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Tegucigalpa. Präsidentin Xiomara Castro hat am 3. Oktober, einem nationalen Feiertag in Honduras, in einer Ansprache an die Nation den Bau des "Tren interoceánico" (Interozeanischer Zug) angekündigt. Das Projekt soll den Atlantik mit dem Pazifik durch einen Schienenstrang verbinden.
"Das Projekt dient der Wahrung der öffentlichen und sozialen Interessen der neun Millionen Honduraner. Es fördert die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der zentralamerikanischen Region", begründet Castro das Vorhaben. Zur Umsetzung würde ein großes nationales Unternehmen gegründet werden. Für den Bau, der bis zur Fertigstellung 15 Jahre dauern soll, sind 20 Milliarden US-Dollar veranschlagt.
US-Botschafterin Laura Dogu äußerte sich erfreut über die Ankündigung des Projektes. "Wir hoffen, dass wir zusammenarbeiten können, um Arbeitsplätze und eine vielversprechende Zukunft für alle Honduraner zu schaffen", so die Diplomatin. Dogu dürfte nicht entgangen sein, dass auch die Volksrepublik China bereits großes Interesse zeigte, den Bau umzusetzen. Honduras pflegt seit März 2023 diplomatische und wirtschaftliche Kontakte mit China, was zum Abbruch der Beziehungen mit Taiwan führte.
Tatsächlich würde ein Infrastrukturprojekt dieses Ausmaßes aller Voraussicht nach zur Schaffung von vielen Arbeitsplätzen und einem wirtschaftlichen Aufschwung führen. Mehr als 70 Prozent der honduranischen Bevölkerung leben in Armut, mehr als zwei Millionen haben große Probleme, Einkommen zu generieren.
Genaue Details über das geplante Projekt sind bislang nicht veröffentlicht. Schon im 19. Jahrhundert kam die Idee dafür auf. Die Vorgängerregierung unter Juan Orlando Hernández ließ eine "Vor-Machbarkeitsstudie" in Auftrag geben. Aus den damaligen Plänen geht hervor, dass die Bahnstrecke von der Isla de Tigre im Golf von Fonseca (Pazifik) über die Departamentos El Paraíso und Olancho nach Puerto Castilla an der atlantischen Küste führen solle. Dies sind Regionen, in denen indigene und afro-indigene Gemeinden leben. Fragen nach Umsiedlungen der Bevölkerung, dem Verlust von landwirtschaftlichen Anbauflächen oder auch mögliche Auswirkungen auf die Umwelt stehen im Raum.
Victor Fernández, politischer Koordinator der Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit sagte dazu gegenüber amerika21: "Das Projekt bewegt sich noch immer auf der Ebene der Ideen, der Forschung und der Suche nach Unterstützung. Es sollten alle Menschen konsultiert und über die Auswirkungen informiert werden". Mit Blick auf Siedlungsgebiete indigener Gemeinden, mahnt er: "Die Leute, die dieses Projekt verwalten, sollten sich über die Bedeutung der historischen und kulturellen Werte der Gemeinden und Gebiete im Klaren sein".
Weitere Länder in der Region arbeiten an ähnlichen Plänen, die beiden Ozeane zu verbinden.
Die mexikanische Regierung reaktivierte im letzten Monat die Bahnstrecke an der Landenge von Tehuantepec für den Container- und Personentransport. Ein Blockadecamp im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca wurde im April von Soldaten und Polizisten gewaltsam geräumt. 61 Tage lang hatte eine indigene Gemeinde die Bauarbeiten für den "Interozeanischen Korridor" aufgrund fehlender Informationen der Regierung über die Auswirkungen des Projekts auf die indigenen Mixe-Gemeinschaften blockiert.
Nicaragua hegt seit mehr als 20 Jahren den Plan, einen Kanal zwischen beiden Ozeanen zu bauen. Umweltstudien wurden nie mit allen Details der Bevölkerung vorgestellt, es gab Proteste von Bauern und Bäuerinnen (amerika21 berichtete). Das Projekt liegt indes seit Jahren auf Eis.
Es bleibt abzuwarten, wie weit das Projekt des Interozeanischen Zuges in der verbleibenden Zeit der Regierung Castro vorangetrieben werden kann.