Von Jutta Blume amerika21
Tegucigalpa. Der Geschäftsführer des Wasserkraftunternehmens DESA ist als ein Drahtzieher der Ermordung der indigenen Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cáceres schuldig gesprochen worden.
Über fünf Jahre nach dem Mord an Cáceres ist Roberto David Castillo für seine Mittäterschaft verurteilt worden. Nach 49 Prozesstagen verkündete der Gerichtshof in Tegucigalpa am 5. Juli sein Urteil gegen den Geschäftsführer des Unternehmens Desarollos Energeticos SA (DESA) und ehemaligen Offizier des militärischen Geheimdienstes.
Das Gericht sieht als erwiesen an, dass Castillo eine Gruppe von Auftragsmördern und Zwischenhändlern mitkoordinierte, die den Mordplan in der Nacht vom 2. auf den 3. März 2016 in die Tat umsetzten. Außerdem hatte Castillo Berta Cáceres systematisch überwachen lassen. Das Urteil stützt sich in erster Linie auf die Auswertung von zwei Chatprotokollen und Mobilfunkdaten. Das Beweismaterial ist nicht neu und bildete bereits Ende 2019 die Grundlage für die Verurteilung von vier Auftragsmördern und drei Mittelsmännern.
Der Zivile Rat für indigene und Basisorganisationen in Honduras (COPINH), deren Koordinatorin Berta Cáceres bis zu ihrem Tod war, begrüßte das Urteil als einen Schritt hin zur Gerechtigkeit und als einen Sieg für diejenigen, die den Prozess begleitet und sich solidarisch für die Menschenrechte eingesetzt haben. Der Rat erklärt aber gleichzeitig, dass keine Gerechtigkeit erreicht ist, solange nicht alle geistigen Urheber der Tat vor Gericht gestellt werden.
Namentlich genannt sind hier der Finanzchef von DESA, Daniel Atala Midence, sowie die Mehrheitseigentümer bzw. Mitglieder des Aufsichtsrats von DESA, José Eduardo Atala, Pedro Atala und Jacobo Atala. Im Prozess gegen David Castillo war Daniel Atala als Zeuge geladen, verweigerte aber die Aussage, da gegen ihn ermittelt werde. Bislang wurde Daniel Atala nicht angeklagt, die Staatsanwaltschaft bestätigte aber, dass Ermittlungen gegen ihn liefen.
Der Anwalt der Nebenklage, Víctor Fernández, erklärte anlässlich des Urteils: "Wir müssen den Justizbehörden nicht dankbar sein. Weil diese perfekt darin waren, Bertita zu verfolgen, zu kriminalisieren, einen Haftbefehl gegen sie auszustellen und sie von ihrem Territorium zu vertreiben."
Weil es nicht gelungen sei, Berta Cáceres zu kriminalisieren und einzusperren, sei sie letztendlich ermordet worden, meint auch Rosalina Dominguez aus der Gemeinde Río Blanco, in der DESA gegen den Willen der Bevölkerung das Wasserkraftwerk Agua Zarca bauen wollte. "Sie dachten, wenn sie uns die Compañera Berta Cáceres nehmen, brächten sie uns zum Schweigen", so Dominguez.
Obwohl das Gericht als Motiv für die Ermordung von Berta Cáceres klar ihre Gegnerschaft gegen das Projekt Agua Zarca und die Konzessionsvergabe über den Gualcarque-Fluss identifiziert hat, hätten die Strafverfolgungsbehörden bislang keinen Willen gezeigt, die Konzession wieder zu entziehen, meint Fernández.
COPINH fordert neben der Strafverfolgung weiterer Auftraggeber des Mordes die Rücknahme der Konzession, die als Folge von Korruption vergeben wurde. Unter anderem gegen David Castillo läuft noch ein Betrugsverfahren im Zusammenhang mit der Konzessionsvergabe für das Wasserkraftprojekt Agua Zarca.
Das Strafmaß für David Castillo soll am 3. August verkündet werden. Das schriftliche Urteil wird erst nach der Sommerpause des Gerichts vorliegen.