Agrartreibstoffen (6).
Aktuell nehmen neun Palmölbroduzierende und –verarbeitende Konzerne
in Honduras am Round Table teil. Die Frage ist, ob die Konferenz in Honduras
wieder eine Möglichkeit für den Einstieg von DINANT darstellen könnte.(7)
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(1) Homepage Roundtable: http://www.rspo.org/en/who_is_rspo
(2) http://www.latribuna.hn/2013/07/31/honduras-sede-la-iv-conferencia-sobre-aceite-de-palma-africana/
(3) Report von Human
Rights Action: http://rightsaction.org/sites/default/files//Rpt_130220_Aguan_Final.pdf
Film über den Palmölkonflikt in Aguán, Honduras: http://nicaraguaymasespanol.blogspot.co.at/2013/02/honduras-nuevas-versiones-en-distintos.html
(4) Zitat Facussé 2010 auf seiner Homepage www.dinant.com
(5) Film „Der Pakt
mit dem Panda“: http://vimeo.com/51980676
(6)Runde Tische des WWF: http://wwf.panda.org/what_we_do/how_we_work/businesses/transforming_markets/solutions/methodology/multi_stakeholders/
(7) Die Mitglieder sind: Aceites y Derivados Sociedad
Anonima (Aceydesa), Agroindustrial Palma Real S.A. de C.V., Centralamerican
Palm (PALCASA), COAPALMA ECARA, Cooperativa de Producción Agropecuaria de Campesinos
Salama Limitada, Corporación Industrial de Sula S.A. (COINSU), Grupo Jaremar,
HONDUPALMA, Palmeros de Aguan S.A. (PALMASA)