Freitag, 5. April 2019

Belastendes Material gegen Staatschef Hernández vorgelegt

Journalist will "handfeste Beweise" gegen Hernández haben. Unterstützungsmission gegen Korruption leitet Unterlagen an Justiz weiter
 von Jutta Blume in amerika21
Zeigt sich bislang unbeeindruckt von den Vorwürfen: Der Staatschef von Honduras, 
Juan Orlando Hernández, hier bei einer Ansprache in der Zentralamerikanischen 
Tegucigalpa. Zeitgleich mit der Verhaftung ihres Ehemanns David Romero Ellner hat die Journalistin eingereicht.

Lidieth Díaz bei der Internationalen Unterstützungs-mission gegen Korruption und Straflosigkeit in Honduras belastendes Material gegen den amtierenden Präsidenten Juan Orlando Hernández und seine Familie
Romero Ellner, Direktor des regierungskritischen Senders Radio Globo, musste am vergangenen Donnerstag aufgrund eines umstrittenen Urteils wegen Beleidigung und Diffamierung eine zehnjährige Haftstrafe antreten. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission hatte die Aufhebung des Urteils gefordert.



Romero behauptet, handfeste Beweise dafür zu haben, dass Staatschef Hernández und seine Familie in verschiedene Korruptionsfälle verwickelt sind, bei denen umgerechnet rund 145 Millionen Euro über Nichtregierungsorganisationen aus den Staatskassen entwendet worden seien.

Der Sprecher der Unterstützungsmission gegen Korruption und Straflosigkeit in Honduras (MACCIH), Guimarães Marrey, hatte zuvor erklärt, dass er belastendes Material gegen den Präsidenten an die Generalstaatsanwaltschaft weiterleiten werde, weil sie "die für die Ermittlungsarbeit zuständige Institution in der Republik Honduras ist."

Obwohl die Unterstützungsmission zur Untersuchung einiger Korruptionsfällen in Honduras beigetragen hat, warten große Teile der Bevölkerung immer noch darauf, dass sie auch den Inhaber des Präsidentenamts ins Visier nimmt.

Der MACCIH ist zuzuschreiben, dass die Ehefrau von Hernández‘ Amtsvorgänger Porfirio Lobo ein Korruptionsverfahren erwartet. Ebenfalls aufgedeckt wurde ein kriminelles Netzwerk von Abgeordneten (Red de Diputados), das in großem Stil Staatsgelder veruntreut haben soll, sowie im Fall Pandora ein weiteres Netzwerk von Politikern, die Gelder des Landwirtschaftsministeriums entwendet haben sollen.

Unabhängig von der Arbeit der Mission wurde der Bruder des amtierenden Präsidenten, Juan Antonio Hernández, im November vergangenen Jahres in den USA verhaftet. Der frühere Kongressabgeordnete wird beschuldigt, zwischen 2004 und 2016 am Handel "mit Tonnen von Kokain" beteiligt gewesen zu sein. Staatschef Hernández will von all dem nichts gewusst haben.

Nach jüngsten Umfragen des Sozialforschungsinstituts der Jesuiten ist  Hernández so unbeliebt wie kein Regierender in den letzten neun Jahren. Fast zwei Drittel der Bevölkerung sind der Meinung, dass er aufgrund der mutmaßlichen Verwicklungen in Korruption und Drogenhandel vor den nächsten Wahlen von seinem Amt zurückgetreten sollte. 70 Prozent der Befragten glauben außerdem, dass die staatlichen Institutionen in Honduras von den Netzwerken des Drogenhandels kontrolliert werden.