Dienstag, 19. April 2016

Angriff auf internationales Treffen von Aktivisten in Honduras

von Daniela Dreißig  erschienen in amerika21





Tegucigalpa. In Honduras sind am Freitag Teilnehmende eines Internationalen Solidaritätstreffens von Unbekannten angegriffen worden. Mehrere Männer hätten die sie mit Steinen, Stöcken und Macheten attackiert. Mindestens sieben Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Bei dem Treffen ging es um die Entwicklung von Strategien sozialer Bewegungen nach dem international beachteten Mord an der Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cáceres.

Die Übergriffe ereigneten sich an den Ufern des Flusses Gualcarque, in der Nähe des Baugeländes des Wasserkraftwerkes Agua Zarca in der Gemeinde San Francisco de Ojuera, Santa Barbara. Unter den Angreifern konnten Männer identifiziert werden, die Cáceres und Angehörige des Zivilen Rates der indigenen und Volksorganisationen Honduras (COPINH) wiederholt mit dem Tode bedroht hatten. Einige von ihnen wurden als Personen identifiziert, "die in den Diensten der Betreiberfirma Desarrollos Energéticos S.A. (DESA) stehen", hieß es von Aktivistenseite. Sie riefen namentlich dazu auf, Tomás Gómez Membreño und Sotero Chavarría, beides Mitglieder der COPINH-Leitung, zu attackieren. In der Vergangenheit wurden Gómez Membreño und Charvarría mehrfach mit dem Tode bedroht, auf Chavarría wurde im Jahr 2012 bereits ein Anschlag verübt.



DESA hat in einer Erklärung vom 12. April 2016 den Mitgliedern von COPINH und den "Sympathisanten" des Treffens gedroht und sie als "gewalttätig" bezeichnet. Laut Aussagen zweier Mitglieder der deutschen Gruppe Hondurasdelegation, die das internationale Treffen begleiteten, fanden "die Attacken in Anwesenheit der Nationalen Polizei und des Militärs statt, die tatenlos den Übergriffen zusahen und sich vorzeitig aus dem Geschehen zurückziehen wollten." Es wurden Strafanzeigen gestellt, jedoch wurde kein Angreifer festgenommen.

Agua Zarca ist ein Wasserkraftwerk, das fundamentale Rechte der indigenen Bevölkerung verletzt, so wurden weder vorherige, freie und informierte Konsultationen durchgeführt – eine Bedingung der Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation – noch haben die betroffenen Gemeinden ihre Zustimmung zum Bau erteilt.
Die Angehörigen der Koordination von COPINH als auch die Familie von Berta Cáceres haben von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission präventive Schutzmaßnahmen zugesprochen bekommen. Das Nationale Netz der Menschenrechtsverteidigerinnen fürchtet dennoch um ihr Leben.

Das internationale Treffen "Berta Cáceres Lebt", das vom 13. Bis zum 15. April in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa stattfand, sollte mit der spirituellen Zeremonie, begleitet von honduranischen und internationalen Organisationen am Fluss Gualcarque seinen Abschluss finden. An dem Treffen nahmen circa 1.500 Personen aus 22 Ländern teil.


Fotos: Kathrin Zeiske