Erklärung von COPINH vom 15.April 2016
Der Zivile Rat der Indigenen und Volksorganisationen von Honduras, COPINH, informiert die honduranische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft über das Folgende:
Angestellte des Unternehmens Desarrollos Energéticos S. A.,
DESA, das sich im Besitz der Familie Atala befindet, haben erneut körperliche
Gewalt gegen Mitglieder des COPINH ausgeübt. Zu den Angriffen kam es während
einer Begehung im Rahmen einer internationalen, solidarischen Karawane zum
Fluss Gualcarque, die Teil des Internationalen Treffens "Berta Cáceres
lebt" war und die im Anschluss an eine interkulturelle spirituelle
Zeremonie für unsere Gefährtin Berta Cáceres stattfand. Mehrere Personen wurden
bei den Angriffen ernsthaft verletzt.
Der Übergriff ereignete sich gegen 17 Uhr, nachdem die
Mitglieder des COPINH zusammen mit anderen, honduranischen wie
ausländischen Teilnehmer*innen des
Internationalen Treffens "Berta Cáceres lebt" sich nach dem Ende der
Zeremonie friedlich zurückzogen und sich auf dem Weg nach San Francisco de Ojuera
befanden, von wo sie nach Tegucigalpa zurück fahren wollten.
Etwa 20 Angestellte und Sympathisanten von DESA, die
Mehrheit von ihnen in offensichtlich alkoholisiertem Zustand, lauerten der
Karawane auf, schlugen die Teilnehmer*innen mit Stöcken und warfen Steine nach
ihnen, betroffen waren auch internationale Teilnehmer*innen und Kinder. Die
Angriffe fanden vor den Augen der Nationalen Polizei und Militärs statt, die
die Regierung von Juan Orlando Hernández abkommandiert hat, um DESA zu unterstützen.
Das Unternehmen DESA hatte COPINH und dem Internationalen
Treffen "Berta Cáceres lebt" zuvor in einer am 12. April auf ihrer
Internetseite veröffentlichten Erklärung gedroht:
Damit zeigt das Unternehmen das gleiche Muster wie bei den
öffentlichen Drohungen gegen Berta Cáceres einige Tage vor ihrer Ermordung, die
im Zusammenhang mit den genozidalen Aktionen gegen den COPINH und dem Volk der
Lenca. Die Bedrohungen der Betreiberfirma finden unter dem Deckmantel der
Straflosigkeit statt, die ihr die Staatsanwaltschaft, die Nationale Polizei und
das Militär gewähren.
Die Angreifer erwähnten, dass sie Tomás Gómez, den neuen
Koordinator des COPINH lokalisieren würden, als sie lauthals riefen:
"Greifen wir ihn an, er ist derjenige, der übrig geblieben ist!"
Unter Nennung von Vor- und Nachnamen bedrohten sie ebenfalls Sotero Chavarría
(der durch einen Steinwurf verletzt wurde), der der Koordination des COPINH angehört.
Unter anderem riefen die Angreifer ihren Opfern zu:
"Wir haben die Fliege getötet, jetzt bleibt nur noch der Pöbel" - mit
Bezug auf Berta Cáceres.
Der COPINH sieht die Verantwortung auch bei der Regierung
der USA, die das honduranische Militär und die Polizei finanziell und
logistisch unterstützt, Einheiten, die sich dem Schutz des illegalen
Wasserkraftprojekts Aguazarca am Fluss Gualcarque widmen, während die
honduranische Regierung und DESA die Politik der Satanisierung gegen den COPINH
und das Volk der Lenca betreiben. Die Weigerung der US-amerikanischen
Regierung, diese Zahlungen einzustellen, die genutzt werden, um die
honduranische Bevölkerung zu unterdrücken und zu ermorden, macht sie zur
Komplizin dieser Handlungen.
Es muss erwähnt werden, dass der Angriff am selben Ort
stattgefunden hat, an dem am 20. Februar dieses Jahres bewaffnete Männer der
DESA (Auftragsmörder und Angestellte) versucht hatten, Berta Cáceres zu töten.
Berta Cáceres und der COPINH hatten dies angezeigt, aber keine Antwort von
Seite der staatlichen Autoritäten erhalten. Elf Tage nach dem Attentat wurde
Berta Cáceres schließlich in ihrem Haus ermordet.
Mit Berta wurde die fünfte Projektgegnerin ermordet - ein
Projekt, das gegen die Verfassung der Republik, gegen die ILO-Konvention 169,
gegen den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Rechte, gegen die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords
und gegen das honduranische Strafgesetzbuch verstößt.
Der COPINH teilt der nationalen und internationalen
Gemeinschaft mit, dass er den honduranischen Staat, das Unternehmen DESA, die
Familie Atala, die Gemeindeverwaltung von San Francisco de Ojuera für neue Aggressionen
gegen die Teilnehmer*innen des Internationalen Treffens "Berta Cáceres
lebt" verantwortlich macht, die noch immer in der Gefahrenzone
eingeschlossen sind. Er ruft die internationale Gemeinschaft dringend auf, von
der honduranischen Regierung ein Ende der genozidalen Aktionen gegen das Volk
der Lenca und den COPINH zu fordern, Aktionen, die die Enteignung des
Territoriums der Lenca und dessen kommerzielle Nutzung durch die honduranische
Regierung und ihre Funktionäre zum Ziel haben.
Mit den Kräften unserer Vorfahren von Mota, Entempica und Lempira
erheben wir unsere Stimmen voller Leben, Gerechtigkeit, Freiheit, Würde und
Frieden!
San
Francisco de Ojuera, 15. April 2016