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Die Verteidigung der Territorien ist aktuell wichtigstes Anliegen der indigenen Bewegungen in Honduras. Vor allem seit dem Putsch 2009 stieg die Anzahl an nicht nur ‚braunen‘, extraktivistischen, sondern auch ‚grünen‘ Projekten dramatisch an, in welchen eine zunehmende Bedrohungen für die territoriale Souveränität und indigene Lebensweisen erkannt wird. Diese Arbeit analysiert aus einer polit-ökologischen und dekolonialen Perspektive die Durchsetzung von ‚Green Grabbing‘ – der Land- und Ressourcenaneignung im Namen des Klima- und Umweltschutzes – anhand von drei Beispielen in Honduras: dem Bau zweier Wasserkraftwerke zur Erzeugung ‚grüner‘ Energie im indigenen Lenca-Territorium und der nationalen Strategie zur Einführung des Waldschutzprogramms REDD+. Diese stehen in Zusammenhang mit den ‚Offsets‘ (Kompensationsmechanismen) des Emissionshandels sowie teilweise mit Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen (PES) und Biodiversitäts-Offsets. Die drei Projekte werden als ‚Akkumulation durch Enteignung‘, als Inwertsetzung und teilweise auch Finanzialisierung der natürlichen Gemeingüter gefasst. Der Einhegung der Territorien bzw. Commons stellt sich die indigene Lenca-Organisation COPINH aktiv entgegen. Sie kritisiert die Strategien zur Durchsetzung als undemokratisch und gewaltsam und verdeutlicht deren (neo-)kolonialen und extraktivistischen Charakter der Green Grabs. Die dargestellten marktbasierten Klimaschutzstrategien im Zeichen der Green Economy werden als falsche Lösungen und als ‚CO₂lonialismo‘ dechiffriert.