Von Sonja Gerth amerika21
Migranten angekommen, die sich Mitte Januar von San Pedro Sula in Honduras aus auf den Weg in die USA gemacht haben. Die Behörden zählten am Montag knapp 2.000 Personen im Stadion Jesús Martínez. Dort ist eine Zeltstadt eingerichtet, die bis zu 5.000 Menschen aufnehmen kann. Die Durchreisenden dürfen zehn Tage bleiben, erhalten Decken, Nahrung und ärztliche Versorgung. Dabei orientiere man sich an Protokollen zur Einhaltung der Menschenrechte, erklärte die Ombudsfrau der Hauptstadt, Nashieli Ramírez. Die Migranten, die ohne Papiere ins Land gekommen sind, können außerdem ein humanitäres Visum beantragen.
Im Gegensatz zur Vorgängerregierung hatte Mexikos neue Innenministerin Olga Sánchez Cordero Mitte Januar angekündigt, dass alle Mittelamerikaner, die sich registrieren lassen, ein humanitäres Visum erhalten. Dieses berechtigt zum legalen Aufenthalt in Mexiko bis zu einem Jahr und auch zur Arbeitsaufnahme. Seit der Bekanntmachtung hat das Nationale Einwanderungsinstitut (INM) mehr als 12.000 Anträge gezählt, der Großteil aus Honduras. Die meisten Antragsteller warten immer noch in Ciudad Hidalgo an Mexikos Südgrenze darauf, dass ihnen die Aufenthaltskarte ausgehändigt wird. Erst knapp 4.000 Personen haben das Dokument erhalten.
Mexikanische Medien zitieren mehrere Migranten, die nun ihre Chance nutzen wollen, eine Arbeit in Mexiko zu finden. Denn die Aussichten, legal die US-Grenze zu überqueren, sind gering. Nur etwa eine von zehn Personen aus Honduras, Guatemala und El Salvador, die 2016 in den USA Asyl beantragten, hat dieses laut dem US-Ministerium für Innere Sicherheit (Department of Homeland Security) auch bekommen. Künftig sollen Asylbewerber sogar südlich der Grenze, also in Mexiko, auf die Bearbeitung ihres Antrags warten, das sieht eine Vereinbarung zwischen den beiden Nachbarländern vor.
In Tijuana, an der Grenze zum kalifornischen San Diego, harren immer noch mehr als 2.000 Menschen aus der ersten Karawane aus, die sich im Oktober Richtung USA aufgemacht hatte. Wo der Rest geblieben ist, ist unklar. Viele haben es möglicherweise durch die Wüste auf US-amerikanisches Territorium geschafft. Dass knapp 2.000 Migranten freiwillig nach Honduras zurückgekehrt sind, wie von Präsident Juan Orlando Hernández behauptet, ist wohl eher unwahrscheinlich.