Donnerstag, 29. August 2013

La Nueva Esperanza: bisher komplette Straflosigkeit

erschienen auf Tortilladigital

Trotz der nationalen und internationalen Aufruhr durch Entführung von zwei PROAH-MitgliederInnen am 25. Juli 2013 von bewaffneten Männer der Bergbaufirma Minerales Victoria[1], terrorisieren die Bewaffneten weiterhin die Bevölkerung von La Nueva Esperanza, im vollem Bewusstsein der staatlichen Autoritäten von Honduras, inkl. dem Ministerium für Sicherheit.

Obwohl die Polizei für die Aufsuche der internationalen MenschenrechtsbeobachterInnen mobilisiert wurde und die Staatsanwalt aktiv den Fall untersucht, gab es bis anhin keinen Versuch die bewaffneten Männer festzunehmen. Diese bedrohen seit Anfang Juni die Bewohner, welche sich widersetzten ihr Land an die Firma zu verkaufen.



Die Familie, bei der die PROAH-MitgliederInnen unter die Gewalt der Männer kam, wurde durch die unsichere Lage gezwungen am 3. August zusammen mit einem anderen Bewohner von La Nueva Esperanza den Ort zu verlassen. Dies nachdem sie bedrohliche Besuche der bewaffneten Männer der Firma bekam, welche das Land für die zukünftige Exploration will. Bewohner des Dorfes informierten PROAH, dass die Männer regelmässig am Abend mit ihren Gewehren schiessen um die Bevölkerung einzuschüchtern. Zusätzlich kamen zwei weitere Männer am 10. August ins Dorf.

Die Dorfschule ist weiterhin geschlossen wegen der unsicheren Lage und weil der Lehrer gezwungen war den Ort zu verlassen, nachdem er Morddrohungen bekam.

All diese Vorfälle wurden den Behörden mitgeteilt und passierten trotz der Anwesenheit eines „Polizeipostens“ in unmittelbarer Nähe von La Nueva Esperanza. Dieser „Posten“ im Dorf Bella Vista wurde im Januar dieses Jahres gegen den Willen der Bevölkerung und ohne deren Konsultation vom Bürgermeister von Tela, David Zaccaro, eröffnet. Es handelt sich dabei um ein Privathaus eines Bewohners von Bella Vista der mit Minerales Victoria zusammenarbeitet und es beherbergt zehn Polizisten. Diese sind bestens über die Präsenz der dutzend, von der Firma angestellten, bewaffneten Männer informiert. Waren es doch sie, welche die Männer am 5. Juni in das Dorf begleiteten. Lokale Repräsentanten der staatlichen Menschenrechtskommission CONADEH bestätigten, dass diese Polizisten kein Logbuch haben, in dem sie Vorfälle eintragen könnten. Sie führen somit ihre Tätigkeit ohne irgendein Kontrollmechanismus aus.[2]

Schon vor der Ankunft der bewaffneten Männer am 5. Juni kam es zu Einschüchterungen durch die vor Ort stationierte Polizei. Darunter gehört auch eine Todesdrohung an den Journalisten Leonardo Amaya Guevara am 18. Februar 2013. Dieser berichtete über die Aktivitäten der Bevölkerung von La Nueva Esperanza zum Schutz ihrer Umwelt.[3] Der gravierendste Vorfall betreffend der Polizei, fand jedoch am 3. Juni statt, wobei BewohnerInnen des Dorfes  Opfer von Aggressionen und Einschüchterungen wurden, inklusive Morddrohungen. Zwei Polizisten schossen in Richtung der Füsse von DorfbewohnerInnen, darunter ein 79-jähriger Mann. Aufgrund des Protestes der BewohnerInnen von La Nueva Esperanza wurden am 5. Juni alle involvierten Polizisten ausgewechselt. Am selben Abend jedoch wurden die DorfbewohnerInnen Zeugen, wie die neuen Polizisten die bewaffneten Männer der Bergbaufirma ins Dorf begleiteten.[4]

Seit diesem Augenblick ignorieren die Polizisten die Aktivitäten dieser Männer, die Entführung der PROAH-MitgliederInnen dient hier als erschreckendes Beispiel. Denn am Tag vor der Tat informierten sie die dortigen Polizisten über ihre Präsenz und identifizierten sich als internationale MenschenrechtsbeobachterInnen. Während der Entführung befanden sich dann jedoch keiner der zehn Polizisten im Posten.[5]

Demonstration ausserhalb der Staatsanwaltschaft in La Ceiba am 9. August 2013
Demonstration ausserhalb der Staatsanwaltschaft in La Ceiba am 9. August 2013
Trotz den Misshandlungen, die den BewohnerInnen von La Nueva Esperanza widerfahren sind, stehen sie weiterhin felsenfest in ihrem Widerstand gegen das Bergbauprojekt; zusammen mit der Unterstützung der nationalen und internationalen Gemeinschaft. Am 27. Juli, nur zwei Tage nach der Entführung, formten 250 nationale und internationale AktivistInnen einen Konvoy nach La Nueva Esperanza um ihrer Unterstützung Ausdruck zu verleihen. Am 9. August kam es zu friedlichen Demonstrationen in Tela und La Ceiba in Solidarität mit der Bevölkerung von La Nueva Esperanza und als Protest gegen Minenprojekte in der Region. Ausserhalb Honduras kam es zu vielen Aktionen, darunter einen Brief[6] ans Aussendepartement der Vereinigten Staaten, unterschrieben von 24 kirchlichen Gruppen der USA und weiteren Organisationen.