Tegucigalpa.
Als "sehr schwerwiegend" hat die Gewerkschaft der
Agrarindustriearbeiter (Sindicato de Trabajadores de la Agroindustria y
Similares, Stas) die kürzlich vom Ministerium für Arbeit in Honduras
getroffene Entscheidung
bezeichnet,
dass Saisonarbeiterinnen und -arbeiter auf Melonen-Plantagen kein Recht
auf Sozialleistungen, Sozialversicherung und Organisation haben.
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Im Jahr 2017 startete die internationale Kampagne
"Gewerkschaftsfreiheit
und Fairness für Fyffes-Beschäftigte" der Make
Fruit Fair! Campaign
Quelle:
makefruitfair
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Zusätzlich wurden Verwaltungsbeschlüsse getroffen, "die die Würde der
Arbeiter in den Melonen-farmen von Fyffes/Sumitomo im Süden von Honduras
ernsthaft beinträchtigen", so der Stas-Vorsitzende Tomás Membreño.
Nicht nur würden tausenden Beschäftigten ihre Rechte entzogen, auch
seien die Betriebsgruppen der Gewerkschaft für illegal erklärt worden,
während gleichzeitig zwei von Unternehmen gegründete Gewerkschaften
rechtlich anerkannt wurden. "Wieder einmal müssen wir die Absprachen
zwischen Behörden und Unternehmern sowie die Verletzung von Arbeits- und
Gewerkschaftsrechten anprangern, die durch nationale Gesetze und
internationale Übereinkommen garantiert werden", fügte er hinzu.
Das irische Unternehmen Fyffes, das 2017 vom japanischen Konzern
Sumitomo übernommen wurde, ist einer der weltgrößten Fruchthändler und
zählt zu den größten Fruchtimporteuren und -Großhändlern Europas.
Gehandelt werden vor allem Bananen, Ananas, Melonen und Pilze. Nach
eigenen Angaben der Konzern Hauptimporteur von Bananen "und der führende
Vermarkter von Bio- und Fairtrade-Bananen" in Europa. Das Unternehmen
ist wegen wiederholter Vorwürfe von Rechtsverletzungen in den Melonen-
und Ananasplantagen von Honduras und Costa Rica im Jahr 2017 von der
Mitgliedschaft in der britischen Ethical Trade Initiative (ETI)
ausgeschlossen worden. Dies scheint die Nichtregierunsorganisation Fair
Trade USA indes nicht zu stören: im April dieses Jahres hat sie seiner
Tochtergesellschaft Sur Agrícola de Honduras (Suragroh) die
Fair-Trade-Zertifizierung
verliehen.
Zu den gröbsten Verstößen der Fyffes-Töchter Suragroh und Melón
Export S.A. (Melexsa), die von honduranischen Gewerkschaften sowie vom
lateinamerikanischen Zweig der Internationalen Gewerkschaft der
Nahrungsmittelarbeiter (Rel Uita) angeprangert werden, gehören die
Verlängerung von Arbeitstagen, die Nichtzahlung von Mindestlöhnen,
Überstunden und Urlaub.
Sozialversicherungsbeiträge würden nicht bezahlt
und die Dauer der Betriebszugehörigkeit nicht berücksichtigt. Die
Gewerkschafter weisen zudem auf schlechte Hygiene- und
Sicherheitsbedingungen sowie auf wiederholte Fälle von Vergiftung, auf
die Entlassung von Arbeiterinnen wegen Schwangerschaft und die
Erstellung von "schwarzen Listen" hin. Laut Membreño haben die Firmen
sich zudem geweigert, die Legitimität der Betriebsgruppen der Stas
anzuerkennen. Die in ihr organisierten Arbeiter seien innerhalb und
außerhalb der Melonenfarmen systematisch schikaniert worden.
Bezüglich der neu gegründeten Gewerkschaften Sitrasuragroh und
Sitramelexsa merkt Membreño an, diese würden vom Verwaltungspersonal der
beiden Tochterfirmen gefördert und seien mit ihren Vertrauenspersonen
besetzt. "Das einzige Ziel ist vorzutäuschen, dass die Rechte in den
Plantagen respektiert werden und so die internationale Kampagne zu
schwächen". Seit Anfang 2017 läuft die Informations- und
Protestkampagne
"Gewerkschaftsfreiheit und Fairness für Fyffes-Beschäftige", bei der
weltweit aufgerufen wird, E-Mails an den Vorstandsvorsitzenden David
McCann zu schicken.
Das Arbeitsministerium habe mit seiner Entscheidung einen sehr
gefährlichen Präzedenzfall für die Leiharbeiter aller Bereiche
geschaffen: Einerseits werden ihnen Sozialleistungen und soziale
Sicherheit verweigert, andererseits das Recht auf Vereinigungsfreiheit
und Tarifverhandlungen abgeschnitten. Um dem entgegenzutreten, hat die
Stas über ihren Anwalt Beschwerde beim Obersten Gerichtshof eingereicht
und wird dies auch vor internationalen Gremien tun. In den
vergangenenTagen ist eine internationale Delegation in das Gebiet
gekommen, um Informationen und Daten für einen Bericht zu sammeln, der
bei Verhandlungen vorgelegt werden soll.