Zwei Kugeln und acht Haftbefehle
Freitag, 27. Juli, La Esperanza. Kurz nach sechs Uhr morgens steht der Geländewagen der Menschenrechtsorganisation COPINH vor der Einfahrt, es geht in Richtung El Progreso, wo Melissa Cardoso nachmittags ihr neues Buch präsentiert. Schlaftrunken schlichten wir uns zu siebt in das Gefährt; warum es so früh los geht, weiß noch keiner genau. Auf halber Wegstrecke wird ein Treffpunkt mit „Chefin" Berta Cáceres vereinbart und es klärt sich, was via Telefon nicht preisgegeben werden wollte:
Am Programm steht ein Zwischenstopp in der indigenen Lenca-Gemeinde La Cuchilla im Departement Sta. Barbara. Der Ort präsentiert sich als Landschaft - Maisfelder wölben sich über die sanfte Bergkuppen, die ineinander verwoben bis zum Horizont reichen. In das Idyll hat sich allerdings Angst und Bedrohung eingeschlichen: vier Personen reklamieren seit einiger Zeit das gesamte Territorium, das bislang rund 80 Familien bewirtschaftet haben, für sich allein. Sie drohen den anderen mit Räumung und dass sie schon bald etliche Dutzend Rinder eines Drogenbarons auf ihre Maisfelder treiben würden.
Wir stoppen für ein dringendes Beratungstreffen in der indigenen Gemeinde La Cuchilla. (C) NK |