Das Recht auf Information
Das erste Erstaunliche an Tegucigalpa
war der morgendliche Wandel seiner Straßen. Wo bei unserer Ankunft
Dunkelheit und Menschenleere geherrscht hatte, schoben sich morgens
hupend eine Unmenge von Autos um enge Kurven. Doch abgesehen von der
Straße vor unserem Hotel blieb uns in den letzten vier Tagen kaum
Zeit, die Stadt zu entdecken. Dafür hatten wir die Gelegenheit,
erstaunlich positive und politisch kämpferische Menschen kennen zu
lernen. Zwei Tage verbrachten wir in einem Seminar bei der
Friedrich-Ebert-Stiftung in einem intensiven Austausch mit unseren
honduranischen KollegInnen – den MenschenrechtsverteidigerInnen vom
Komitee der Familienangehörigen Verschwundener und Verhafteter in
Honduras (Comité de Familiares de Detenidos Desaparecidos en
Honduras – COFADEH) , den KollegInnen der kommunitären Radios und
anderer alternativer Medien und einigen „Agentes de Cambio“,
jungen Leuten, die sich für einen sozialen Wandel in Honduras
einsetzen.
Von den MitarbeiterInnen der kommunitären Radios, die ihre Programme auf freiwilliger Basis organisieren, erfuhren wir von den Schwierigkeiten, eine Sendeerlaubnis zu erhalten, von Sabotageakten gegen die technische Ausstattung sowie von persönlichen Bedrohungen und Attentaten gegen sie selbst oder KollegInnen. Als Mittel einer unabhängigen Kommunikation spielen diese Radios jedoch eine fundamentale Rolle, wie auch COFADEH-Koordinatorin Bertha Oliva betonte. Besonders in einer Gesellschaft, in der die Medien sich in der Hand weniger Eigentümer befinden, die deren politischen Diskurs vorgeben seien die Meinungsfreiheit und das Recht auf Information ein fundamentales Thema für die Verteidigung der Menschenrechte. „Eine Gesellschaft, die sich nicht informiert, die sich nicht ausdrücken kann oder in ihrem Recht auf Meinungsfreiheit beschränkt ist, ist eine gescheiterte Gesellschaft. Ein Beweis dafür sind die Angriffe auf die Bemühungen von Gemeinschaften, die sich entschieden haben, ihre eigenen Räume und eigenen Radios zu schaffen“, sagte Bertha Oliva.
Es zeigte sich ein großes Interesse, Nachrichten aus alternativen honduranischen Quellen in Europa zu verbreiten, die die Realität der Menschenrechtsverletzungen, der Ausbeutung der Naturgüter vor allem auf indigenen Territorien und der Militarisierung des Landes abbilden. In diesem Sinne könnten gemeinsame Recherchen zu Projekten der internationalen Zusammenarbeit aufdecken, an welchen Stellen Gelder aus Deutschland und der EU in die Militarisierung des Landes fließen oder zur Privatisierung indigener, kollektiv genutzter Territorien beitragen.
Abschließend stellten wir das
Honduras-JournalistInnen-Projekt 2012 gemeinsam mit COFADEH und den
KollegInnen der kommunitären Radios auf einer Pressekonferenz in der
Residenz des deutschen Botschafters Karl-Heinz Rode der
Öffentlichkeit vor. Der Botschafter erklärte dabei, dass es seit
2010 keine Besserung der Menschenrechtssituation in Honduras gegeben
habe und forderte eine Kommission der Vereinten Nationen gegen die
Straflosigkeit im Land einzusetzen.
Wir sind nun gespannt auf das
Medienecho, aber noch gespannter darauf, unsere neuen „Arbeitsplätze“
kennen zu lernen, von denen wir bald berichten werden.
Mehr zu Seminar und Pressekonferenz auf
spanisch unter www.defensoresenlinea.com