Samstag, 7. Juli 2012

Von der JournalistInnen-Delegation 2012 - Bericht 1

Das Recht auf Information

Das erste Erstaunliche an Tegucigalpa war der morgendliche Wandel seiner Straßen. Wo bei unserer Ankunft Dunkelheit und Menschenleere geherrscht hatte, schoben sich morgens hupend eine Unmenge von Autos um enge Kurven. Doch abgesehen von der Straße vor unserem Hotel blieb uns in den letzten vier Tagen kaum Zeit, die Stadt zu entdecken. Dafür hatten wir die Gelegenheit, erstaunlich positive und politisch kämpferische Menschen kennen zu lernen. Zwei Tage verbrachten wir in einem Seminar bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in einem intensiven Austausch mit unseren honduranischen KollegInnen – den MenschenrechtsverteidigerInnen vom Komitee der Familienangehörigen Verschwundener und Verhafteter in Honduras (Comité de Familiares de Detenidos Desaparecidos en Honduras – COFADEH) , den KollegInnen der kommunitären Radios und anderer alternativer Medien und einigen „Agentes de Cambio“, jungen Leuten, die sich für einen sozialen Wandel in Honduras einsetzen.



                                         Foto: Seminar bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, © NK

Von den MitarbeiterInnen der kommunitären Radios, die ihre Programme auf freiwilliger Basis organisieren, erfuhren wir von den Schwierigkeiten, eine Sendeerlaubnis zu erhalten, von Sabotageakten gegen die technische Ausstattung sowie von persönlichen Bedrohungen und Attentaten gegen sie selbst oder KollegInnen. Als Mittel einer unabhängigen Kommunikation spielen diese Radios jedoch eine fundamentale Rolle, wie auch COFADEH-Koordinatorin Bertha Oliva betonte. Besonders in einer Gesellschaft, in der die Medien sich in der Hand weniger Eigentümer befinden, die deren politischen Diskurs vorgeben seien die Meinungsfreiheit und das Recht auf Information ein fundamentales Thema für die Verteidigung der Menschenrechte. „Eine Gesellschaft, die sich nicht informiert, die sich nicht ausdrücken kann oder in ihrem Recht auf Meinungsfreiheit beschränkt ist, ist eine gescheiterte Gesellschaft. Ein Beweis dafür sind die Angriffe auf die Bemühungen von Gemeinschaften, die sich entschieden haben, ihre eigenen Räume und eigenen Radios zu schaffen“, sagte Bertha Oliva.

Es zeigte sich ein großes Interesse, Nachrichten aus alternativen honduranischen Quellen in Europa zu verbreiten, die die Realität der Menschenrechtsverletzungen, der Ausbeutung der Naturgüter vor allem auf indigenen Territorien und der Militarisierung des Landes abbilden. In diesem Sinne könnten gemeinsame Recherchen zu Projekten der internationalen Zusammenarbeit aufdecken, an welchen Stellen Gelder aus Deutschland und der EU in die Militarisierung des Landes fließen oder zur Privatisierung indigener, kollektiv genutzter Territorien beitragen.
Abschließend stellten wir das Honduras-JournalistInnen-Projekt 2012 gemeinsam mit COFADEH und den KollegInnen der kommunitären Radios auf einer Pressekonferenz in der Residenz des deutschen Botschafters Karl-Heinz Rode der Öffentlichkeit vor. Der Botschafter erklärte dabei, dass es seit 2010 keine Besserung der Menschenrechtssituation in Honduras gegeben habe und forderte eine Kommission der Vereinten Nationen gegen die Straflosigkeit im Land einzusetzen.
Wir sind nun gespannt auf das Medienecho, aber noch gespannter darauf, unsere neuen „Arbeitsplätze“ kennen zu lernen, von denen wir bald berichten werden.
Mehr zu Seminar und Pressekonferenz auf spanisch unter www.defensoresenlinea.com