Freitag, 13. Juli 2012

Von der JournalistInnen-Delegation 2012 - Bericht 4

Triunfo de a Cruz
Nachrichten gegen die Privatisierung

Ein sonniger Nachmittag unter der Woche, der Strand von Triunfo de la Cruz ist nahezu menschenleer. Auf dem türkisblauen Meer schäumen kleine Wellen, Kokospalmen spenden großzügig Schatten auf dem hell glänzenden Strand. Ab und an fliegt ein Pelikan dicht über der Wasseroberfläche entlang. Es ist kein Wunder, dass die Bahía de Tela, die Bucht, in der Triunfo liegt, seit Jahrzehnten Begehrlichkeiten der Tourismusindustrie weckt. Doch der Strand ist kollektives Eigentum der Garífuna-Gemeinde Triunfo. „Wenn wir nicht hier wären, stünde hier schon alles voller Hotels“, meint Alfredo López, Koordinator beim Radio Faluma Bimetu (Coco Dulce). 



Seit über 200 Jahren leben die Garífuna, die von der Insel San Vicente vertrieben wurden, an der honduranischen Atlantikküste. Lange Zeit wurden sie dort weitgehend in Ruhe gelassen, bis die Strände für den Tourismus entdeckt wurden. Seit knapp zwanzig Jahren wehren sich die Garífuna Gemeinden, besonders Triunfo de la Cruz gegen Großtourismusprojekte, für die ihre kollektiv genutzten Strände und Felder privatisiert werden sollen. Zum Teil ist der Widerstand erfolgreich, manchmal ist der Gegner zu mächtig: Westlich von Tela, in Tornabé, wird schon jetzt an einem großen Ressort mit Unterstützung der Interamerikanischen Entwicklungsbank gebaut.

Trotz des Kampfes für den Erhalt des Fischfangs und der Landwirtschaft in Triunfo sind Touristen durchaus willkommen. Wir werden im Ort immer wieder als Touristen angesprochen, freundlich gegrüßt, gefragt, woher wir kommen und wie viele Tage wir bleiben. Die kleinen Unterkünfte und Restaurants, die es jetzt gibt, sind im Eigentum der Garífuna. Alfredo erzählt lachend, dass in der Hochsaison immer wieder Gäste zum Radiosender kommen, um Kinder suchen zu lassen, die sich am Strand verlaufen haben – bis jetzt wurde jedes Kind wiedergefunden.

Am Montag haben wir Radio Faluma Bimetu kennen gelernt, ein kleines Haus neben einer etwa fünf Meter hohen Sendeantenne. Es entstand 1997 als Instrument zur Kommunikation und Mobilisierung innerhalb der Landkonflikte. Nachdem zuletzt 2010 ein Brandanschlag auf den Sender verübt wurde, wurde das Haus außerdem mit Überwachungskameras ausgestattet. Aus dem Inneren des Studios lassen sich nun die Wege der Hühner ums Haus verfolgen – hoffentlich bleibt es dabei.
Aus dem Studio von Radio Faluma Bimetu wird meistens live gesendet wird. Abwechselnd werden von hier sechs Tage in der Woche Jugendprogramme, Nachrichten auf Garífuna und auf Spanisch, eine kirchliche Sendung sowie verschiedene Musiksendungen ausgestrahlt. Alfredo erzählt in seinen Mittagsnachrichten von den Dingen, die die Gemeinde betreffen. Dabei geht es immer wieder um den Streit um Ländereien in Triunfo und den umliegenden Garífuna-Gemeinden, die entgegen den kollektiven Landtiteln privatisiert worden sind. Einen geschriebenen Sprechertext für die Nachrichten gibt es nicht. An diesem Tag sind auch wir ein Teil der Nachrichten und stellen uns und unser Projekt über den Sender vor. Vielleicht werden wir in Zukunft nicht mehr so oft als Touristen angesprochen.