Samstag, 16. April 2016

Massive Übergriffe gegen COPINH und die Teilnehmenden des Internationalen Treffens "Berta Cáceres Lebt"


Erklärung von COPINH vom 15.April 2016

Der Zivile Rat der Indigenen und Volksorganisationen von Honduras, COPINH, informiert die honduranische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft über das Folgende:

Angestellte des Unternehmens Desarrollos Energéticos S. A., DESA, das sich im Besitz der Familie Atala befindet, haben erneut körperliche Gewalt gegen Mitglieder des COPINH ausgeübt. Zu den Angriffen kam es während einer Begehung im Rahmen einer internationalen, solidarischen Karawane zum Fluss Gualcarque, die Teil des Internationalen Treffens "Berta Cáceres lebt" war und die im Anschluss an eine interkulturelle spirituelle Zeremonie für unsere Gefährtin Berta Cáceres stattfand. Mehrere Personen wurden bei den Angriffen ernsthaft verletzt.

Der Übergriff ereignete sich gegen 17 Uhr, nachdem die Mitglieder des COPINH zusammen mit anderen, honduranischen wie ausländischen  Teilnehmer*innen des Internationalen Treffens "Berta Cáceres lebt" sich nach dem Ende der Zeremonie friedlich zurückzogen und sich auf dem Weg nach San Francisco de Ojuera befanden, von wo sie nach Tegucigalpa zurück fahren wollten.

Etwa 20 Angestellte und Sympathisanten von DESA, die Mehrheit von ihnen in offensichtlich alkoholisiertem Zustand, lauerten der Karawane auf, schlugen die Teilnehmer*innen mit Stöcken und warfen Steine nach ihnen, betroffen waren auch internationale Teilnehmer*innen und Kinder. Die Angriffe fanden vor den Augen der Nationalen Polizei und Militärs statt, die die Regierung von Juan Orlando Hernández abkommandiert hat, um DESA zu unterstützen.

Das Unternehmen DESA hatte COPINH und dem Internationalen Treffen "Berta Cáceres lebt" zuvor in einer am 12. April auf ihrer Internetseite veröffentlichten Erklärung gedroht:


Damit zeigt das Unternehmen das gleiche Muster wie bei den öffentlichen Drohungen gegen Berta Cáceres einige Tage vor ihrer Ermordung, die im Zusammenhang mit den genozidalen Aktionen gegen den COPINH und dem Volk der Lenca. Die Bedrohungen der Betreiberfirma finden unter dem Deckmantel der Straflosigkeit statt, die ihr die Staatsanwaltschaft, die Nationale Polizei und das Militär gewähren.

Die Angreifer erwähnten, dass sie Tomás Gómez, den neuen Koordinator des COPINH lokalisieren würden, als sie lauthals riefen: "Greifen wir ihn an, er ist derjenige, der übrig geblieben ist!" Unter Nennung von Vor- und Nachnamen bedrohten sie ebenfalls Sotero Chavarría (der durch einen Steinwurf verletzt wurde), der der Koordination des COPINH angehört.

Unter anderem riefen die Angreifer ihren Opfern zu: "Wir haben die Fliege getötet, jetzt bleibt nur noch der Pöbel" - mit Bezug auf Berta Cáceres.

Der COPINH sieht die Verantwortung auch bei der Regierung der USA, die das honduranische Militär und die Polizei finanziell und logistisch unterstützt, Einheiten, die sich dem Schutz des illegalen Wasserkraftprojekts Aguazarca am Fluss Gualcarque widmen, während die honduranische Regierung und DESA die Politik der Satanisierung gegen den COPINH und das Volk der Lenca betreiben. Die Weigerung der US-amerikanischen Regierung, diese Zahlungen einzustellen, die genutzt werden, um die honduranische Bevölkerung zu unterdrücken und zu ermorden, macht sie zur Komplizin dieser Handlungen.

Es muss erwähnt werden, dass der Angriff am selben Ort stattgefunden hat, an dem am 20. Februar dieses Jahres bewaffnete Männer der DESA (Auftragsmörder und Angestellte) versucht hatten, Berta Cáceres zu töten. Berta Cáceres und der COPINH hatten dies angezeigt, aber keine Antwort von Seite der staatlichen Autoritäten erhalten. Elf Tage nach dem Attentat wurde Berta Cáceres schließlich in ihrem Haus ermordet.

Mit Berta wurde die fünfte Projektgegnerin ermordet - ein Projekt, das gegen die Verfassung der Republik, gegen die ILO-Konvention 169, gegen den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, gegen die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords und gegen das honduranische Strafgesetzbuch verstößt.

Der COPINH teilt der nationalen und internationalen Gemeinschaft mit, dass er den honduranischen Staat, das Unternehmen DESA, die Familie Atala, die Gemeindeverwaltung von San Francisco de Ojuera für neue Aggressionen gegen die Teilnehmer*innen des Internationalen Treffens "Berta Cáceres lebt" verantwortlich macht, die noch immer in der Gefahrenzone eingeschlossen sind. Er ruft die internationale Gemeinschaft dringend auf, von der honduranischen Regierung ein Ende der genozidalen Aktionen gegen das Volk der Lenca und den COPINH zu fordern, Aktionen, die die Enteignung des Territoriums der Lenca und dessen kommerzielle Nutzung durch die honduranische Regierung und ihre Funktionäre zum Ziel haben.

Mit den Kräften unserer Vorfahren von Mota, Entempica und Lempira erheben wir unsere Stimmen voller Leben, Gerechtigkeit, Freiheit, Würde und Frieden!

San Francisco de Ojuera, 15. April 2016