Tegucigalpa.
In Honduras nehmen die bereits seit einen Monat andauernden
landesweiten Proteste gegen die Bildungs- und Gesundheits-reform zu -
trotz der ausufernden staatlichen Repression. Auf einer
Pressekonferenz
am Montag rechtfertigte Präsident Juan Orlando Hernández abermals seine
Politik der harten Hand und den Einsatz des Militärs gegen die
Straßenblockaden und Demonstrationen.
In einem vor wenigen Tagen veröffentlichten vorläufigen
Bericht
dokumentiert die Menschenrechts-organisation Cofadeh im Zeitraum von
Mitte Mai bis zum 9. Juni vier Todesfälle bei Demonstrationen, drei
Fälle von Folter, 48 illegale Verhaftungen und die gewaltsame Auflösung
von 48 Demonstrationen. In den letzten Tagen dürften diese Zahlen
erheblich angestiegen sein. In sozialen Medien häufen sich Berichte und
Videos von Schusswaffeneinsätzen gegen Demonstrationen, Festnahmen,
willkürlichen Hausdurchsuchungen und Gewaltakten von Seiten der Polizei
und stark bewaffneten Militäreinheiten. Am 13. Juni wurde der Lehrer
Bayron Rodríguez in Santa Barbara von Polizisten verprügelt und
bewusstlos in einen Fluss geworfen, in Villanueva und Siguatepeque
wurden zwei Lehrer angeschossen.
Ein von der Regierung angesetzter
Dialog
wird von der Plattform zur Verteidigung der Gesundheit und Bildung, in
der sich mehrere Gewerkschaften zusammengeschlossen haben, weiterhin
abgelehnt. Als Konsequenz der Ereignisse der vergangenen Tage hat die
Plattform ihre Konditionen für eine Teilnahme erweitert und fordert nun
unter anderem die Demilitarisierung der am stärksten von Repression
betroffenen Regionen, Ermittlungen über die Todesfälle und Gewaltakte
gegen Demonstranten und die Präsenz internationaler Vermittler bei
Gesprächen.
Aufgrund der gewalttätigen Antwort der Regierung von Juan Orlando
Hernández fordern immer mehr Gesellschaftssektoren seinen Rücktritt. Die
Plattform ruft zudem zu einem
alternativen zivilgesellschaftlichen Dialog
auf. Ziel ist die Erarbeitung einer Diagnose des Gesundheits- und
Bildungssystems, die die Basis zu Institutionellen Veränderungen
schaffen soll. Zudem soll dieser breite Dialog auch zur
Wiederherstellung des Rechtsstaates und der Demokratie dienen.
Honduras befindet sich seit dem zivil-militärischen Putsch 2009 in
einer tiefen Krise. Die Verschlechterung der ökonomischen und sozialen
Situation der Bevölkerung, die vorherrschende Korruption, der Abbau von
grundlegenden Bürgerrechten und die Eingrenzung des
zivilgesellschaftlichen Handlungsraums führten in den letzten Jahren zu
zahlreichen landesweiten Protestwellen, die jedes Mal mehr an Stärke
gewinnen und sich gegen die Regierung Hernández richten.