Konzessionen sollen entzogen werden. Beobachter:innen befürworten das Vorhaben. Genaue Pläne zur Umsetzung sind bisher noch nicht bekannt
Tegucigalpa. Das honduranische Staatsgebiet soll frei von Tagebauen für metallische und nichtmetallische Bodenschätze werden. Das gab die Regierung von Präsidentin Xiomara Castro am Dienstag in einer kurzen Erklärung des Ministeriums für Energie, Umwelt und Bergbau bekannt. Angekündigt hatte Castro diesen Schritt bereits in ihrer Rede zum Amtsantritt am 27. Januar.
Für die bereits bestehenden Tagebaue, zum Beispiel für Gold oder Eisenerz, kündigt die Erklärung die Überprüfung, Suspendierung und den anschließenden Entzug der Umweltgenehmigungen und Konzessionen an. Für bestimmte Tagebaue, die in ökologisch besonders wertvollen Gebieten liegen, sind nicht näher benannte "Sofortmaßnahmen" zum Erhalt der Natur und des Nutzens für die Bevölkerung vorgesehen.
Diese könnten unter anderem zwei Eisenerz-Tagebauminen des Unternehmens Inversiones Los Pinares betreffen, die mitten in einem Wasserschutzgebiet im Nationalpark Carlos Escaleras liegen. Die Lizenzen und Genehmigungen waren unter dubiosen Umständen erteilt worden. Sie zerstören das Wasserschutzgebiet im Nationalpark Carlos Escaleras und verseuchen das Trinkwasser von Tausenden Menschen.
Acht Umweltschützer, die wegen ihres Protestes gegen die Verschmutzung der Flüsse Guapinol und San Pedro über 900 Tage lang rechtswidrig inhaftiert waren (amerika21 berichtete), sind erst kürzlich nach zähem juristischen Ringen und nach Erlass eines Amnestiegesetzes durch die neue Regierung freigelassen worden. Für das Unternehmerehepaar Lenir Pérez und Ana Facusse würde die Schließung der Tagebaue auch das Aus für eine große Eisenerzpelletier-Anlage neben der Ortschaft Guapinol bedeuten. Sie ist die bisher einzige in ganz Zentralamerika.
Laut der 2021 veröffentlichten Studie "Territorios en riesgo III" bestehen in Honduras derzeit 42 Bergbaukonzessionen in besonders geschützten Gebieten. Die Gesamtzahl der Konzessionen beträgt etwa 300. Der Bergbau trägt kaum zur Wertschöpfung des Landes bei und auch sein Anteil an den Arbeitsplätzen liegt weit unter einem Prozent.
Neben den ökologischen und gesundheitlichen Folgen führen die Tagebaue immer wieder auch zu enormen Konflikten. Ein drastisches Beispiel ist der Friedhof von Azacualpa, einer Gemeinde der Maya-Chortí im westlichen Departamento Copán. Das Unternehmen Minosa, eine Tochtergesellschaft des multinationalen Konzerns Aura Minerals, exhumiert dort, gegen den Widerstand der Einwohner:innen, die sterblichen Überreste ihrer Familienangehörigen und Vorfahren, um einen Goldtagebau anzulegen.
Beobachter:innen werten die Ankündigung der Regierung als sehr positiven Schritt, der langjährigen Forderungen von sozialen Bewegungen, Umweltverbänden und indigenen Gemeinden in Honduras nachkommt.
Unklar ist indes, wie die Absichten umgesetzt werden sollen. HondurasNow twitterte, es handle sich um eine "politische Erklärung", die erst durch ein Gesetz oder Dekret rechtskräftig werden könne.