Tag 39 [15. Juni 2021]
Mit der Aussage von Bertha Zúniga, Tochter von Berta Cáceres
und Generalkoordinatorin von COPINH, im Prozess gegen David Castillo endete am Dienstag die Beweisführung der Privatanklage.
Diese Zeugenaussage enthüllte die Schikanen und die ständige
Überwachung von Berta Cáceres durch David Castillo.
In ihrer Zeugenaussage schilderte Bertha Zúniga verschiedene
Situationen, die sie mit ihrer Mutter erlebt hatte und wie sie ihr auch von der
Bedrohung erzählte, die David Castillo für ihr Leben darstellte:
• 2013
reiste Berta Cáceres nach Kuba, um ihre Tochter Bertha zu besuchen. Dort
erzählte sie Bertha von dem Kampf, der in Rio Blanco stattfand, und von dem
Kriminalisierungsprozess, dem sie wegen einer Waffe, die in ihrem Fahrzeug
platziert worden war, ausgesetzt war.
• Auf
dieser Reise erzählte Berta ihrer Tochter Bertha, dass der Geschäftsführer des
Unternehmens, (das das Wasserkraftwerk „Agua Zarca“ in Rio Blanco bauen liess, d.Ü.) David
Castillo hieß. Er sei Absolvent des militärischen Geheimdienstes von West Point
in den Vereinigten Staaten und er habe ihr vor der Abreise sagte, dass er nach ihrer Reise Klage gegen sie einreichen
würde, um den Besuch ihrer Tochter in Kuba zu ihrem Abschluss nicht zu
beeinträchtigen. Das habe ihr zu
verstehen gegeben, dass er Informationen über ihr Privatleben hatte. Diese
Situation sei besorgniserregend gewesen, da nur sehr wenige Menschen überhaupt
wussten, dass Bertha in Kuba studierte.
• Bertha
berichtete auch von den Kriminalisierungsaktionen gegen ihre Mutter, die von
der Firma DESA vorangetrieben wurden, insbesondere als man sie der Usurpation
(illegale Besitznahme von Land) im Lenca-Territorium und der Nötigung
beschuldigte und Schadensersatz an die Firma (DESA d.Ü.) in Höhe von 700
Millionen Lempiras von ihr verlangte. Die Firma wurde von Rechtsanwalt Sánchez
Cantillano (dem heutigen Verteidiger von
David Castillo) vertreten und in diesem Fall sagten die inzwischen verurteilten
Douglas Bustillo und Sergio Rodríguez gegen sie aus.
• Bertha
sagte auch, dass ihre Mutter ihr nicht erlaubte, nach Río Blanco zu gehen, weil
sie wegen der Schikanen und Drohungen, die sie in der Gemeinde wegen ihres
Kampfes zur Verteidigung des Gualcarque-Flusses erfuhr, in Gefahr war.
• Im
Jahr 2014 begann Bertha Zúniga mit dem Nationalen Netzwerk von Menschenrechtsverteidigerinnen in
Honduras zu arbeiten, und ein Teil ihrer Arbeit bestand darin, die Aggressionen
und Drohungen zu dokumentieren, die Berta wegen ihres Kampfes erhielt. Unter
anderem bemerkte sie, dass David Castillo ihrer Mutter bei einer Gelegenheit,
während sie in einer Sitzung war, schrieb "wie schön deine Bluse
ist", was Berta sehr beunruhigte, da es sich um eine geschlossene Sitzung
handelte und er ihr so zu verstehen gab, dass er sie genau beobachtete.
• Bei
einer anderen Gelegenheit bot David Castillo an, einige Projekte für die „casa
de sanación“, das Frauenhaus von COPINH,
zu bezahlen. Berta sagte ihrer Tochter, dass sie seine Angebote als eine Form
der Bestechung verstehe und drückte ihre Sorge aus, dass sie nicht verstehe,
woher Castillo wisse, dass dies tatsächlich wirklich wichtige Projekte für sie
seien.
• Berta
erzählte ihrer Tochter auch, so die Aussage, dass im Januar 2015 ein Mann
namens Alexis ihr Textnachrichten schickte. Er erzählte ihr, dass die
DESA-Ingenieure bezahlte Informanten in den Versammlungen und Treffen von
COPINH hätten. Diese Personen gaben der DESA Informationen darüber, wann Berta
und andere Aktionen koordinierten.
• 2015
wurde Berta der Goldman-Preis verliehen und bei dieser Gelegenheit erzählte
sie, dass David Castillo ihr geschrieben hatte, um ihr zu gratulieren, was sie
als ironisch empfand, da der Preis ihr für ihren Kampf gegen das Unternehmen
DESA verliehen wurde.
• Im
selben Jahr habe ihre Mutter ihr berichtet habe, dass David Castillo ein Lügner
sei, weil er ihr gesagt hatte, dass sie gewonnen hätte und dass sie das Projekt
zurückziehen würden. Sie sei sehr enttäuscht gewesen, dass das nicht stimmte.
Berta habe erzählt, dass David Castillo sie belogen habe und auch, dass Douglas
Bustillo sie beleidigt und belästigt habe. Sie sagte, dass Bustillo ein
Auftragskiller sei und dass Mitglieder seiner Familie ebenfalls Auftragskiller
seien und an der Entführung des Sohnes eines Präsidenten in Honduras beteiligt
gewesen seien. Trotzdem hatte sie mehr Angst vor David Castillo, weil er zwar
freundlich mit ihr sprach, sie aber beobachtete und überwachte und sie deshalb
mehr Angst vor ihm hatte.
• Im
Dezember 2015, als auch ihre anderen Kinder Laura und Salvador in Honduras
waren, erzählte Berta ihnen, dass sie ein Testament machen und eine
Lebensversicherung abschließen wolle und
sagte ihnen, dass sie nicht wolle, dass sie ohne Unterstützung dastünden, falls
ihr etwas zustoße.
•
Im Januar 2016 teilte Bertha Zúnigas Vater (der
ehemalige Ehemann von Berta Cáceres, d.Ü.) seiner Tochter mit, dass ein Anwalt
ihm Informationen über die Verhaftung
von zwei Männern wegen illegalen Waffenbesitzes und des Mordes an einem
Mann in der Gemeinde Rio Blanco (im Dezember) gegeben habe. Einer von ihnen,
der Auftragskiller Olvin Garcia, habe angegeben, dass er mit der DESA
zusammenarbeite, um Aktionen gegen COPINH durchzuführen. Er sei freigelassen
worden sei, nachdem einem Richter in La Esperanza ein Bestechungsgeld gezahlt
wurde. Es sei wichtig für Berta, diese
Informationen zu haben.
https://copinh.org/2021/06/juicio-contra-david-castillo-dia-39/
Die Verteidigung beginnt mit der Präsentation ihrer Beweise:
Aussage des Zeuge Ramon Rivera Perdomo
Ramon Rivera Perdomo ist ein Schullehrer aus San Francisco
de Ojuera (SFO) im Departement Santa Barbara [SFO war der Ort auf der anderen
Flusssteite , an den DESA den Bau des Agua Zarca-Staudamms verlegte, nachdem
der Widerstand aus Rio Blanco und die
internatioale Kritik immer größer wurden, d.Ü.].
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"Ramon Sosa war kommunale Kontaktperson in DESA und eine der Personen, die Attacken gegen COPINH und Berta Cáceres in der Gemeinde Río Blanco ausführten." Quelle: COPINH
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Aussage von Ramón Rivera:
Bevor ich etwas über erneuerbare Energien wusste, hatte ich
bereits COPINH kennengelernt. Ich absolvierte eine Schule in Santa Barbara und
wurde von [Salvador] Zúniga im Institut Santa Barbara ausgebildet. Ich bekam
ein Stipendium für ein Medizinstudium in Kuba, ging für zwei Jahre dorthin und
kehrte dann in meine Gemeinde zurück. In den frühen 2000er Jahren wurde ich ein
Aktivist für erneuerbare Energien.
Ich wurde Teil der gewählten Gemeindeleitung (patronato) und
setzte mich für die Entwicklung eines Wasserkraftprojekts ein. Dies war erst um
2007 möglich, als wir einige Mittel aus einem Regierungsprogramm – Strategie
zur Armutsreduzierung - der Regierung von Manuel Zelaya erhielten. Bis 2009
hatten wir elektrische Projekte in den Gemeinden der Gemeinde, und das war ein
großer Erfolg für die Gemeindeführung. Ich war ein Aktivist in der
Zelaya-Regierung und war Mitglied des Gemeinderats.
Als die Zelaya-Regierung die Projekte der Llanitos- und
Jicatuyo-Wasserkraftwerke vorschlug [diese Kraftwerke wurden nie gebaut, aber
die JOH-Regierung treibt sie jetzt wieder voran], war ich für diese Projekte.
Ich glaubte an die Möglichkeiten für die Entwicklung der Gemeinde und wir sahen
immer die Möglichkeiten, nachhaltiger Arbeitsquellen und begrüßten die Chancen
für die Gemeinde.
Dann geschah der Putsch, ich war ein Aktivist gegen den
Putsch. So lernte ich Berta Cáceres kennen. Im Jahr 2010 setzte ich meine
Arbeit in der Gemeinde fort. Ich bin Lehrer und das schon seit 2005. Und ich
bin ein Vater von drei Kindern.
Ich wurde darauf aufmerksam, dass sie das Staudammprojekt
Agua Zarca auf der rechten Seite des Gualcarque-Flusses entwickelt werden
sollte [die rechte Seite ist die Region Rio Blanco im Departement Intibucá].
Im Jahr 2004 war ich Teil des Komitees zum Schutz des Gualcarque-Flusses. Das war eine Initiative,
um Lösungen und Schutzmaßnahmen wegen der Bedrohung des Flusses durch Viehzucht
zu suchen. Damals lernte ich die indigenen und andere Gemeinden in San Francisco de Opalaca kennen.
Zu dieser Zeit betrachten wir unsere Organisationen und die anderen in San
Francisco de Opalaca als Bruderorganisationen.
Ich lernte COPINH kennen und wusste, dass sie eine
Umweltorganisation sind. Zu diesem Zeitpunkt war COPINH noch nicht in unserer
Region aktiv.
Im Jahr 2013 erfuhr ich von der Krise in Rio Blanco und dass
das Projekt Agua Zarca gestoppt wurde. Ich erfuhr davon durch die Medien. Ich
verstand, dass es ein kleines Projekt war, auch wenn die Leute es als großen
Damm bezeichneten, der vielen Menschen Land wegnehmen würde.
Ende 2013 gingen wir in die Gemeinde La Tejera in Rio
Blanco. Es war ein Sektor der Gemeinde Rio Blanco, der gegen das Agua
Zarca-Projekt war.
Dort lernte ich Francisco Javier kennen [früher engagiert
bei COPINH und ehemaliger Anführer in Rio Blanco, d.Ü.]. Ich ging zu seinem
Haus, seine Frau war sehr freundlich. Wir aßen mit ihnen zu Abend und schliefen
dort.
Dann begann der Konsultationsprozess in San Francisco de
Ojuera auf der linken Seite des Flusses. Sie konsultierten die Gemeinden, um
das Projekt nach San Francisco de Ojuera zu verlegen.
Im Jahr 2013 wurden Konsultationen in den Gemeinden Valle de
Angeles, El Barreal, La Tejera [alle in Rio Blanco] und auch in San Ramon, La
Leona und anderen Gemeinden in San Francisco de Ojuera durchgeführt. Dies war
ein Prozess, um die Zustimmung der Gemeinden zu erhalten. Wir waren in der Lage
zu verstehen, was das Agua Zarca Projekt uns geben würde.
Alles lief gut und war friedlich. Das Unternehmen Sinohydro
befand sich in den Anlagen von DESA und das Projekt ging voran. Ich war Lehrer
in meiner Gemeinde und wir sahen von der anderen Seite des Flusses, dass sie
den Damm bauten.
https://www.aquiabajo.com/blog/2021/6/15/day-thirty-nine-trial-against-david-castillo
(Übersetzung aus dem Englischen, ohne Gewähr)