La Esperanza.
Der Tod der 26-jährigen Studentin Keyla Patricia Martínez in La
Esperanza/Intibucá hat landesweit Empörung und Proteste ausgelöst. Auch
sonst eher unkritische Medien erheben Zweifel an der Behauptung der
diensthabenden Polizisten der Nationalpolizei, dass es sich um einen
Selbstmord gehandelt haben soll. Yuri Mora, Sprecher der
Staatsanwaltschaft, sagte nach Abschluss der Autopsie, dass es sich um
Mord handeln würde.
Martínez war zusammen mit einem Freund in der Nacht vom 6. auf den 7.
Februar verhaftet worden, weil sie die wegen der Covid-Pandemie
verhängte Ausgangssperre missachtet hatten. Der Freund wurde später
wieder freigelassen, während die junge Frau in Gefangenschaft blieb. In
der Nacht hätte sie dann versucht, sich in der Zelle zu erhängen. Sie
sei ins Krankenhaus gebracht worden, wo sie dann verstorben sei, so der
Bericht der Polizisten. Dies deckt sich allerdings nicht mit dem
Aufnahmeprotokoll des Krankenhauses, wonach Martínez bei ihrer
Einlieferung schon tot war.
Bereits in der Vergangenheit hatten junge Frauen von Übergriffen
durch Polizisten in La Esperanza berichtet. Zwei junge Frauen erzählten
im Fernsehprogramm von HCH, Polizisten hätten sie Mitte Januar
willkürlich verhaftet und körperlich angegriffen. Dabei hätte einer der
Beamte außerdem ihr Bargeld gestohlen.
Merly Eguigure, Koordinatorin der Frauenbewegung für den Frieden
Visitación Padilla, betont die Gefahr durch die Ausgangsbeschränkungen:
"In diesem Land ist es ohnehin schon ein hohes Risiko, eine Frau zu
sein, aber mit der Ausgangssperre ist es noch größer, wenn wir sehen,
dass die Staatsgewalt, die unsere Leben schützen soll, diese Leben
verletzt." Allein im Jahr 2021 wurden nach Angaben der
Beobachtungsstelle der Autonomen Nationalen Universität (UNAH) in
Honduras bereits 25 Feminizide registriert.
Auch internationale Organisationen wie Amnesty International fordern
eine umfassende und unabhängige Untersuchung des Falls, ebenso das Büro
des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Honduras. Verurteilt hat
dieses auch das gewaltsame Vorgehen der Polizei gegen Proteste in La
Esperanza.
Nicht nur Frauen werden Opfer von Gewalt in Polizeigewahrsam. Seit
Verhängung von Ausgangssperren im Zuge der Pandemie ist es im ganzen
Land immer wieder zu Todesfällen und Folter in Polizeistationen
gekommen, wie Menschenrechtsorganisationen berichten. Dabei sei auch von
einer Dunkelziffer auszugehen, da viele Betroffene aus Angst vor
weiteren Repressalien nicht über ihre Erlebnisse berichten.