Tegucigalpa. Am Montag wurde die Transaktivistin Thalía Rodríguez in ihrem Haus in der Hauptstadt Tegucigalpa durch Kopfschüsse von einer unbekannten Person ermordet. Sie gehörte dem Lesbischen Netzwerk Las Cattrachas an und kämpfte seit mehr als 20 Jahren für die Einhaltung der Rechte der LGTBIQ+ Communitiy.
Der Radiojournalist und führendes Mitglied der indigenen Lenca im Department Lempira, Pablo Hernández, wurde bereits am Sonntagmorgen in seinem Heimatort San Marcos de Caiquín von mehreren Unbekannten erschossen. Er trat in verschiedenen Gremien für die Rechte seiner Volksgruppe ein und arbeitete als Direktor des kommunitären Radios Tenán. Zudem war er Bürgermeister von Auxiliaría de la Vara Alta de Caiquín und engagierte sich im Netzwerk der Agrarökologen des Biosphärenreservats Cacique.
Hernández zeigte öffentlich Menschenrechtsverletzungen gegen die Lenca an und erhielt wiederholt Drohungen. Erst im letzten Jahr wurde die elektrische Anlage der Radiostation sabotiert. Das UN-Menschenrechtsbüro in Honduras verurteilt den Mord und fordert die zuständigen Behörden auf, eine rasche, umfassende und unabhängige Untersuchung durchzuführen.
"Die schrecklichen Morde an Pablo Hernández und an Thalía Rodríguez zeigen, dass sich die realen Machtverhältnisse in Honduras allein mit dem Wahlsieg von Xiomara Castro noch lange nicht verändern. Sie sind für indigene und kleinbäuerliche Gemeinschaften ebenso wie für die LGBTIQ+-Community existenzbedrohend. Auch die Situation im Agúan-Tal zeigt das. Dort drohen erneut Vertreibungen. Einschüchterungen gegen die Angehörigen der politischen Gefangenen von Guapinol sind an der Tagesordnung", sagte Andrea Lammers, Hondurasreferentin des Ökumenischen Büros in München, gegenüber Amerika21.
Sie betonte: "Weder die internationale Solidarität, noch die sogenannte internationale Gemeinschaft dürfen mit dem bevorstehenden Regierungswechsel beruhigt zur Tagesordnung übergehen. Ohne massiven öffentlichen Druck – in Deutschland wie in Honduras – und energische Unterstützung für eine wirklich unabhängige und handlungsfähige Mission gegen Straflosigkeit und Korruption werden die Morde weitergehen. Der Kampf um Menschenrechte, Selbstbestimmung, Territorien und Körper muss öffentlich und transparent geführt werden. Er darf nicht zur Verhandlungsmasse für Hinterzimmerdeals zwischen der neuen Regierung und den alten Eliten werden."
Die LGTBIQ+ Communitiy zählt seit dem Militärputsch im Juni 2009 insgesamt 402 Ermordete aus ihren Reihen. Der Interamerikanische Gerichtshof erklärte den honduranischen Staat im letzten Jahr für den Mord an der Transfrau Vicky Hernández vor 12 Jahren durch Sicherheitskräfte für verantwortlich. Damit schaffte die Institution einen Präzedenzfall (amerika21 berichtete).
Die Gewaltrate in Honduras ist sehr hoch. Laut offizieller Angaben des staatlichen Sicherheitssekretariats wurden im Jahr 2021 insgesamt 3.607 Honduraner:innen ermordet. Allein in den ersten Tagen des neuen Jahres 2022 wurden bereits 97 Honduraner:innen ermordet, davon 12 Personen bei drei Massakern.
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