El Progreso. Wir besuchen
Magdalena Morales, die Generalsekretärin der CNTC. In der CNTC –
der Nationalen Gewerkschaft der Landarbeiter_innen – sind
Kleinbäuer_innen organisiert, die für das Recht auf Land kämpfen.
Viele Kleinbäuer_innen in der Region haben kein eigenes Land. Sie
arbeiten für Großgrundbesitzer oder in Fabriken, leben in prekären
Verhältnissen an Flussufern. Durch die CNTC konnten bereits 45
Kooperativen in der Region El Progreso gegründet werden. Jede
Kooperative wird von mehreren Familien verwaltet und auch das Land
wird gemeinsam bewirtschaftet. Magdalena gehört der Kooperative „La
Cosecha“ an, 30 Familien pflanzen hier Bohnen, Mais, Yucca und
Kochbananen, die Grundnahrungsmittel in Honduras.
Ernährungssicherheit ist ein wichtiges Thema. Die CNTC unterstützt
Kleinbäuer_innen auch mit Bildungsangeboten zu juristischen Themen
oder zur Finanzplanung. Magdalena erklärt uns, es ginge darum, durch Selbstorganisation der Leute der Armut zu entkommen. Sie selbst habe früher auch in einer
Fabrik gearbeitet, die billige Kleidung für den Export produzierte.
Das britische Unternehmen ASUNOSA in
der Region El Progreso besitzt 5000 Hektar, auf denen Zucker
produziert wird. Per Gesetz ist festgelgt, dass eine Person nicht
mehr als 250 Hektar Land besitzen darf. Was darüber hinausgeht, soll
vom Staat an Kleinbäuer_innen ohne Land verteilt werden. Ein
bilaterales Abkommen zwischen Großbritannien und Honduras regelte
die Nutzung des Landes bis 2005. Das Unternehmen behauptet aber, der
Vertrag sei bis 2025 verlängert worden. Dafür liegt der CNTC aber
kein Beweis vor. Da der Staat keine Anstalten machte, die Situation
aufzuklären und überschüssiges Land an Kleinbäuer_innen zu
verteilen, besetzte die CNTC am 29. Juli 2012 etwa 500 Hektar Land in
Agua Blanca. Magdalena zeigt uns eine Dokumentation des von den
Besetzer_innen kultivierten Landes. Auf den Fotos sind Mais- und
Zucc
hinifelder sehen. Als am 26. August diesen Jahres die Ernte kurz
bevor stand, räumte der Sicherheitsdienst von ASUNOSA in Begleitung
von Polizei und Militär das Gebiet. „Sie haben alles zerstört“,
sagt Magalena wütend, die gesamte Ernte wurde vernichtet. Mit
Panzerfahrzeugen und Tränengas wurden die Familien vertrieben, es
gab 45 Festnahmen, darunter auch Kinder.
Anstatt die Kleinbäuer_innen bei ihrem
rechtmäßigen Kampf um Land zu unterstützen, laufen derzeit 58
Verfahren gegen Mitglieder der CNTC. Magdalena selbst wurde verhaftet
und wegen Landbesetzung und Schädigung des Unternehmens ASUNOSA
verurteilt. Am 10. Dezember wird sie gegen dieses Urteil in Berufung
gehen.