Dienstag, 11. September 2012

Dringlichkeits-Appell Bajo Aguán

Übergriffe, Verfolgung und Festnahme von Bäuerinnen und Bauern der Siedlung „Los Laureles“ in Tocoa, Colón 
(COFADEH[1], 9.9.2012)

Hunderte Soldaten der Operation „Xatruch III“, sowie Präventivkräfte der Polizei sind verantwortlich für die geschehenen Übergriffe, Verfolgung und Festnahmen von mehr als 40 Frauen, Männern und Minderjährigen während einer gewaltsamen Räumung der Siedlung „Los Laureles“ in Tocoa, Colón von heute Sonntag, 9. September um 14.00 Uhr. “Wir haben grosse Angst, dass es Tote geben wird”, sagte ein Zeuge der Repression, welcher der Festnahme knapp entkommen konnte.
Während der gewaltsamen Räumung setzte das Kontingent, bestehend aus Einheiten von Militär und Polizei starkes Tränengas, sowie grosskalibrige Waffen ein. Ihre grausame Aktion wendeten sie auch auf die angrenzenden Viertel der Siedlung an.


COFADEH kontaktierte kurz darauf den einsatzleitenden Polizeichef, Subkommissar Mejía Rosales, welcher jedoch keine Angaben zu den Festgenommenen machte mit der Begründung, dass „die Mission“ noch im Gange sei. Er verwies auf das Polizei-Kommando in Tocoa, welches verlauten liess, dass für diese Zwecke die nationale Ermittlungbehörde (Dirección Nacional de Investigación, DNIC) zuständig sei. Diese wiederum liess über den Offizier Gerson Vásquez ausrichten, dass die Leitung dem Militär unterstellt sei, im Rahmen der „Operation Xatruch“, und diese keine Festnahmen veranlasst hätten.

Ein Menschenrechtsverteidiger aus dem Gebiet informierte, dass die Menschenrechts-Ministerin über die schlimme Situation informiert sei, dass die feindlichen Angriffe auf die Bewohner/innen von „Los Laureles“ jedoch weiter anhalten. Gemäss den Berichten von Betroffenen befinden sich unter den 40 verhafteten Personen: Eduardo Rivera, Esperanza Lara, Miguel Mejía, Yulian Marilí Rosales, Odilia Cruz Cruz, Héctor Cruz y Héctor Cálix.

Für die Koordinatorin von COFADEH, Bertha Oliva sind dies die Folgen einer Politik, wo die Institutionen nicht im Dienst des Staates stehen, sondern der Grossgrundbesitzer und ihren Funktionären. „Dies sind die Folgen einer unheilvollen Militarisierung, wenn die öffentlichen Instanzen von Militärs unterwandert werden, welche ihrerseits die Kontrolle über diese übernehmen. Deshalb darf es nicht sein, dass Militärs in der Öffentlichkeit Aufgaben der Sicherheit übernehmen“, kommentierte Oliva. Für sie entspricht eine sonntägliche Räumung zudem einer Strategie von Seiten der repressiven Kräfte mit der Intention, dass sich möglichst wenig Unterstützung für die Betroffenen mobilisieren lässt.

Oliva fügte an, dass keine ernsthaften Bemühungen unternommen würden, um die Verantwortlichen dieser Menschenrechtsverletzungen ausfindig zu machen. Das Vorgehen des Innenministeriums bestätige dies, denn seine Rolle wäre es, Übergriffe dieser Art, welche einer Menschenjagd gleichen, mit allen Mitteln zu bekämpfen. „Die Aufgabe des Staates ist es in solchen Fällen, von Amtes wegen diese Grausamkeiten von Militär und Polizei unverzüglich zu stoppen und nicht auf Zeit zu spielen“, signalisierte die Menschenrechtsverteidigerin.

Aus diesen Gründen richten wir unseren Appell an die nationale und internationale Gemeinschaft, um mittels Sofortmassnahmen ein Ende der Repression zu fordern, welche die physische Integrität der Personen aus der Siedlung „Los Laureles“ garantieren und die festgenommenen Frauen, Männer und Minderjährigen unverzüglich freizulassen.

Bitte richten Sie ihre Forderungen an folgendes Instanzen:
Polizeikommando Tocoa, Colón:                                     00504 24 44 31 05

Nationale Ermittlungsbehörde, Tocoa, Colón:             00504 24 44 24 90
(Dirección Nacional de Investigación, DNIC)

Den Menschenrechtsorganisationen ist es zudem ein Anliegen, weitere Information über die festgenommen Frauen zu erhalten, im Wissen darum, dass diese einem doppelten Risiko ausgesetzt sind aufgrund der vorausgehenden Gewalttaten gegen Frauen in ihrem Kampf um Land.

Gegenüber den Gräueltaten und Tätern
Weder Vergessen, noch Vergebung

Komitee der Angehörigen von Verschwundenen und Inhaftierten in Honduras
COFADEH

Tegucigalpa M.D.C. 09 de septiembre de 2012



[1] Komitee der Angehörigen von Verschwundenen und Inhaftierten in Honduras (COFADEH), www.defensoresenlinea.com.