Sonntag, 2. März 2025

Aktivisten gegen illegale Abholzung in Honduras ermordet

Die Waldschutzbehörde ICF fordert Gerechtigkeit und ein Ende der Straflosigkeit

Comayagua. Der Umweltschützer Juan Bautista Silva und sein Sohn Juan Antonio Silva sind am Donnerstag in Cerro de la Cruz ermordet aufgefunden worden. Das Verbrechen ereignete sich circa 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tegucigalpa.

Familienangehörige sagten aus, dass sie am Mittwoch auf dem Weg in die schwer zugängliche Waldschutzzone gefahren seien, um im Auftrag der Waldschutzbehörde (ICF) die illegale Abholzung fotografisch zu dokumentieren, die sie vorher angezeigt hatten. Silva hat in den letzten 20 Jahren Umweltzerstörungen in den umliegenden Gemeinden wiederholt angezeigt.

Nach Presseinformationen wurden Körperteile beider Opfer mit einer Kettensäge abgetrennt. Juan Pablo Guerra, ein Freund von Silva vermutet daher, dass die Täter aus dem Holzgeschäft stammen könnten. "Das ist ein Umweltverbrechen, sie wurden mit denselben Kettensägen zerstückelt, mit denen die Holzfäller die Wälder dieses Schutzgebietes plündern", wird er zitiert

Die ICF verurteilte die Morde, bezeichnete sie als "tragische Todesfälle" und forderte die Generalstaatsanwaltschaft auf, umgehend Ermittlungen aufzunehmen und die Schuldigen zu bestrafen. Nach Aussage der ICF ist die betroffene Region in staatlicher Hand und wird durch die forstwirtschaftliche Kooperative Zambrano bewirtschaftet. Sie sei jedoch durch illegale Gruppen und ihre Verbrechen bedroht, unter anderem in Brandstiftung, illegales Roden und extensive Viehwirtschaft. Damit wollten sie diese Ländereien in Besitz nehmen.

Betty Vásquez, Vorsitzende der Umweltbewegung Santa Barbara, äußert sich in einem Interview kritisch über die ICF: "Diese gescheiterte Institution schickte die beiden ins Schutzgebiet, um Beweise in Form von Fotos zu bringen, obwohl sie von Amts wegen handeln müsste. Die Generalstaatsanwaltschaft hat eine spezielle Abteilung für Umweltdelikte und die ICF begleitet durch technische Bewertungen. Es existiert sogar ein grünes Bataillon der Armee, das einen Handlungsspielraum bei Umweltdelikten hat. Der Staat hat eine große Verantwortung bei Umweltdelikten."

Diese Taten erinnern an die gegen die beiden indigenen Umweltschützer Salomon und Samael Matute, ebenfalls Vater und Sohn, die im Jahr 2019 wegen ihres Widerstandes gegen illegale Abholzung im benachbarten Department Yoro getötet wurden. (amerika21 berichtete). Diese Morde wurden bis zum heutigen Tag nicht aufgeklärt.

Honduras führt seit den 1990er Jahren eine lange Liste an ermordeten Umweltschützer:innen. Erst im September 2024 ist der Stadtrat und Umweltschützer Juan López in der Gemeinde Tocoa erschossen worden (amerika21 berichtete). Auch der Mord an der international renommierten Umweltschützerin Berta Cáceres, die am heutigen Sonntag vor neun Jahren erschossen wurde, zeigt ein hohes Maß entweder an fehlendem Interesse an einer vollständigen Aufklärung, großer Einflussnahme durch mächtige Interessensgruppen oder unzureichendes Vermögen seitens des Justizsystems. In diesen Fällen sind die Auftraggeber bisher nicht ermittelt.

Laut Global Witness gehört Honduras zu den gefährlichsten Ländern für Umweltschützer:innen. Das Land liegt nach Kolumbien mit 79 Morden und Brasilien mit 25 mit Mexiko an dritter Stelle mit 18 ermordeten Umweltschützer:innen allein im Jahr 2024.