Foto: Pressekonferenz, Deutsche Botschaft, Tegucigalpa, © NK
Zu Beginn der Reise der JournalistInnen-Delegation in Honduras fand im Haus des deutschen Botschafters Karl-Heinz Rode am 6.7.2012 in Tegucigalpa eine Pressekonferenz zur aktuellen Lage der Menschenrechte statt.
Zu Beginn der Reise der JournalistInnen-Delegation in Honduras fand im Haus des deutschen Botschafters Karl-Heinz Rode am 6.7.2012 in Tegucigalpa eine Pressekonferenz zur aktuellen Lage der Menschenrechte statt.
“Die Straflosigkeit ist ein großes
Hindernis auf dem Weg zur vollständigen Versöhnung innerhalb der
honduranischen Gesellschaft“, sagte Botschafter Karl-Heinz Rode. Er
kritisierte, dass es während der Amtszeit von Präsident Porfirio
Lobo in Bezug auf die Menschenrechte keine realen Fortschritte
gegeben habe. Die massiven Menschenrechtsverletzungen seien nicht
strafrechtlich verfolgt worden, mit Ausnahme der Verurteilung eines
rangniederen Polizisten wegen des Verbrechens der Folter. „Ich
möchte hier nur die schweren Menschenrechtsverletzungen erwähnen:
22 Fälle von Mord, die Menschenrechtsverteidiger auf politische
Motive zurückführen, 72 Menschenrechtsverletzungen, bei denen die
Organisationen politische Motive vermuten, 307 Morddrohungen, 28
Fälle von gewaltsamem Verschwindenlassen. Es gab zahlreiche
extralegale Hinrichtungen, von denen besonders arme Jugendliche
betroffen sind“, sagte der deutsche Botschafter weiter. Er begrüße
daher, dass eine Kommission zur Überprüfung der Polizei
eingerichtet wurde, diese könne jedoch keinen Erfolg haben, wenn
nicht gleichzeitig eine Kommission der Vereinten Nationen gegen die
Straflosigkeit eingesetzt werde.
Die JournalistInnen-Delegation wird auf
Bitte mehrerer kommunitärer Radios zwei Monate in Honduras
verbringen. “Unser Vorhaben ist es, die Menschenrechtssituation in
Honduras zu beobachten: einerseits in Bezug auf die Meinungsfreiheit
und andererseits in Bezug auf die Menschenrechte der zweiten und
dritten Generation“, erklärte das Delegationsmitglied Andrea
Lammers auf der Pressekonferenz.
JournalistInnen sind in Honduras in
besonderem Maße bedroht. Seit dem Putsch 2009 wurden bereits 24
JournalistInnen ermordet, nur in einem Fall wurde ein mutmaßlicher
Täter verhaftet. Die RadiomacherInnen der kommunitären Radios La
Voz Lenca und Guarajambala der indigenen Organisation COPINH, des
Radios Faluma Bimetu der Garifuna-Organisation OFRANEH und des Radios
La Voz de Zacate Grande, bei denen die JournalistInnen als
Menschenrechtsbeobachter tätig sein werden, sind seit dem Putsch
Morddrohungen ausgesetzt.
Roxana Corrales vom Radio La Voz de
Zacate Grande erklärte auf der Pressekonferenz: “Sie greifen uns
ständig an, deshalb wurden von der Interamerikanischen
Menschenrechtskommission Schutzmaßnahmen für uns angeordnet, denn
sie drohen uns, dass sie uns umbringen werden, wenn wir sie weiterhin
anzeigen. Im vergangenen Jahr wurden die RadiomacherInnen von Zacate
Grande von der Polizei festgenommen, sie mussten ihre Kamera und
ihren Presseausweis abgeben und bis jetzt haben sie die Kamera nicht
zurückerhalten. Die Polizei legt unserer Arbeit ständig Steine in
den Weg.“
Radio La Voz de Zacate Grande wurde auf
Betreiben des Großgrundbesitzers Miguel Facussé von der örtlichen
Polizei bereits einmal geschlossen. Der Betrieb des Radios leidet
immer wieder unter willkürlichen Unterbrechungen der
Stromversorgung, was auch für andere kommunitäre Radios zutrifft.
Auf Radio Coco Dulce wurde nach dem Putsch ein schweres Brandattentat
verübt.
Bertha Oliva, Koordinatorin der
Menschenrechtsorganisation COFADEH und Mitveranstalterin der
Pressekonferenz, begrüßte die Ankunft der der Delegation. Sie
betonte die Bedeutung der internationalen Netzwerke, „um das zu
beobachten, was wirklich hier passiert, um die internationale
Öffentlichkeit darüber zu informieren und um die Menschen, die
unter diesen brutalen Umständen leben, zu begleiten.
Über die Delegation wurde im Anschluss
der Pressekonferenz sowohl in Honduras als auch international
berichtet. Honduranische Medien griffen besonders die Tatsache auf,
dass die JournalistInnen bereits wenige Stunden nach dem Kauf von
Handynummern zahlreiche Telefonanrufe erhalten hatten, von denen
einige möglicherweise als Warnungen zu bewerten sind.