Vertreter indigener Organisationen versammeln sich zur Koordination ihrer Arbeit. Organisierung gegen Landraub und Megaprojekte
Von Kirstin Büttner, amerika21.de
Belén, Honduras. Rund 40 Vertreter von sechs indigenen Volksgruppen aus allen Regionen in Honduras haben sich im Regenwaldgebiet La Moskitia versammelt, um die Situation der indigenen Gemeinden zu analysieren. Während des dreitägigen Workshops stellten die Delegierten die Probleme ihrer Gemeinden vor und arbeiteten gemeinsame Handlungsmöglichkeiten aus.
Das zweite Treffen der Menschenrechtsbeobachtung der Indigenen Völker in Honduras (ODHPINH) stand im Zeichen der Solidarität mit den Gemeinden in der abgelegenen Moskitia, die von zunehmender Militarisierung betroffen sind. In der Abschlusserklärung fordern die Beteiligten neben der Aufklärung der jüngsten Morde zur Einhaltung der Rechte der Indigenen Völker auf und lehnen die transnationalen und internationalen Megaprojekte ab.
Während des Treffens wurde vorrangig die Bedrohung der Gemeinden durch illegale Landnahme diskutiert. Die einzelnen Vertreter haben die konkreten Probleme vorgestellt, mit denen ihre Gemeinden konfrontiert sind, unter anderem die Privatisierung der Wälder für den Emissionshandel im Rahmen des REDD-Projekts, das Gesetz zur Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen in Honduras (RED), die Vergabe von Konzessionen für Wasserkraftwerke und Minen, den Ölpalmenanbau zur Produktion von Biokraftstoffen sowie Megatourismusprojekte.
Laut Berta Cáceres, Koordinatorin des indigenen Dachverbandes COPINH, sind bereits 35.000 Quadratkilometer in privaten Händen der Minenunternehmen. 370 Minenkonzessionen und 71 Konzessionen für die Privatisierung von Flüssen zum Bau von Wasserkraftwerken seien vergeben und 100 weitere Konzessionen beantragt worden.
Für die indigenen Gemeinden bedeuten diese Entwicklungen den Verlust des kommunitären Gemeindelandes, Verarmung und teilweise die Auflösung ganzer Volksgruppen. So ist die Bevölkerungszahl der Tolupan mittlerweile auf insgesamt 900 Familien geschrumpft. Die Maya Ch'orti' seien bereits komplett in die Randzonen der beliebten Tourismus-Stadt Copán verdrängt worden, berichtete eine Vertreterin des Nationalen Indigenen Dachverbandes der Maya in Honduras (CONIMCHH).
Diskutiert wurden auch Maßnahmen für den Erhalt des Rechts auf Gemeindeland, der in internationalen Verträgen wie der von Honduras unterzeichneten ILO-Konvention zum Schutz indigener und anderer traditioneller Gemeinden abgesichert ist. Das Recht auf Beteiligung bei Entscheidungsprozessen (Artikel 6 der Konvention) garantiert den ungehinderten Zugang zu Informationen auf allen Entscheidungsebenen und geeignete Verfahren für die Konsultation insbesondere der repräsentativen Einrichtungen, wann immer gesetzgeberische und administrative Maßnahmen die Gemeinden betreffen.
Diese Rechte werden regelmäßig gebrochen. Zudem führen die Zusammenarbeit von Stadtverwaltungen mit transnationalen und internationalen Unternehmen, Korruption, Drogenhandel und Repression zum Verlust des Gemeindelandes und zu Landvertreibungen.
Der Kampf der Indigenen um ihre Rechte wird häufig mit Polizeigewalt und Militarisierung beantwortet, die unter dem Deckmantel der Terrorismus- und Drogenbekämpfung von den USA unterstützt werden. Erst am 11. Mai wurden in der Moskitia vier Personen Opfer eines Militäreinsatzes in Ahuás. In den Einsatz, bei dem unter anderem ein Jugendlicher und zwei schwangere Frauen getötet wurden, war auch eine amerikanische Einheit der US-amerikanischen Anti-Drogen-Behörde DEA verwickelt.