Kongress verabschiedet Bergbaugesetz und Nachfolgeprojekt sogenannter Modellstädte. Massive Zunahme der Landkonflikte in Honduras befürchtet
Proteste vor dem Kongress, CC JS |
"Diese Gesetze sind eine Beleidigung des honduranischen Volkes und eine wahre Kriegserklärung an diejenigen, die für die Verteidigung unserer Territorien, Länder, Böden, Gemeinden, Wälder, Wasser, Flüsse und unserer uralten Kultur kämpfen", erklärten die protestierenden Organisationen.
Im Gegensatz zu dem Projekt der Modellstädte, das auf drei Regionen begrenzt war, soll das neue Gesetz spezielle Entwicklungsregimes unterschiedlichen Typs im ganzen Land ermöglichen. Zu den zwölf vorgesehenen Typen gehören unter anderem autonome Städte, Zonen der erneuerbaren Energie, Sonderwirtschaftszonen, Agroindustriezonen, spezielle Tourismusgebiete und Zonen des "sozialen Bergbaus". Diese Gebiete sollen laut des geänderten Verfassungsartikels 329 den Status einer juristischen Person erhalten. Gegner der Verfassungsänderung kritisieren, dass diese Territorien damit als Privatbesitz gelten.
Proteste vor dem Kongress, CC JS |
Bereits das Projekt der Modellstädte, die offiziell als
Sonderentwicklungszonen bezeichnet wurden und deren Einrichtung autonome
Stadtstaaten ermöglicht hätte, sorgte in Honduras für massive Proteste.
Im Oktober 2012 erklärte der Oberste Gerichtshof von Honduras das 2011
verabschiedete Dekret über die Einrichtung der Modellstädte für
verfassungswidrig, da es die nationale Souveränität und das nationale
Territoriums verletze. Anzeigen wegen Landesverrats gegen 110
Kongressabgeordnete und den De-facto-Präsidenten Porfirio Lobo, die in
Zusammenhang mit den Modellstädten eingereicht wurden, ging der Oberste
Gerichtshof aber nicht nach.
In Honduras wurden nach Aussagen von Aktivisten bereits für mehr als 30 Prozent des nationalen Territoriums Bergbaulizenzen an überwiegend ausländische Unternehmen vergeben. Laut der Organisation der Garifuna-Volksgruppe OFRANEH sind 80 Prozent der von afrokaribischen Indigenen bewohnten Küstenzonen von den speziellen Entwicklungszonen betroffen.
Nach der Verabschiedung der beiden Gesetze befürchten Aktivisten eine Zunahme der Landkonflikte und die Vertreibung ganzer Dorfgemeinden. In einem gemeinsamen Kommuniqué wurden alle Organisationen und die honduranische Bevölkerung dazu aufgerufen, ihr Territorium zu verteidigen. "Jedes Dorf, jedes Viertel, jeder Landkreis muss sich in einen Schutzwall gegen die Ausverkäufer des Landes verwandeln", heißt es in der Erklärung.