Tegucigalpa. Am heutigen Montag beginnt in
Honduras der Prozess gegen acht Beschuldigte im Fall der am 2. März 2016
ermordeten Umwelt- und Menschenrechts-aktivistin Berta Cáceres Flores.
Cacéres,
achten.
der im Jahr 2015 der renommierte Goldman-Umweltpreis verliehen
wurde, koordinierte die Organisation Ziviler Rat der Basis- und
indigenen Organisation (Copinh), die sich zusammen mit den indigenen
Lenca-Gemeinden seit 2010 dem Bau des Wasserkraftprojektes Agua Zarca
widersetzen. Vor zweieinhalb Jahren wurde sie in ihrem Haus erschossen.
Der Prozess in diesem Mordfall soll voraussichtlich bis zum 19. Oktober
dauern. Er wird von 17 honduranischen und internationalen Rechtsexperten
beobachtet, die auf ein ordnungsgemäßes Verfahren
Unter den acht Festgenommenen befinden sich neben den fünf
mutmaßlichen Auftragsmördern auch drei weitere Beschuldigte: Mariano
Díaz, zum Tatzeitpunkt Major der honduranischen Streitkräfte; Sergio
Rodriguez, Ingenieur für Umwelt und Soziales der Betreiberfirma
Desarrollo Energético S.A. (Desa) und der ehemalige Desa-Sicherheitschef
Douglas Bustillo. Díaz und Bustillo sind nachweislich an der School of
the Americas, der US-Militärakademie für lateinamerikanische Militärs,
ausgebildet worden.
Seit dem Mord haben Copinh und die Familie Cáceres, die als
Nebenkläger auftritt, wiederholt um Einsicht aller Beweismittel ersucht.
Gegenüber amerika21 erklärte der Anwalt der Nebenklage, Victor
Fernández, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle stichhaltigen
Beweismittel durch die Staatsanwaltschaft an sie ausgehändigt wurden.
Der Gerichtshof schloss Copinh als direkt betroffene Organisation aus
und begründet es damit, dass sich der Prozess ausschließlich auf die
Mordnacht
beziehe. Cáceres und Copinh wurden seit mehreren Jahren wegen des Widerstandes gegen Agua Zarca diffamiert und
attackiert. Mindestens drei weitere Morde wurden in diesem Zusammenhang an Copinh-Mitgliedern verübt.
Von Seiten des Anwaltsteams der Nebenklage wurden beim
Berufungsgericht Rechtsmittel eingelegt, die eine Beweisaufnahme der
Familie Atala Zablah als Zeugen anordnen solle, was jedoch ebenfalls
abgelehnt wurde. Copinh und die Familie von Cáceres kritisieren, dass
gegen die Auftraggeber des Mordes bisher scheinbar nicht ermittelt wird.
Die unabhängige internationale Expertengruppe
GAIPE stellte in ihrem
Abschlussbericht dar,
dass der Mord in Koordination mit den Angestellten und Besitzern der
Betreiberfirma Desa sowie Militärangehörigen und Auftragsmördern
ausgeführt wurde. Die Angehörigen der einflussreichen Familie Atala
Zablah sind Eigentümer von Desa und der mitfinanzierenden honduranischen
Bank FICOHSA.
Während der letzten zweieinhalb Jahre war die Untersuchung im
Mordfall durch gravierende Unregelmäßigkeiten charakterisiert. Dazu
gehören unter anderem manipulierte Beweismittel durch
Polizisten, gestohlene
Rechtsakten und
die nicht übermittelten Beweise der Staatsanwaltschaft an die
Nebenklage. In der Tatnacht wurde ebenfalls auf den mexikanischen
Umweltaktivisten Gustavo Castro geschossen, der sich im Haus aufhielt
und verletzt überlebte. Edy Tabora, Anwalt von Castro, äußert sich
gegenüber amerika21, dass es bis zum heutigen Tag zu keiner
Gegenüberstellung mit einem der Beschuldigten kam, obwohl dies bereits
im Februar 2017 beantragt wurde.
COPINH bestätigte mittlerweile, dass die Klage gegen die
niederländische Entwicklungsbank FMO wegen deren Finanzierung von Agua
Zarca in den Niederlanden eingereicht wurde. Neben der FMO finanzierte
auch die finnländische Entwicklungsbank Finnfund und die
Zentralamerikanische Bank für wirtschaftliche Integration (BCIE). Das
Siemens Joint-Venture Unternehmen Voith Hydro sollte die Turbinen
liefern und zog sich erst im August 2017 aus dem Vertrag zurück. Nach
Aussagen von Copinh behält Desa die illegale Konzession über den Fluss
Gualcarque für 50 Jahre, was bedeutet, dass das Projekt nicht beendet
ist, sondern nur ruht. Man lässt Zeit vergehen, bevor man die
Tätigkeiten wieder
aufnimmt.
Ein weiterer Inhaftierter ist der Geschäftsführer der Desa, David
Castillo, der im März 2018 verhaftet wurde und auf ein gesondertes
Gerichtsverfahren wartet, mit dessen Beginn im Jahr 2020 gerechnet wird.
Es wird befürchtet, dass die honduranische Justiz den Prozess schnell
abwickeln möchte und nicht die klaren Strukturen hinter dem Mord
aufdecken wird.