Lesung mit Andreas Kemper und Jutta Blume
U Mehringdamm
Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung zugesprochen wurde. Das Gesetz über diese Privatstädte hebelte die Souveränität des Staates aus, erlaubte Enteignungen der lokalen Bevölkerung und stellte sie vor die Wahl, sich ihren neuen Herren zu unterwerfen und für sie zu arbeiten oder ihre angestammte Heimat zu verlassen.
Das Buch „Privatstädte – Labore für einen neuen Manchesterkapitalismus“ von Andreas Kemper wirft einen detailscharfen Blick auf diese manchesterkapitalistischen Netzwerke in Europa und den USA, berichtet aber ebenso auch von den massiven Protesten in immer mehr honduranischen Gemeinden, die sich gegen ihre Enteignung und Vertreibung wehren.
Die seit 2022 amtierende Regierung hat das Privatstadtgesetz aufgehoben. Zumindest ein Privatstadtunternehmen klagt dagegen vor einem internationalen Schiedsgericht und fordert eine Entschädigung in Milliardenhöhe.
Jutta Blume ist Autorin. Schon in ihrem Roman ‚Die
Aktivistin‘ (2019) wird Honduras zur Kulisse der Geschichte um eine
imaginäre Privatstadt. Zeitgleich beginnt in Honduras der Bau der ersten
reale Privatstadt „Próspera“ auf der Insel Roatán. An der
honduranischen Nordküste gibt es seit langem Widerstand gegen die
Privatstädte, vor allem seitens der afro-indigenen Garífuna. Im August
dieses Jahres war Jutta Blume mit einer Delegation in Honduras vor Ort
und hat u.a. mit den Menschen in Roatán gesprochen. Sie berichtet, was
seit dem Regierungswechsel in
Honduras geschehen ist.