Solidarität mit den Kämpfen um Land und Selbstbestimmung
in Lateinamerika
Wir gedenken am 3. März 2017 der vor einem Jahr ermordeten
honduranischen Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres. Einige von uns haben sie
persönlich gekannt, viele hat sie mit ihrem Mut, ihrer klaren Analyse und ihrem
Beharren auf eine gerechtere Welt inspiriert. „Berta ist nicht gestorben – sie
hat sich verfielfacht“
Wir wollen nicht Berta alleine gedenken, sondern all
denjenigen – viel zu vielen – die ebenfalls im Kampf um die Menschenrechte, für
das Rechte auf eine saubere Umwelt, den Kampf gegen Vertreibung in ganz
Lateinamerika ermordet wurden. 217 Menschenrechtsverteidiger*innen starben der
Organisation Frontline Defenders zufolge allein im Jahr 2016 eines gewaltsamen
Todes, 85 in Kolumbien, 58 in Brasilien, 33 in Honduras, 26 in Mexiko, 12 in
Guatemala und jeweils eine*r in El Salvador, Peru und Venezuela. Auch das
laufende Jahr hat mit einer erschreckenden Zahl von Morden begonnen, nach
Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission waren es bis Anfang
Februar 2017 14. Es findet ein Krieg gegen die ärmsten Bevölkerungsschichten
statt, ein Krieg, in dem nur die Opfer zu sehen sind und die Täter, gedeckt von
Regierungen, Militär und Wirtschaftseliten selten ermittelt oder gar bestraft
werden. Wir fordern daher im Mordfall Berta Cáceres, aber auch in vielen
weiteren Fällen vollständige Aufklärung und die Bestrafung der Täter,
einschließlich der Auftraggeber der Morde. Die überwiegende Straflosigkeit
trägt dazu bei, dass die Morde an Menschenrechtsverteidiger*innen immer weiter
gehen.
Am stärksten betroffen sind diejenigen, die sich für
Landrechte, indigene Rechte und Umweltschutz einsetzen. Häufig geht es um den
Erhalt der Lebensgrundlagen indigener und bäuerlicher Gemeinden wie sauberes
Wasser und Land für den Anbau von Nahrungsmitteln. Doch um diese Naturgüter
wird ein immer härterer Kampf – mit ungleichen Mitteln – ausgefochten. Die
Privatisierung von Territorien, die Konzessionierung für den Bergbau oder für
die Gewinnung von Strom aus Wasserkraft führen in ganz Lateinamerika zur
Vertreibung derjenigen, die seit Jahrhunderten von ihrem Land leben.
Hinter dem blutigen Kampf um die Territorien stehen auch
global agierende Unternehmen und Finanzinstitutionen. Kredite für Projekte, in
deren Namen Vertreibung stattfindet, kommen auch von Entwicklungsbanken wie der
International Finance Corporation der Weltbank, der Zentralamerikanischen Bank
für Wirtschaftsintegration , der Deutschen Investitions- und
Entwicklungsgesellschaft (DEG), der niederländischen Entwicklungsbank FMO, der
Europäischen Investitionsbank sowie zahlreichen weiteren Banken. Europäische
Unternehmen sind am Bau von Staudämmen auf indigenen Territorien beteiligt wie
etwa Siemens, Voith Hydro, Alstom, Iberdrola, ABB, Areva und andere,
internationale Bergbauunternehmen wie BHP Billiton und Glencore sind
mitverantwortlich für die Vergiftung der Umwelt und deutsche Energieunternehmen
importieren Kohle aus Minen, die mit zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in
Verbindung stehen.
Wir
fordern:
- die
Beendigung der Verfolgung und Kriminalisierung der
Menschenrechtsverteidiger*innen
- Ende der Straflosigkeit, Gerechtigkeit und Aufklärung der
Morde an den Menschenrechtsverteidiger*innen
- dass die Länder internationales Recht achten, wie den
Artikel 169 der ILO, über die vorherige freie und informative Befragung der
indigenen Gemeinschaften
Ein Jahr nach ihrer Aussaat: Berta lebt und COPINH kämpft weiter!
Berlin, 3.
März 2017
Cadena de Derechos Humanos Honduras (CADEHO)
Honduras-Delegation
(Alemania)
Kolumbienkampagne
Berlin
Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit
Unidos por
la paz Alemania (Kolumbien)