Das Recht auf Asyl bleibt den Migranten an Mexikos Nordgrenze auch unter US-Präsident Biden verwehrt
von Kathrin Zeiske,
aus: neues-deutschland.de v. 19.04.2021
Foto: Carolina Rosas Heimpel |
Jeden Tag packt Melissa* erneut die Rucksäcke der Kleinfamilie und schiebt sie unter das Etagenbett im Schlafsaal. Dann faltet sie die blau karierten Filzdecken zusammen und geht in die riesige Wohnküche der Migrantenherberge hinunter. Einige Frauen bereiten das Frühstück zu, während eine Gruppe Kinder vor Freude quietschend Luftballons hinterherrennt. Auch wenn sich die Tage in die Länge ziehen, ist die junge Frau aus Honduras guter Dinge. »Jetzt haben wir schon so lange gewartet, da sind ein paar Wochen mehr auch noch zu verkraften.«
Melissa und ihre Familie zählen zu den 71 000 Asylanwärter*innen für die USA, die Ex-Präsident Donald Trump auf eine Warteliste in Mexiko setzen ließ, anstatt sie ins Land zu lassen. Unter dem irreführenden Titel »Migrant Protection Protocols« (MPPs) lagerte eines der mächtigsten Länder der Welt im Januar 2019 das Asylrecht ins Nachbarland aus - ein Recht, das seit 1948 in der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen verankert ist.