Sonntag, 3. März 2019

Kommuniqué zum Gedenken an Berta Cáceres

Kundgebung vom 3.3.2019 in Berlin


„Yo volveré y seré millones“ In Gedenken an Berta Cáceres und an alle ermordeten Menschenrechts-verteidiger*innen weltweit Sonntag, den 3. März 2019



Heute vor drei Jahren drangen bewaffnete Männer in das Haus von Berta Cáceres ein und erschossen sie. Der mexikanische Umweltschützer Gustavo Castro wurde bei dem Angriff angeschossen. Das Motiv für die Tat: Berta hatte die Flüsse, Territorien und Rechte der indigenen Bevölkerung verteidigt. „Berta ist nicht gestorben – sie hat sich vervielfältigt“ - In Erinnerung an Berta Cáceres und Hunderte ermordeter Aktivist*innen sozialer Bewegungen.

In Lateinamerika kann der Kampf für die Einhaltung der Menschenrechte, den Schutz der Kultur und der Territorien der indigenen Bevölkerung den Tod bedeuten. Laut Front Line Defenders wurden zwischen 2014 und 2018 über 800 Morde registriert. Die Mehrzahl der Morde bleibt ungestraft und die Täter können in aller Ruhe ihre Ziele weiterverfolgen. Die Daten spiegeln die repressive Praxis auf einem Kontinent wider, der ökonomische und transnationale Akteure mit seinem Reichtum an Naturgütern anzieht. Die Machthabenden in Ländern wie Honduras, Mexiko, Kolumbien oder Brasilien garantieren weitreichende unternehmrische Freiheiten, auch unter Missachtung der Rechte der indigenen Bevölkerung. Oft folgen die Morde – wie auch im Fall von Berta – Diffamierungskampagnen, Stigmatisierung und Kriminalisierung.
Die Morde an Berta und an Hunderten anderen Aktivist*innen sozialer Bewegungen haben in den letzten Jahren stark zur Verschlechterung der indigenen Rechte, der Frauenrechte und der Umweltrechte beigetragen. Extraktivistische Projekte müssen verhindert werden, wenn dabei die Rechte der indigenen und ländlichen Gemeinden verletzt werden. Entwicklung ist nur möglich, wenn die Kosmovision der jeweiligen Bevölkerung berücksichtigt wird, ihre Würde und ihr Recht auf Gleichheit und Nicht-Diskriminierung respektiert werden.

Berta Cáceres
Sie war Feministin, wichtige Persönlichkeit der indigenen Lenca, Umweltschützerin und Koordinatorin des Zivilrates für indigene und Basisorganisationen Honduras (COPINH). 2015 wurde sie für ihren Einsatz mit dem Goldman-Preis ausgezeichnet. 2016 wurde Berta Cáceres in ihrem Haus ermordet. Bertas Organisation, der COPINH, kämpfte zu der Zeit gegen den Bau eines privatwirtschaftlichen Wasserkraftswerks auf dem Territorium der Lenca.

In Worten von Berta Cáceres: “Die Verteidigung von Territorien ist ein weiterführendes Konzept: Das Territorium, das sind auch unsere Körper, unsere Sexualität, unsere Gedanken, unsere Lebensentwürfe. Wir müssen nicht nur die Angriffe des Kapitals ertragen, sondern auch die frauenfeindlichen Angriffe des Machismo.”

Ohne Bestrafung der Auftraggeber des Verbrechens an Berta Cáceres wird es keine Gerechtigkeit geben. DESA (Desarrollos Energéticos Sociedad Anónima), die Baufirma des Wasserkraftwerkes steht mit der Ermordung Bertas in Verbindung. DESA ist Teil der Unternehmensgruppe ATALA-ZABLAH, einer der mächtigsten Familienimperien in Honduras. Der COPINH und Berta waren Opfer von Verfolgung, Bedrohungen und einer starken Kriminalisierung durch Kräfte der Polizei, des Geheimdienstes und durch Personen, die von DESA beauftragt worden waren. Auf internationalen Druck wurden 8 Personen verhaftet, von denen 7 für schuldig gesprochen wurden. Die Urteile stehen noch aus. Der Gerichtsprozess gegen die Mörder war geprägt von Unregelmäßigkeiten. Zwei von ihnen waren Angestellte des Unternehmens DESA. Noch immer fehlt die Strafverfolgung der Drahtzieher. Mitglieder der Familie Atala, die Mehrheitseigner des Unternehmens DESA sind, werden beschuldigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Die Generalstaatsanwaltschaft und die Richter verweigern die Verwendung der Beweise, die die Familie Atala mit dem Mord in Verbindung bringen.

Wir, in Deutschland aktive Basisorganisationen und Kollektive, haben uns heute versammelt, um Berta Cáceres und allen ermordeten Menschenrechtsverteidiger*innen zu gedenken. Die Morde dürfen nicht verschwiegen werden und ungestraft bleiben. Wir solidarisieren uns mit all denjenigen, die für die Rechte von Frauen, Indigenen, für Menschenrechte und die Umwelt kämpfen und deswegen verfolgt, bedroht, kriminalisiert und ermordet werden.
Aus diesen Gründen fordern wir einen transparenten Gerichtsprozess mit garantierter Teilnahme der Anwälte der Opfer und ohne politische Einmischung. Wir fordern die lückenlose Aufklärung und die strafrechtliche Verfolgung aller für den Mord an Berta Cáceres Verantwortlichen - nicht nur der ausführenden Täter, sondern auch der Auftraggeber. Es muss ein klares Zeichen gesetzt werden, um weitere Morde an Menschenrechtsverteidiger*innen zu verhindern.
Wir fordern die Regierung von Honduras auf, dem Unternehmen DESA die Konzession für den Fluss Gualcarque zu entziehen. Der COPINH muss für all das erlittene Leid entschädigt werden. Die wichtige Rolle des COPINH beim Schutz der Territorien und der Verteidigung der Rechte der indigenen Bevölkerung muss anerkannt werden.
Wir fordern von der Europäischen Union und ihren Mitgliedsstaaten, dass sie sich für die Implementierung des UN-Vertrags zu transnationalen Unternehmen und Menschenrechten einsetzen. Damit soll der Straflosigkeit für Unternehmen ein Ende gesetzt und ein Zugang zur Gerichtsbarkeit für die Geschädigten garantiert werden.

Keine Straflosigkeit mehr, Gerechtigkeit für die ermordeten Menschenrechtsverteidiger*innen und Aktivist*innen sozialer Bewegungen in Lateinamerika!

#JusticiaParaBerta
#FaltanLosAtala
#3AñosSinJusticia


HondurasDelegation
Oficina Ecuménica
CADEHO