Von Jutta Blume amerika21
Nahe der Hauptstadt von Honduras wird der neue Flughafen in Kooperation mit der Munich Airport International gebaut Quelle: laprensa.hn |
München/Tegucigalpa. Die
Munich Airport International, ein Tochterunternehmen der Flughafen
München GmbH (FMG), berät eine honduranische Firma beim Bau eines neuen
Flughafens. Dieses Geschäft darf nach Auffassung von
Menschenrechtsaktivisten wie auch der Fraktion der Grünen im Bayerischen
Landtag nicht stattfinden, denn dem Eigentümer der
Flughafengesellschaft in Honduras werden schwere
Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Am Montag informierten der
Landtagsabgeordnete der bayerischen Grünen, Christian Magerl, sowie das
Ökumenische Büro für Frieden und Gerechtigkeit bei einer Pressekonferenz
über das aus ihrer Sicht zweifelhafte Geschäft. Die Aussagen liegen
Amerika21 vor.
Hinter dem Unternehmen Palmerola International
Airport S.A., das für Bau und Betrieb des geplanten neuen Flughafens in
Palmerola nahe der Hauptstadt Tegucigalpa den Zuschlag erhalten hat,
steht der einflussreiche Unternehmer Lenir Pérez. Er besitzt ein
Geflecht aus vielen Einzelfirmen, berichtet Daniel Langmeier, der 2013
als Menschenrechtsbeobachter in Honduras war. Mit einer davon, der
Minerales Victoria, hat er selbst Erfahrungen gemacht. Nachdem die Firma
unter nicht ganz klaren Umständen eine Bergbaulizenz in der Gemeinde
Nueva Esperanza erhalten hatte, bedrohte sie dort massiv die
Bevölkerung, die sich gegen die Mine stellte. Nach Morddrohungen mussten
erst die Kirche und dann die Schule schließen. Als Langmeier und eine
weitere internationale Beobachterin sich auf Einladung der Gemeinde vor
Ort ein Bild machen wollten, wurden sie selbst bedroht: "Als wir am
nächsten Tag das Haus verlassen wollten, in dem wir übernachteten, war
es umzingelt von privaten Sicherheitsleuten, schwerbewaffneten Männern,
die uns heraus gezerrt und bedroht haben, die Familie mit Kleinkindern
war im Haus drinnen." Die Menschenrechtsbeobachter wurden außerdem
Zeugen, wie der Sicherheitschef, der die Aktion koordinierte, mit Pérez
telefonierte. Dieser war also informiert, was vor sich ging.
"Herr Pérez hat eine neue Bergbaugesellschaft
zusammen mit seiner Frau gegründet. Diese Firma Inversiones Los Pinares
handelt nach ganz ähnlichen Mustern", berichtet Andrea Lammers vom
Ökumenischen Büro München. Die Bergbauaktivitäten finden in der Region
von Tocoa statt, auch hier gibt es Berichte über Bedrohungen von Gegnern
durch eine private Sicherheitsfirma.
Doch es gehe nicht nur um die Einzelfälle, so
Lammers, sondern auch darum, wem die Gewinne aus dem neuen Flughafen
zugute kämen und welche Entwicklung damit angestoßen werde. Zwar ist
unbestritten, dass der alte Flughafen unsicher ist, doch eine
Entwicklung des Tourismus und der Logistik im Lande gingen nach der
bisherigen Entwicklungslogik immer mit Menschenrechtsverletzungen,
Vertreibungen und Landkonflikten einher.
Der Landtagsabgeordnete Christian Magerl, fordert,
dass die FMG als Betrieb der öffentlichen Hand ihre Geschäftspartner
genauer unter die Lupe nehmen und im Zweifelsfall lieber auf ein
Geschäft verzichten solle. "Offensichtlich wurde, wenn überhaupt, nur
mangelhaft zu dem Geschäftspartner recherchiert", so Magerl.
Die FMG hatte auf seine Anfrage über den Landtag geantwortet,
keine Kenntnis über die Vorwürfe gegen Pérez zu haben. Sie betont
außerdem, einen Compliance-Check der honduranischen Geschäftspartner
vorgenommen zu haben.