Choloma, Honduras. Bei der Räumung einer
Straßensperre in Choloma nahe der zweitgrößten Stadt von Honduras, San
Pedro Sula, ist am Montag der 40-jährige Ismael Hernández von Einheiten
der Militärpolizei
getötet worden.
Laut Medienberichten blockierten Demonstranten mit einem
Sattelschlepper die Schnellstraße, die San Pedro Sula mit dem Hafen in
Puerto Cortes verbindet, als die Militärpolizei das Feuer auf sie
eröffnete. Dabei wurde Hernández von mindestens vier Projektilen in den
Rücken getroffen.
Am gleichen Tag demonstrierten in der Hauptstadt Tegucigalpa mehr als
1.000 Studenten der Autonomen Nationalen Universität und blockierten
den Boulevard Suyapa. Die Protestaktion wurde ebenfalls von staatlichen
Sicherheitskräften unter Einsatz von Tränengas geräumt.
Laut Menschenrechtsorganisationen wurden seit den Wahlen im November
des vergangenen Jahres in Zusammenhang mit den landesweiten Protesten
gegen den Wahlbetrug und die illegale Wiederwahl des Präsidenten Juan
Orlando Hernández über 40 Personen ermordet.
Dennoch reißen die Proteste nicht ab, auch am vergangenen Samstagabend
gingen
in mehreren Städten wieder tausende Menschen auf die Straße. In der
Hauptstadt Tegucigalpa waren der Ex-Präsidentschaftskandidat der Allianz
gegen die Diktatur, Salvador Nasralla, und der im Jahr 2009 durch einen
Putsch abgesetzte Ex-Präsident Manuel Zelaya beteiligt. Mit einem Gebet
wurde der Toten gedacht, die bei den Demonstrationen und
Straßenblockaden nach der Wahl überwiegend staatlicher Gewalt zum Opfer
fielen. Nasralla betonte, dass die Proteste im ganzen Land weitergehen
würden, bis Hernández entmachtet sei. Er
kritisierte
auch die jüngsten Äußerungen von Seiten der Vereinten Nationen (UN) und
der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). UN-Generalsekretär
António Guterres hat Hernández zu seiner zweiten Amtszeit als Präsident
gratuliert. Die UN möchte die honduranische Regierung zudem bei einem
nationalen Dialog unterstützen. Zu diesem Zweck wurde am 7. Februar ein
Expertenteam nach Honduras geschickt, dem Catalina Soberanis, Carlos
Vergara und Marcie Mersky angehören. Sie sollen Gespräche mit Akteuren
aus Politik und Zivilgesellschaft führen.
Die OAS hat derweil den guatemaltekischen Ex-Präsidenten Álvaro Colom
in das mittelamerikanische Land entsandt, um mit der Regierung
Gespräche über die zukünftige Bekämpfung der Korruption, demokratische
Prozesse und Reformen des Wahlsystems zu sprechen. Ein jüngst im
honduranischen Parlament erlassenes Dekret könnte die Arbeit der
Internationalen Unterstützungsmission gegen Korruption und
Straflosigkeit in Honduras (MACCIH) der OAS stark in ihrer Arbeit
beschneiden und vermutlich Straffreiheit für bislang Beschuldigte
bedeuten. Dies hat zu Verstimmung auf Seiten der MACCIH geführt.
Salvador Nasralla erklärte, dass er Colom als Mediator akzeptieren
würde. Seiner Auffassung nach sollte vor allem über Sanktionen gegen 65
korrupte Abgeordnete, unter ihnen Parlamentspräsident Mauricio Oliva,
gesprochen werden. Wenn er selbst sich mit an den Verhandlungstisch
setzen sollte, dann nur "unter der Bedingung, dass das Anliegen der
Menschen auf den Straßen akzeptiert wird. Und das ist der Wahlbetrug",
so Nasralla.