Quelle: https://twitter.com/IM_Defensoras/status/1704286526685716957 |
In den frühen Morgenstunden des 19. September drangen mindestens vier unbekannte und schwer bewaffnete Männer in die Gemeinde Vallecito in Colón (Honduras) ein und umstellten das Haus von Miriam Miranda, Koordinatorin und Garifuna-Verteidigerin der Organizacion Fraternal Negra de Honduras (OFRANEH). Wir schließen uns dem internationalen Aufschrei der Besorgnis an und
fordern die zuständigen staatlichen Institutionen auf, unverzüglich für einen angemessenen, wirksamen und mit den Garífuna abgestimmten Schutz von Miriam Miranda und der durch Landraub und fortgesetzen Terror von Auslöschung bedrohten Garífuna-Gemeinden in Honduras zu sorgen. Hier das Kommuniqué der Organisation IM-Defensoras.
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In den frühen Morgenstunden des 19. September drangen mindestens vier
unbekannte und schwer bewaffnete Männer in die Gemeinde Vallecito in Colón ein
und umstellten das Haus von Miriam Miranda, Koordinatorin und
Garifuna-Verteidigerin von OFRANEH.
Die für die Sicherheit der Gemeinde Vallecito
verantwortlichen Sicherheitskräfte forderten die unbekannten Männer auf, sich
zu identifizieren, doch diese flohen vom Tatort. Die Sicherheitskräfte konnten
jedoch feststellen, dass die Männer Sturmgewehre bei sich trugen und nicht der
Garifuna-Gemeinschaft angehörten. Sie hörten auch, wie die Männer sagten, dass
sie sich das nächste Mal "mit Sicherheit ihr Ziel treffen" würden.
Dieser Vorfall ereignete sich im Rahmen eines Besuchs von Mitgliedern des
Technischen Ausschusses des Mechanismus zum Schutz von
Menschenrechtsverteidiger:innen in diesem Gebiet, bei dem letztlich weder die
Generalstaatsanwaltschaft noch die Menschenrechtsabteilung des
Sicherheitsministeriums noch die Menschenrechtsanwaltschaft der
Staatsanwaltschaft anwesend waren. Und das, obwohl das Treffen seit August
geplant war und viele Mitglieder der Garífuna-Gemeinden sowie Mitglieder des
Nationalen Netzwerks der Menschenrechtsverteidigerinnen und der Nationalen
Koordinierung der Schwarzen und Indigenen Frauen (CONAMINH) bereits in die
Gemeinde Faya (Vallecito) gereist waren.
Der Angriff auf Miriam Miranda und das mangelnde Interesse der staatlichen
Institutionen, ihre Sicherheit und die der Garífuna-Gemeinden zu gewährleisten,
findet in einem anhaltenden Kontext von Aggressionen, Kriminalisierung,
Verfolgung, Schikanen und Morden statt, denen die Garífuna-Bevölkerung in
Honduras seit Jahrzehnten ausgesetzt ist.
Im August 2022 wurde Miriam Miranda wegen illegaler Freiheitsberaubung und
Störung der öffentlichen Ordnung angezeigt, nachdem sie für die Verteidigung
und Rückeroberung ihrer Gebiete demonstriert und die lebendige Rückkehr der
vier jungen Garifuna gefordert hatte, die vor mehr als drei Jahren gewaltsam
verschwunden waren. Im Februar desselben Jahres erhielt die
Garífuna-Verteidigerin von einer unbekannten Telefonnummer aus Textnachrichten
mit Drohungen gegen ihr Leben und das ihrer Familie: "Sie sind
gewarnt.", hieß es darin.
Die Aggressionen und gewalttätigen Vorfälle gegen die Garífuna-Gemeinschaft
sowie die Verfolgung und Bedrohung des Lebens ihrer Anführer wegen der
Verteidigung ihres Territoriums, ihrer Gemeingüter und ihrer angestammten
Kulturen nehmen zu. Im vergangenen Mai gedachte das Volk der Garífuna der 226
Jahre der Enteignung, des Widerstands und des Kampfes: Dennoch gehen die Morde
an den OFRANEH-Führungspersonen weiter, ebenso wie die Angriffe auf die
Spiritualität und die Kosmovision der Garífuna, wie im April 2023, als das
Zentrum für traditionelle Heilkunde der OFRANEH in der Gemeinde San Juan
angezündet wurde.
Und dies, obwohl die Garífuna-Gemeinschaften auf nationaler und internationaler
Ebene die Garantie ihrer Rechte gefordert haben. Dank ihres Kampfes und in
Anerkennung der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, denen sie ausgesetzt
waren, wurden sie vom höchsten Gericht Amerikas, dem Interamerikanischen Gerichtshof
für Menschenrechte (IACHR), verurteilt und einstweilige Schutzmaßnahmen für sie
angeordnet. Der honduranischen Staat wurde deshalb wiederholt aufgefordert,
eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, um der Gewalt gegen die Gemeinschaften
ein Ende zu setzen und ihre angestammten Rechte auf ihr Land zu schützen. Der Staat ist weit davon entfernt, seinen
Verpflichtungen nachzukommen, und hat zur Zunahme der Gewalt in den Gemeinden
beigetragen.
Das Nationale Netzwerk der Menschenrechtsverteidigerinnen in Honduras und
Iniciativa Mesoamericana de Mujeres Defensoras (IM-Defensoras) verurteilen
diese neue Aggression gegen Miriam Miranda und OFRANEH.
Wir sind besorgt über die Schwere dieses Angriffs, der die körperliche und
seelische Unversehrtheit von Miriam Miranda, den Garifuna-Gemeinschaften und
den Mitgliedern von OFRANEH gefährdet.
Wir fordern den Nationalen Schutzmechanismus dringend auf, die notwendigen
Maßnahmen zu ergreifen, um Miriams körperliche und seelische Unversehrtheit zu
schützen und ihr die Fortsetzung ihrer legitimen Arbeit als Verteidigerin des
Garifuna-Volkes zu ermöglichen. Darüber hinaus machen wir den Staat für jede
Gewalttat verantwortlich, die gegen sie verübt werden könnte. Wir fordern
außerdem, dass die honduranische Regierung sofortige, verantwortungsvolle und
wirksame Maßnahmen als Reaktion auf diese Ereignisse ergreift und die Identität
und Autonomie des Garífuna-Volkes respektiert.
Schließlich fordern wir die nationalen und internationalen Organisationen auf,
auf die Gefährdung derjenigen aufmerksam zu machen, die die Territorien und
angestammten Rechte der Garífuna verteidigen, und sich gegen diese Taten
auszusprechen.
Original auf Spanisch: https://im-defensoras.org/2023/09/alerta-defensoras-honduras-asedio-y-amenazas-contra-la-vida-de-miriam-miranda-coordinadora-y-defensora-garifuna-de-la-ofraneh/