Montag, 18. November 2013

Reisebericht dritter Teil: 16. November

Rio Blanco


Foto: HondurasDelegation
Seit sieben Monaten und 16 Tagen blockieren Gemeinden in der Region Rio Blanco das Staudammprojekt Agua Zarca am Rio Gualcarque. Zu dem Projekt der honduranischen Firma DESA und der chinesischen Sinohydro sind die Anwohner_innen, die zur indigenen Gruppe der Lenca gehören, in keinster Weise konsultiert worden, Gemeindeversammlungen, in der die Mehrheit der Bevölkerung das Projekt abgelehnt hat, wurden von den Firmen sowie vom Bürgermeister von Intibuca Martiniano Dominguez Meza ignoriert, der die Konzession des Flusses an DESA unterschrieben hat. Wir treffen rund 20 Mitglieder der anliegenden Gemeinde La Tejera an der Straßensperre, die den Zugang zur Baustelle versperrt. Der Platz liegt unter einer großen Eiche und wird einfach nur „El Roble“genannt. Bis vor kurzem haben die Leute hier Tag und Nacht campiert, seit sich Sinohydro vorübergehend aus dem Projekt zurückgezogen hat, kommen sie nur noch tagsüber zu Versammlungen her. Trotzdem bleibt die Repression gegen die Gemeindemitglieder und Mitglieder der Indigenenorganisation COPINH bestehen, wie Übergriffe der Polizei und des Militärs auf die Gemeinde am 1. November (siehe Eilaktion), sowie die Kriminalisierung der Koordinator_innen von COPINH, Berta Cáceres, Tomas Gómez und Aureliano Molina deutlich machen. Rio Blanco hat sich zu einem Symbol des Widerstands gegen Staudämme auf dem Territorium der Lenca entwickelt, an denen sich andere Gemeinden wie La Cuchilla, Intibucá ein Beispiel nehmen. Im Municipio Opalaca wurde ein Staudamm bereits verhindert.


Am 1. November suchte die Polizei nach dem Vorsitzenden des Indigenen Rats des Dorfes Francisco Sánchez García. Sánchez wird nach Angaben der Dorfbewohner_innen beschuldigt, eine Angestellte des Sekretariats für Landwirtschaft und Viehzucht belästigt und angegriffen zu haben. „Ich kam in dem Moment vorbei und kann bestätigen, dass Francisco Sánchez sie auf keinen Fall beleidigt oder mit einem Stichwaffe angegriffen hat, wie sie behauptet. Er hat sie gebeten, die Gemeinde zu verlassen, da sie es übernommen hat, Unterschriften für den Staudamm zu sammeln und diese den Ingenieuren David Castillo und Sergio Rodriguez von DESA zu übergeben. Francisco hat sie nicht berührt und sie nicht beleidigt“, erklärt Juan Gutierrez Molina*. „Sie behauptet, sie würde in den Gemeinden die richtige Aussaat erklären, aber das ist eine Lüge. Sie kommt in die Gemeinden um den Leuten zu sagen, dass sie den Staudamm akzeptieren sollen.“
Als die Polizei am 1. November in das Haus von Sánchez eindrang, schlugen die Polizisten den 16jährigen Sohn mit einem Gewehrkolben und bedrohten seine Mutter mit vorgehaltener Waffe. Die Polizisten drohten mehreren Bewohner_innen ein Blutbad in dem Dorf anzurichten.
Trotz aller Repression sind die Bewohner_innen entschlossen, ihre Blockade aufrechtzuerhalten. „Hier nehmen Kinder, Frauen und Männer teil und niemand hat Angst vor der Polizei, weil wir uns auf unserem Territorium befinden“, sagt Gloria Suyapa Paz, die zu einem neu entstehenden Radiokollektiv gehört. Noch bis zum Mittag hat ein Workshop für die zukünftigen Radiomacher_innen stattgefunden, der Sender selbst muss allerdings noch aufgebaut werden, jetzt werden die Beiträge des Kollektivs über die bestehenden Sender von COPINH verbreitet.

* Name geändert