Mittwoch, 28. Dezember 2011

Nach dem Putsch in Honduras - Vortrag am 26.1. in Nürnberg

Nach dem Putsch in Honduras: Resistencia, Repression und die Rettung des Neoliberalismus

Veranstaltung im Rahmen der Nürnberger Lateinamerika Woche
am 26.01.2012, 18:00 Uhr

Großer Saal des Bürgerzentrums Villa Leon
Schlachthofstraße / Philipp-Koerber-Weg 1
(U2/U3 – Rothenburger Straße)
Nürnberg

Seit dem Putsch im Juni 2009 gibt es in dem mittelamerikanischen Land Honduras eine sehr breite und vielfältige Demokratiebewegung. Viele verschiedene Interessensgruppen bündeln ihre Kräfte in der Frente Nacional de Resistencia Popular (FNRP). Das aktuelle Regime hat mit dem Versprechen einer "nationalen Versöhnung" nach dem Putsch die Unterstützung der Regierungen der EU und Nordamerikas gewonnen. In Honduras steht die Regierung aber nach wie vor für die Straflosigkeit politischer Morde, die Interessen der reichsten Familien und die Wiedereinführung des neoliberalen Wirtschaftsmodells. Der Referent berichtet in einem Bildvortrag von mehreren Besuchen bei der Demokratiebewegung in Honduras.

Referent: Andrés Schmidt, war zuletzt im September 2011 in Honduras und arbeitet im Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V. in München.

Fotoausstellung in Nürnberg

Gegen die Unsichtbarkeit - Fotoausstellung zum Widerstand in Honduras
Im Rahmen der Nürnberger Lateinamerika Woche

10.01.2012 - 05.02.2012
Öffnungszeiten, Di bis Fr: 10 bis 22 Uhr; Sa, So: 17 bis 22 Uhr.

Bürgerzentrum Villa Leon
Schlachthofstraße / Philipp-Koerber-Weg 1
U2/U3 – Rothenburger Straße
Nürnberg

Die Fotoausstellung „Gegen die Unsichtbarkeit" zeigt die Gesichter der Widerstandsbewegung in Honduras. Sie zeigt, dass obwohl die internationale Gemeinschaft den Putsch in Honduras schon vergessen hat und die neue Regierung als demokratisch gewählte anerkennt, das Land nicht zur Ruhe gekommen ist. Menschenrechtsverletzungen und Repression gegen politische AktivistInnen sind immer noch an der Tagesordnung. Die Ausstellung thematisiert auch die Rolle der Europäischen Union und deutscher Institutionen bei der Normalisierung der Post-Putsch-Situation in Honduras. Die Ausstellung ist ein Projekt einer Gruppe von AktivistInnen und freien JournalistInnen, die im Dezember 2010 im Rahmen einer Delegationsreise in Honduras waren. Etwa die Hälfte der Fotos stammt von honduranischen KünstlerInnen im Widerstand.

http://www.lateinamerikawoche.de/2012/anfang.php
http://www.lateinamerikawoche.de/2012/LAWO2012%20Web.pdf

weitere Informationen zur Fotoausstellung unter:
http://hondurasdelegation.blogspot.com/search/label/Ausstellung

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Präsidentschaftskandidat stirbt bei Attentat

Ex-Drogenbehördenchef Alfredo Landaverde wollte in Honduras 2013 antreten. Kritiker: Polizei und Justiz von Drogenmafia unterwandert  

Von Benjamin Beutler, amerika21.de

 

Teguciagalpa. Honduras wird derzeit von in einer Welle der Gewalt überschwemmt. Am Donnerstag Morgen erschossen Unbekannte den Ex-Drogenfahnder und Regierungsberater des gestürzten Ex-Präsidenten Manuel Zelaya, Alfredo Landaverde. Der 76-jährige Gründer der christdemokratischen Partei (PDCH) befand sich mit seiner Ehefrau Hilda Caldera in seinem Auto, als Maskierte von einem Motorrad herab das Feuer auf den PKW eröffneten. Landaverde, der zum Zeitpunkt des Angriffs auf der Fahrerseite saß, wurde tödlich getroffen. Seine Frau, eine Soziologin und Nichte von Venezuelas Ex-Präsident Rafael Caldera, überlebte das Attentat mit einem Schuss in den Rücken. Gegenüber amerika21.de erklärten informierte Kreise, dass Landaverde fest entschlossen war, bei den Präsidentschaftswahlen 2013 als PDCH-Kandidat ins Rennen zu gehen.
Manuel Zelaya reagierte mit schweren Anschuldigungen auf das Attentat. "Der Arm des Verbrechens ist in die Schichten des Staates eingedrungen, in alle operativen Mechanismen der Justiz", so der Ex-Präsident. Julieta Castellanos, Direktorin der Autonomen Universität von Honduras (UNAH), wertete die Ermordung von Landaverde als eine "Zuschaustellung des Staates". Noch wehre sie sich, Honduras als "gescheiterten Staat" zu bezeichnen, "obwohl nur noch sehr wenige Eigenschaften" dafür fehlen würden, so die enge Freundin der Familie Landaverde. Die Personalunion von Polizei, Militär und Politik ist auch für sie klar: "Wenn Uniformierte Verbrechen begehen und vom Staat gedeckt werden, dann ist das mehr als überfordert oder zusammengebrochen sein. Dann ist der Staat Komplize des Verbrechens."
Vermutlich wurde Landaverde Opfer seines unermüdlichen Kampfes für Menschenrechte und gegen Korruption. Von 1994 bis 1998 war er Mitglied zweiter Untersuchungskommissionen zur Kontrolle der Polizei. Als Ergebnis wurde die Nationale Ermittlungsdirektion (DIN) aufgelöst, eine wegen Geheimdienstaktivitäten, Entführungen, Folter und Verschwindenlassens von Menschenrechtsaktivisten gefürchtete Polizeieinheit. Einen Monat vor seiner Hinrichtung auf offener Straße hatte der 1940 geborene Polit-Analyst vom Ex-Minister für Sicherheit, Oscar Álvarez, in der Sendung "Von Angesicht zu Angesicht" die Herausgabe einer Liste von 25 hochrangigen Polizeibeamten gefordert. Sie unterhielten nach seinen Aussagen direkte Verbindungen zur Drogenmafia. Dieselbe Bitte richtete er an den damaligen Chef der Nationalpolizei, General José Luis Muñoz Licona, doch seine Petition verlief im Sande.
Der Tod des beliebten PDCH-Politikers ist der vorläufige Höhepunkt der seit dem Putsch 2009 entfachten Gewalt und der Ausbreitung der Drogenmafia in dem zentralamerikanischen Transitland für Kokain in Richtung USA. "Wenn wir ehrlich sind, müssen wir akzeptieren, dass die politischen Parteien im Kongress infiltriert sind", hatte Landaverde vor seinem Tod nachdrücklich vor dem Einfluss der Kokainmafias gewarnt. Neben den Parteien habe sich die organisierte Kriminalität im Parlament, der Privatwirtschaft, der Polizei, Ministerien und Behörden eingenistet, erinnert die Tageszeitung La Tribuna. Landaverde sei ein "mutiger Mann, der ohne Haare auf den Zähnen die Korruptheit in den Justiz-Institutionen angezeigt hat". Auch die jüngst von der Regierung beschlossene Zusammenlegung von Polizei und Armee hatte Landaverde massiv angegriffen.
Wer kritischen Stimmen wie Landaverde Gehör verschafft, steht in Honduras unter Lebensgefahr. Erst am Dienstag war die Journalistin Luz María Paz Villalobos und ihr Begleiter Delmer Canales von Unbekannten erschossen worden. Paz arbeitete für das Nachrichtenmagazin "Tres de Noticia" des Senders Radio Globo. Zu Putschzeiten war die Ermordete durch ihre "starke und unerschütterliche Kritik" bekannt geworden. Einen Tag vor ihrer Ermordung feuerten Männer ihre Schusswaffen auf das Redaktionsgebäude von La Tribuna ab, wohl ein letzter Warnschuss gegen die aufmüpfige Tageszeitung. Seit 2010 ist die Zahl getöteter Journalisten in Honduras nun auf 17 gestiegen.
Angesichts der desaströsen Lage in Honduras bleibt abzuwarten, wie sich Deutschland gegenüber den eklatanten Menschenrechtsverletzungen positioniert. Am Mittwoch endete eine Honduras-Reise des Entwicklungsausschusses des Bundestages. Man wolle "ein Bild von der aktuellen Lage" gewinnen, um "effektive Kontrolle und Beurteilung der Entwicklungspolitik der Bundesregierung zu gewährleisten".

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Honduras militarisiert öffentliche Sicherheit

Nationalkongress stimmt mit breiter Mehrheit für Notstandsdekret. Weitreichende Polizeibefugnisse an Militär übergeben 

Von Johannes Schwäbl, amerika21.de 



Tegucigalpa. Die honduranische Regierung hat den Notstand der öffentlichen Sicherheit erklärt und damit dem Militär weitreichende Polizeiaufgaben übertragen. Das Notstandsdekret vom vergangenen Montag erlaubt dem Militär unter anderem Verhaftungen, Hausdurchsuchungen, Patrouillen in den Straßen und bewaffnete Aktionen gegen Bürger welche gegen Gesetze verstoßen. Bevor das Dekret in Kraft trat, war es dem Ministerrat von Verteidigungsminister Marlon Pascua vorgelegt worden. Die Maßnahme, welche vorerst für einen Zeitraum von 90 Tagen gilt, soll laut Regierungsvertretern die Polizei unterstützen und die Korruption und die Verbindungen zum organisierten Verbrechen innerhalb dieser bekämpfen. Aus den Reihen der Regierung äußerte einzige die Ministerin für Menschenrechte, Ana Pineda, Bedenken. Sie bezweifelt, dass die bewaffneten Streitkräfte auf die Übernahme von polizeilichen Aufgaben ausreichend vorbereitet sind.