Vallecito. Am 17. Juli wurden in Vallecito im Norden von Honduras über 20 Aktivisten der Garifuna-Organisation OFRANEH entführt. Die schwerbewaffneten und vermummten Entführer arbeiten laut OFRANEH für das organisierte Verbrechen, welches bis 2012 große Teile der Ländereien mehrerer Garifuna-Kooperativen in der Region besetzt hielt. Unter den Entführten, welche nach mehreren Stunden Gefangenschaft wieder freigelassen wurden, befand sich auch die Generalkoordinatorin von OFRANEH, Miriam Miranda.
Nach Berichten von Einheimischen war die Gruppe der Entführer seit mehreren Tagen mit dem Wiederaufbau einer geheimen Landebahn für Kleinflugzeuge beschäftigt. Die Landebahn befindet sich auf einem Grundstück, welches Ende der neunziger Jahre von Angehörigen des organisiertem Verbrechen illegal besetzt wurde. Nach mehreren Versuchen auf juristischem Wege gegen die Besetzer vorzugehen und der andauernden Untätigkeit der honduranischen Behörden konnte OFRANEH schließlich im September 2012 durch friedliche Protestaktionen und die Errichtung eines Camps die Ländereien wiederbesetzen. Trotz des vorübergehenden Abzuges der Besetzer nahmen die Drohungen und Einschüchterungen gegen die auf dem Gebiet entstehende Garifuna-Siedlung und deren Bewohner nicht ab.
Laut Miranda bestand die klare Absicht, die Entführten verschwinden zu lassen. Aufgrund der raschen Solidaritätswelle und des Drucks auf die nationalen Autoritäten hätten die Entführer jedoch schließlich von ihrem Vorhaben abgelassen und ließen die gefangenen Aktivisten frei. Da sich die Bewaffneten noch in der Region befanden und die Situation nach der Freilassung weiterhin angespannt war, mobilisierten OFRANEH und verschiedene solidarische Basisorganisationen umgehend Freiwillige in die Region, um die Sicherheit der Bewohner von Vallecito und der Aktivisten von OFRANEH zu garantieren.
OFRANEH und weitere Organisationen verweisen abermals auf die Untätigkeit des honduranischen Staates und dessen Sicherheitskräfte und machen diese für die Vorfälle mitverantwortlich. OFRANEH informiert die staatlichen Behörden seit Jahren über die Vorgänge in Vallecito und die dortigen Aktivitäten des organisierten Verbrechens. Trotz zahlreicher Anrufe und Aufforderungen und obwohl die interamerikanische Menschenrechtskommission besondere Schutzmaßnahmen für Miranda und weiter Angehörige OFRANEHs anordnete, sind auch nach der Entführung keine staatlichen Sicherheitskräfte in der Region erschienen.
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