Nachrichten gegen die Privatisierung
Ein sonniger Nachmittag
unter der Woche, der Strand von Triunfo de la Cruz ist nahezu
menschenleer. Auf dem türkisblauen Meer schäumen kleine Wellen,
Kokospalmen spenden großzügig Schatten auf dem hell glänzenden
Strand. Ab und an fliegt ein Pelikan dicht über der Wasseroberfläche
entlang. Es ist kein Wunder, dass die Bahía de Tela, die Bucht, in
der Triunfo liegt, seit Jahrzehnten Begehrlichkeiten der
Tourismusindustrie weckt. Doch der Strand ist kollektives Eigentum
der Garífuna-Gemeinde Triunfo. „Wenn wir nicht hier wären, stünde
hier schon alles voller Hotels“, meint Alfredo López, Koordinator
beim Radio Faluma Bimetu (Coco Dulce).
Seit über 200 Jahren
leben die Garífuna, die von der Insel San Vicente vertrieben wurden,
an der honduranischen Atlantikküste. Lange Zeit wurden sie dort
weitgehend in Ruhe gelassen, bis die Strände für den Tourismus
entdeckt wurden. Seit knapp zwanzig Jahren wehren sich die Garífuna
Gemeinden, besonders Triunfo de la Cruz gegen Großtourismusprojekte,
für die ihre kollektiv genutzten Strände und Felder privatisiert
werden sollen. Zum Teil ist der Widerstand erfolgreich, manchmal ist
der Gegner zu mächtig: Westlich von Tela, in Tornabé, wird schon
jetzt an einem großen Ressort mit Unterstützung der
Interamerikanischen Entwicklungsbank gebaut.
Trotz des Kampfes für den Erhalt des
Fischfangs und der Landwirtschaft in Triunfo sind Touristen durchaus
willkommen. Wir werden im Ort immer wieder als Touristen
angesprochen, freundlich gegrüßt, gefragt, woher wir kommen und wie
viele Tage wir bleiben. Die kleinen Unterkünfte und Restaurants, die
es jetzt gibt, sind im Eigentum der Garífuna. Alfredo erzählt
lachend, dass in der Hochsaison immer wieder Gäste zum Radiosender
kommen, um Kinder suchen zu lassen, die sich am Strand verlaufen
haben – bis jetzt wurde jedes Kind wiedergefunden.
Am Montag haben wir Radio Faluma Bimetu
kennen gelernt, ein kleines Haus neben einer etwa fünf Meter hohen
Sendeantenne. Es entstand 1997 als Instrument zur Kommunikation und
Mobilisierung innerhalb der Landkonflikte. Nachdem zuletzt 2010 ein
Brandanschlag auf den Sender verübt wurde, wurde das Haus außerdem
mit Überwachungskameras ausgestattet. Aus dem Inneren des Studios
lassen sich nun die Wege der Hühner ums Haus verfolgen –
hoffentlich bleibt es dabei.
Aus dem Studio von Radio Faluma Bimetu
wird meistens live gesendet wird. Abwechselnd werden von hier sechs
Tage in der Woche Jugendprogramme, Nachrichten auf Garífuna und auf
Spanisch, eine kirchliche Sendung sowie verschiedene Musiksendungen
ausgestrahlt. Alfredo erzählt in seinen Mittagsnachrichten von den
Dingen, die die Gemeinde betreffen. Dabei geht es immer wieder um den
Streit um Ländereien in Triunfo und den umliegenden
Garífuna-Gemeinden, die entgegen den kollektiven Landtiteln
privatisiert worden sind. Einen geschriebenen Sprechertext für die
Nachrichten gibt es nicht. An diesem Tag sind auch wir ein Teil der
Nachrichten und stellen uns und unser Projekt über den Sender vor.
Vielleicht werden wir in Zukunft nicht mehr so oft als Touristen
angesprochen.