Von Analena Bachmann amerika21
Tegucigalpa.
Neueste Zahlen belegen, dass die geschlechtsspezifische Gewalt in
Honduras seit Jahren stetig ansteigt. Durch die Maßnahmen gegen die
Ausbreitung der Covid-19-Pandemie nahmen häusliche Gewalt und Feminizide
noch weiter zu. Der Staat unternehme weiterhin nichts, um dem entgegen
zu wirken, so die Kritik.
Laut dem Observatorium der Nationalen Autonomen Universität von Honduras über die Gewalt (Observatorio de la Violencia de la Universidad Nacional Autónoma de Honduras, OV-UNAH) wurden zwischen Januar und August dieses Jahres 218 Frauen getötet, 138 von ihnen während dem nationalen Lockdown. Mit weiteren 27 Femiziden im September steigt der Durchschnitt auf einen Mord alle 26 Stunden.
Das Frausein in Honduras sei "mit einem hohen Risiko verbunden, da der Mangel an Schutz, mit dem wir konfrontiert sind, zu Hause beginnt und sich auf die öffentliche Sphäre ausdehnt", erklären Frauenrechtsorganisationen in Honduras.
Auch die Notrufe wegen geschlechtsspezifischer Gewalt nahmen dieses Jahr stark zu. Laut der Frauenbewegung für den Frieden "Visitación Padilla" (Movimiento de Mujeres por la Paz "Visitación Padilla") gingen zwischen Januar und September 2020 beim Nationalen Notfallsystem 76.520 Hilferufe wegen häuslicher und innerfamiliärer Gewalt ein. Am Tag sind das im Schnitt 283 Anrufe. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Zunahme von acht Prozent.
Eine Zunahme an häuslicher Gewalt durch die Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 ist weltweit zu beobachten. Durch den Lockdown müssen Frauen mit ihren Aggressoren zuhause bleiben, Hilfe suchen ist komplizierter und auch die wirtschaftliche Abhängigkeit erschwert die Situation von Frauen.
Der honduranische Staat reagiert auf diese Entwicklungen nur sehr schwach: Bis September wurden dieses Jahr lediglich 467 Urteile gefällt und 247 Verhaftungen durchgeführt.
Die Frauenorganisation gegen den Feminizid "Gladys Lanza" (La Tribuna de Mujeres Contra los Femicidios "Gladys Lanza") fordert deshalb von der Regierung konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der geschlechtsspezifischen Gewalt. Auch sollen Morde an Frauen und Feminizide verstärkt untersucht werden und Frauen besser bei der Bekämpfung der Gewalt unterstützt werden. Zudem fordert die Gruppe mehr Gerichte für Gewalttaten und Personal, das für Fälle geschlechtsspezifischer Gewalt ausgebildet ist.
Merly Eguigure, Koordinatorin von "Visitación Padilla", sagt dazu: "Wir werden nicht müde, eine staatliche Antwort zu fordern, die Frauen als Bürgerinnen mit Rechten betrachtet, vor allem als Bürgerinnen, die ein gewaltfreies Leben führen können, und nicht als bloße Wählerinnen in Wahlprozessen."