Donnerstag, 18. März 2021

Honduras wartet: Wer kandidiert für die Präsidentschaft?

 

Tegucigalpa. Drei Tage nach den Vorwahlen in Honduras hat der Nationale Wahlrat (CNE) noch immer keine Ergebnisse veröffentlicht. CNE-Präsidentin Ana Paola Hall verkündete, dass die Auszählung "möglicherweise" am Freitag beendet und die Resultate bekannt gegeben werden könnten.

4,8 Millionen Honduraner:innen waren am Sonntag aufgefordert, ihre Kandidat:innen der drei wichtigsten politischen Parteien für die Präsidentschaft, die Ämter der Bürgermeister:innen und der Abgeordneten des nationalen und zentralamerikanischen Parlaments zu wählen. Laut Wahlgesetz kann die Bekanntgabe der Endergebnisse bis zu 30 Tagen dauern.

Befragungen vor den Wahllokalen ergaben indes, dass sich bei der aktuell regierenden konservativen Nationalen Partei Nasry Asfura durchgesetzt hat. In der ebenfalls konservativen liberalen Partei hat Yani Rosenthal die meisten Stimmen auf sich vereint. Xiomara Castro, Ehefrau des geputschten Ex-Präsidenten Manuel Zelaya, ist demnach Favoritin bei der linken Partei Libre. Ihr vorrangiges Ziel ist nach eigener Aussage die Transformation des Landes durch eine neue Verfassung.

Gegen Asfura, den aktuellen Bürgermeister der Hauptstadt Tegucigalpa, läuft derzeit ein Verfahren wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder, Geldwäsche und Betrug. Asfura und sein Gegenkandidat, Parlamentspräsident Mauricio Oliva, beanspruchen beide den Sieg für sich.

Rosenthal, der erst im August 2020 nach Honduras zurückkehrte, nachdem er in den USA wegen Geldwäsche aus Drogengeschäften drei Jahre im Gefängnis saß, kommt aus einer einflussreichen Unternehmerfamilie aus der Handelsstadt San Pedro Sula. Sein liberaler Gegenkandidat Luis Zelaya bezichtigt ihn des Wahlbetrugs, da er laut Befragung vor den Wahllokalen mit sechs bis acht Punkten vor ihm liegen würde.

Internationale Beobachter äußerten sich zufrieden mit dem Verlauf der Wahlen. Pablo Vilas, Mitglied der Beobachtermission, empfahl jedoch dem CNE, Instrumente zu schaffen, um Transparenz und Legitimität zu gewährleisten.

Kritik kommt aus allen Bereichen der Gesellschaft. So bedauert etwa Alejandro Kafati, Wirtschaftswissenschaftler vom Sozialforum zu Auslandsschulden und Entwicklung von Honduras, dass die Übermittlung der vorläufigen Ergebnisse nicht genehmigt wurde. Dies bedeute "Unsicherheit im politischen Leben des Landes".

Mit Argwohn werden die Wahlen betrachtet, da es bereits bei den Präsidentschaftswahlen 2017 zu einer verfassungswidrigen Wiederwahl des amtierenden Präsidenten Juan Orlando Hernández kam. Damals wurden schwerwiegende Unregelmäßigkeiten berichtet. Die Georgetown-University wies den Wahlbetrug nach.

Nachtrag: Der CNE hat am 17. März um 20:00 Uhr (Ortszeit) erste Ergebnisse bekanntgegeben, sie entsprechen dem oben Beschriebenen.