Regierung lehnt Hilfe aus Chile ab und erklärt verschüttete Minenarbeiter für tot. Angehörige und Arbeitskollegen wollen Suche fortsetzen
Choluteca, Honduras. Die honduranische Regierung hat die Suche nach acht verschütteten Bergleuten im Süden des Landes eingestellt und diese für tot erklärt. Bei dem Einsturz einer Goldmine im Berg Cuculmeca in San Juan de Arriba im Verwaltungsbezirk Choluteca waren am 2. Juli elf Bergleute verschüttet worden. Drei Arbeiter konnten am 4. Juli von Anwohnern und den Rettungsteams aus El Salvador, Guatemala und Honduras gerettet werden.
Bei Angehörigen und Arbeitskollegen der weiterhin Verschütteten stieß die Einstellung der Rettungsaktion auf Unverständnis und Ärger. Sie kündigten an, die Suche eigenständig weiterzuführen. Die lokale Verwaltung ordnete aus Sicherheitsgründen die Schließung des Bergwerkes für einen Monat an. Zu diesem Zweck wurden am 12. Juli Militär- und Polizeieinheiten in die Region beordert, um den Zugang zur Mine zu unterbinden.
Das Unglück in der Mine sorgte in Honduras und international für Aufmerksamkeit. Es wurde in Medien mit dem Minenunglück vor vier Jahren in Chile verglichen. Das Verhalten der honduranischen Regierung und des Präsidenten Juan Orlando Hernández stieß in dem mittelamerikanischen Land auf starke Kritik. Dabei sorgte nicht nur die Einstellung der Rettungsaktionen für Unverständnis. Einen Tag nach dem Unglück gab Präsident Hernández fälschlicherweise über Twitter bekannt, alle Verschütteten seien gerettet worden. Zudem wies die Regierung ein Angebot Chiles zur Entsendung einer Expertengruppe zur Rettung in letzter Minute zurück. Laut Pressemeldungen befand sich das chilenische Team bereits am Flughafen, als die plötzliche Absage erteilt wurde.
Die Mine in San Juan Arriba ist eine der Minen, die nicht unter staatlicher Regulierung stehen und von Bergleuten in Eigenregie betrieben werden. Laut Pedro Landa, Mitglied der Koalition der Umweltnetzwerke, sterben in Honduras jährlich zwischen sechs und zehn Personen durch Unfälle in solchen Minen. Aufgrund der mangelnden Arbeitsplätze und der Krise der Landwirtschaft ist die gefährliche und gesundheitsschädliche Arbeit im Bergbau in einigen Regionen des Landes für die Bevölkerung eine der wenigen Möglichkeiten, um überleben zu können. Laut Landa sind die Gewinner dabei die großen Unternehmen, welche die Mineralien zu geringen Preisen kaufen, ohne dabei Verantwortung für die Minen und die dortigen Arbeitsverhältnisse zu übernehmen.
Trotz der Kritik nationaler und internationaler Organisationen hält die honduranische Regierung weiterhin am massiven Verkauf der natürlichen Rohstoffe fest. Diese Politik und die Interessen von Bergbauunternehmen führen zu zahlreichen Konflikten und Menschenrechtsverletzungen in Honduras. Erst im April kam es in Azacualpa im Verwaltungsbezirk Colón zu Auseinandersetzungen zwischen staatlichen Sicherheitskräften und der lokalen Bevölkerung, welche den Zugang zu der Mine des kanadischen Unternehmens Aura Minerals über zwei Wochen blockierte. Aura Minerals hatte angekündigt, die Mine auszuweiten, wovon unter anderem der Friedhof des Dorfes betroffen ist.
Obwohl der Bergbau in Honduras laut Menschenrechtsorganisationen zu einer Vielzahl von lokalen Konflikten und Umweltzerstörung im großen Ausmaß führt, fördert die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) aktuell ein Projekt zur Erstellung einer Bergbaukartierung durch das deutsche Unternehmen M&P Geonova und das Schweizer Unternehmen Geoexpert.