Donnerstag, 27. Mai 2021

Gerichtsprozess gegen David Castillo, mutmaßlicher Auftraggeber des Mordes an Berta Cáceres

 Tag 24 [26.05.2021]

 

Der letzte Tag der Telekommunikationsexpertin Brenda Barahona im Zeugenstand. Das Gericht teilt allen Parteien mit, dass die Beweise der Staatsanwaltschaft nun größtenteils präsentiert wurden. In den nächsten Tagen werden die Anwält*innen, die die Familie Cáceres als Nebenkläger*innen vertreten, ihre Beweise präsentieren, unter anderem mit der Aussage von DESA-Finanzchef Daniel Atala, drei Expert*innen und der Aussage von Bertas Tochter, Bertha Zúniga Cáceres.

https://www.aquiabajo.com/blog/2021/5/26/day-twenty-four-trial-against-david-castillo

COPINH fasst die vergangen Tage der Aussage und Befragung Barahonas zusammen und bewertet sie: 

 

Die Sachverständige enthüllte, wie die kriminelle Struktur funktionierte, die die Ermordung von Berta Cáceres plante und ausführte. Im letzten Teil ihrer Befragung versuchte die Verteidigung von David Castillo, seine Verbindung mit (dem ehemaligen Sicherheitschef der DESA und Ex-Militär, d.Ü.) Douglas Bustillo in Frage zu stellen. Die abgehörten Telefonate und aufgezeichneten Chats zeigten dennoch Aktionen, um Tage vor dem Attentat Geldzahlungen an den Mittelsmann Bustillo zu arrangieren. Zum Beispiel nach dem gescheiterten Mordanschlag im Februar 2016, als Bustillo an Castillo schrieb: "Ich muss wissen, was sie für den Job budgetieren werden."

Die Gespräche haben eine Hierarchie in der unteren Kette der kriminellen Struktur gezeigt:

David Castillo koordinierte mit Douglas Bustillo die Aktionen zur Durchführung des Verbrechens, Bustillo wiederum kommunizierte mit (dem Major der honduranischen Militärpolizei, d.Ü.) Mariano Diaz und die beiden waren diejenigen, die dem Auftragskiller Henrry Hernandez die Logistik zur Verfügung stellten, um das Verbrechen auszuführen.

Trotz der Absichten der Verteidigung ist die Beweislage erdrückend, so COPINH: David Castillo verfolgte Berta Cáceres im Auftrag von Angehörigen der Familie Atala Zablah (Hauptanteilseigner des Unternehmens DESA, d.Ü) und handelte dann, um Berta Cáceres ermorden zu lassen.

Für COPINH ist Castillo als Co-Autor nur ein Teil in der kriminellen Struktur, die vorgelegten Beweise hätten gezeigt, dass die geistigen Urheber bisher ungestraft bleiben.

https://copinh.org/2021/05/juicio-contra-david-castillo-dia-24/

Details aus der Befragung der Sachverständigen Brenda Barahona durch die Verteidiger*innen von David Castillo:

Brenda Barahona beginnt mit der Beantwortung einer Frage, die am Vortag gestellt wurde, die aber einen genaueren Blick in ihre Unterlagen erforderte. Berta Cáceres war am 24. November 2015 in der Nähe des Flughafens. Laut einer Chat-Nachricht sagte Sergio (Rodriguez, Manager für Umwelt und Soziales der DESA, d.Ü.) , dass Berta nicht anwesend sein würde, weil sie in die USA abreisen würde.

F: Können Sie auf S. 406 erklären, mit wem Henrry Hernandez zwischen dem 18. und 21. Februar verhandelt hat? A: Es ist ein ganzes Audiogespräch. Hernandez kommuniziert mit Mariano Díaz (Major der honduranischen Armee, Ausbilder bei der Militärpolizei, überwacht wegen Verdachts der Verwicklung in illegale Aktivitäten bzgl. Drogenhandel, d.Ü.) über das, was einer der Auftragskiller sagte. Er sagte, es sei egal, ob es ein Major oder sonst jemand ist, wichtig sei das Geld.

F: Laut der Synopse aus der Gerichtsakte 484-2015, wer ist "Comandante"? A: Ich wurde nur vereidigt, um die Teile des Chats zu untersuchen, die für diesen Fall relevant sind.

F: Seit dem 4. Januar, dem Datum, das dem Zeitrahmen entspricht, für den Sie vereidigt wurden, mit wem hat Mariano Díaz zusammengearbeitet, um Verbrechen zu begehen? A: Ich habe nur die Chats zwischen Mariano Díaz und den verdächtigen Personen untersucht, die Teil der hier relevanten Ermittlung sind.

F: Warum haben Sie nicht die Gespräche zwischen Mariano und dem 'Comandante' untersucht, wenn die beiden über Mord gesprochen haben? A: Weil "Comandante" nicht als verdächtige Person in dieser Ermittlung identifiziert wurde.

F: Warum waren sie nicht verdächtig, wenn sie über Morde und andere Verbrechen sprachen? Zum Beispiel sagte Mariano Díaz, er habe mit Comandante, Selvin und Misael kommuniziert, um eine Art bestimmtes Verbrechen zu planen? A: Diese Art von Ermittlungen haben sie mir nicht übertragen. Ich wurde darauf vereidigt, nur Nummern zu untersuchen, die als verdächtig identifiziert wurden.

F: Welche Stufe oder welcher Grad des Abhörens wurde bei der Telefonnummer von David Castillo verwendet? A: Ich kenne den Grad des Eingriffs bei dem Telefon nicht, weil ich nicht die Technikerin war, die dafür zuständig war.

F: Als Sie sagten, dass Sie die Beweise aus der Gerichtsakte 416 [es ist unklar, welche Akte das ist] hatten, warum haben Sie diese Informationen nicht in Ihrer Studie über die Beteiligung verschiedener Personen an dem Verbrechen analysiert? Zum Beispiel, als Henrry Hernandez' Mutter darüber sprach, wer Henrry Waffen gegeben hat. Da geht es auch darum, dass Henrry eine Beziehung zu Leuten hatte, die in den Drogenhandel verwickelt waren. A: Sie wurden in diesem Fall (des Mordes an Berta Cáceres d.Ü.) nicht als verdächtig identifiziert.

F: Hätten Sie die Kommunikation zwischen Comandante, Selvin und Misael untersucht, wenn sie verdächtig gewesen wären und sie mit Mariano Díaz kommuniziert hätten? A: Ja.

F: Worauf beziehen sie [die an dem Chat beteiligten Personen, die unklar sind, aber es könnte sich um Mariano Díaz und Henrry Hernandez handeln] sich, wenn sie über "gutes Vieh" sprechen? A: Sie reden über Drogen.

F: Laut Ihrer Zusammenfassung, auf wen hat sich Mariano bezogen, als er über die verantwortlichen Leute sprach? A: Wenn er über die Verantwortlichen spricht, meint er Douglas Bustillo.

F: Worüber reden sie, wenn sie sagen, dass sie „Vieh kaufen“ wollen? A: Sie reden über Drogen.

F: Warum schließen Sie, dass Bustillo einen Kredit bekommen hat, um Zahlungen zu leisten? A: Weil Mariano sagt, dass er [Bustillo] das Geld nicht hat, aber er würde alles tun, um es zu bekommen.

F: Sie sagten in Ihrem Bericht, dass David Castillo Berta Cáceres über seinen Aufenthaltsort belogen hat. Sie sagten, dass er nicht an dem Ort war, von dem er sagt, dass er am 9. Januar 2015 dort war. Warum? A: Er war am 8. und 9. Januar 2015 an mehreren Orten, einschließlich Comayagua, Santa Barbara, Cortés und dann in Francisco Morazán.

F: Warum kamen Sie zu dem Schluss, dass Castillo darüber gelogen hat, in Tegucigalpa gewesen zu sein? A: Weil er antwortete, dass er um 8:46 Uhr in Chamelecon [in San Pedro Sula] war, aber er war am 9. Januar 2015 in Tegucigalpa.

F: Sie sagten, dass Castillo Berta sagte, dass er am 18. Februar 2015 in der "industriellen Hauptstadt" war. Berta fragt ihn dann, wann er nach Tegucigalpa kommt und David antwortet "morgen". A: Aber am selben Tag um 17:46 Uhr befand er sich in Francisco Morazán.

F: Wann hat Castillo gesagt, dass er angekommen ist? A: Er schrieb um 11:27 Uhr und sagte "Ich bin gerade angekommen".

F: Wie können Sie sagen, dass, als Berta schrieb "wie geht's", sie fragte, ob er in Tegucigalpa angekommen sei? A: Ich weiß es nicht, aber ich kann sagen, dass er um 23 Uhr oder so, als sie fragte, bereits in Tegucigalpa war.

F: Wo war Berta Cáceres an dem Tag, als Castillo ihr sagte "Ich bin gerade angekommen"? A: In Francisco Morazan.

F: Auf S. 22 hat der Kontakt "Jeronimo" am Tag des Mordes jemanden [unklar. Möglicherweise Berta Cáceres?] kontaktiert. Haben Sie festgestellt, wer das war? A: Nein. In Bertas Kontakten ist die Nummer als Jeronimo 2 gespeichert, aber die Telefongesellschaft hat nicht mitgeteilt, wessen Nummer das ist.

F: Wissen Sie, was Jeronimo in seinem Telefonat mit Berta gesagt hat? A: Nein, das kann ich nicht sagen. Das Telefon wurde nicht abgehört.

[ANMERKUNG: Die Verteidigung beginnt dann mit der Klärung verschiedener Nachrichten, die an verschiedene Whatsapp-Chatgruppen namens "Seguridad PHAZ" [PHAZ-Sicherheit] und "Coordinación PHAZ" [PHAZ-Koordination]. Es war schwierig, der unten folgenden Fragerichtung zu folgen

F: Sie haben in Ihrer Analyse eine Korrektur vorgenommen, als David Castillo "verstanden" sagte. Sie haben auch festgestellt, dass zwei Whatsapp-Chats existieren - PHAZ Security und PHAZ Coordination. In Nachricht 249 sagten Sie, dass die beiden Nachrichten von Sergio gesendet wurden und dann eine zweite, zu welchem Chat gehört die? A: Das ist eine Kommunikation zwischen Castillo und Sergio Rodriguez.

F: Aber Chat 298, PHAZ Security, ist ein Gruppenchat, können Sie das erklären? A: Es ist ein Gruppenchat, aber es steht dabei, wann der Chat empfangen wurde und wer ihn gelesen hat. In diesem Fall wurde die Nachricht an Castillo zugestellt, er las sie und antwortete 20 Sekunden später mit der Nachricht "verstanden“.

F: Wer hat den Chat noch gelesen? A: Jorge Avila, Daniel Atala und eine weitere nicht identifizierte Nummer.

F: Nach diesem Gespräch schrieben Sie nach 'verstanden', dass es drei Nachrichten gab. Die Nachrichten vom 3. März sind: "Sergio hat mich gerade angerufen" und dann "Sie sollten die Kommunikation und die Sicherheit koordinieren" und die dritte Nachricht: "Ja, ich werde eine E-Mail vorbereiten". Aus welchem Chat stammen diese Nachrichten? A: Das ist Chat #159

F: Die nächsten beiden Nachrichten nach diesen Nachrichten in Ihrem Bericht - zu welchem Chat gehören die? A: Es ist der Chat #298 vom 3. März 2016.

F: Wie wirkt es sich Ihrer Erfahrung nach auf die Analyse aus, wenn man Chats aus verschiedenen Unterhaltungen nimmt und sie in einem Bericht zusammenfasst? A: Nun, hier ist es hilfreich für die Analyse, weil sie sich im Gruppenchat koordinieren und dann auch separat kommunizieren, um die Koordination fortzusetzen.

F: Gehen Sie zu Chat xyz [?]. Was für einen Unterschied finden Sie zwischen den beiden Seiten [die Verteidigung bezieht sich wohl auf Barahonas vorläufige Analyse und dann ihren endgültigen Analysebericht]? A: Die eine enthält Chats und Anrufregister, die im ersten Bericht nicht enthalten waren.

F: Welches Wissen ist nötig, um eine PDF-Datei zu verändern? A: Ich weiß es nicht, weil ich noch nie eine PDF-Datei verändert habe.

Das Gericht berichtet über verbleibende Beweismittel und Zeug*innen der Staatsanwaltschaft

Das Gericht war nicht in der Lage, den geschützten Zeugen ABC-03-03-2016 (Gustavo Castro) in den Zeugenstand zu rufen, da dies in einem formalen Rahmen geschehen muss und die mexikanischen Behörden zusätzliche Zeit benötigen würden, um den Zeugen zu erreichen. Der Zeitrahmen wurde in einer Mitteilung der mexikanischen Behörden an die honduranische Regierung dargelegt. Die Staatsanwaltschaft bittet darum, die frühere Aussage dieses Zeugen vor dem Gericht schriftlich zuzulassen.

Die Staatsanwaltschaft und das Gericht waren nicht in der Lage, die geschützte Zeugin Triple A ausfindig zu machen. Die Staatsanwaltschaft bittet darum, dass ihre Aussage schriftlich zugelassen wird. (Anmerkung d.Ü.: Der Wortlaut im englischsprachigen Blog lässt auf eine weibliche Zeugin schliessen. Wir gehen davon aus, dass es sich um einen männlichen Zeugen handelt, dessen Aussage bereits im Prozess gegen die materiellen Täter und Mittelsmänner verlesen wurde. Sh. „el testimonio del testigo protegido Triple A fue leído en voz alta por la secretaria. Se trata del relato de una persona cercana de Berta Cáceres que fue contactada por Gustavo Castro después del crimen y que acudió a ayudarle. El testigo proporcionó también información sobre las manifestaciones organizadas por los miembros del COPINH y las amenazas que recibían.“ https://www.asfcanada.ca/es/blogue/proces-berta-caceres-decision-relativement-a-la-prolongation-du-delai-de-detention-preventive/)

Am 13. Mai veröffentlichte das Gericht Vorladungen in den honduranischen Zeitungen El Heraldo und La Tribuna, um Jose Rafael Guerrero, Juan Carlos Beltran und Junior Alfredo Zambrano Aguilar mitzuteilen, dass sie vor Gericht erscheinen müssen. (Dies entspricht dem honduranischen Gesetz, wenn jemand nicht auffindbar ist). Das Gericht hat von keiner der drei Personen eine Antwort erhalten. Von allen dreien wurde erwartet, dass sie die von der Staatsanwaltschaft als Beweismittel vorgelegten Dokumente bestätigen.

Das Gericht wartet auch auf die Aussage der Zeugin Lilian Esperanza Lopez Benítez (ehemalige Mitarbeiterin des COPINH, d.Ü.)

https://www.aquiabajo.com/blog/2021/5/26/day-twenty-four-trial-against-david-castillo

(Übersetzung aus dem Englischen ohne Gewähr)