Erst knapp über 50 Prozent der Stimmen ausgezählt. Vorsprung von rund 20 Prozent allerdings kaum mehr einholbar
Tegucigalpa. Nach der Auszählung von rund 51 Prozent der Stimmen bei den Präsidentschaftswahlen vom gestrigen Sonntag zeichnet sich deutlich ab, dass Xiomara Castro von der linken Partei Libre die neue Präsidentin von Honduras werden könnte. Mit ihrem Wahlbündnis liegt sie derzeit mit 20 Prozentpunkten (53,6 Prozent) vor Nasry Asfura (33,8 Prozent), dem Kandidaten der seit zwölf Jahren regierenden nationalen Partei (PNH). Sollte sich das Ergebnis auch nach Auszählung aller Stimmen bestätigen, würde erstmalig eine Frau die Regierung des zentralamerikanischen Landes übernehmen. An den Wahlen nahmen 62 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung teil.
Beide Parteien, sowohl die PNH als auch das Bündnis unter Führung von Castro, erklärten sich bereits frühzeitig nach der ersten Bekanntgabe von Teilergebnissen zum Wahlsieger. Die endgültige Bekanntgabe der Ergebnisse obliegt jedoch dem Nationalen Wahlrat (CNE). Gleichzeitig informierte der CNE über den Absturz seiner Website, der durch einen Hackerangriff auf den Server verursacht worden sein soll.
Am Wahlabend feierten Teile der Bevölkerung der Hauptstadt Tegucigalpa in den Straßen bereits den Sieg der Libre-Kandidatin.
Castro kündigte unter dem Eindruck des als sehr wahrscheinlich geltenden Sieges an: "Wir werden eine Regierung der Versöhnung, eine Regierung des Friedens und der Gerechtigkeit bilden, wir werden in ganz Honduras einen Prozess in Gang setzen, um eine partizipative Demokratie, eine direkte Demokratie umzusetzen." Sie beendete ihre Rede damit, dass sie mit aller Entschiedenheit gegen Korruption, das organisierte Verbrechen, Armut und die neoliberalen Wirtschafts- und Arbeitszonen (Zede) vorgehen wolle.
Die Jugendwahlplattform und die Nichtregierungsorganisation Cespad berichteten, dass im Zuge ihrer Wahlbeobachtung aus verschiedenen Teilen des Landes Fälle von Stimmenkauf durch die PNH gemeldet wurden. Dazu hätten sich vor einigen Wahllokalen Anhänger:innen politischer Parteien befunden, die versuchten haben sollen, die Wähler:innen zu beeinflussen. Im gesamten Land liefen die Wahlen jedoch friedlich ab.
Die Wahlbeobachtermission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS)) hat sich bisher nicht geäußert und verweist auf die endgültige Bekanntgabe durch den CNE. Landesweit bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen, woraufhin die oberste Wahlbehörde aufrief, die Wahllokale so lange geöffnet zu lassen, bis die Wartenden auch gewählt haben.
Einige internationale, darunter auch deutschsprachige Medien meldeten den Wahlsieg von Castro bereits als gesichert. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Wahlen im Jahr 2017, als nach zahlreichen Unregelmäßigkeiten trotz zunächst anderslautender Auszählungsergebnisse doch Juan Orlando Hernández zum Sieger erklärt wurde, bleibt der Ausgang der diesjährigen Wahlen bis zur Bekanntgabe der endgültigen Ergebnisse durch den CNE abzuwarten.