Am 17. Juli wurden Angehörige der afro-honduranischen Gemeinschaft
der Garífuna im Nordosten von Honduras von bewaffneten Männern entführt
und mehrere Stunden lang festgehalten. Unter ihnen befand sich auch die
Menschenrechtlerin Miriam Miranda. Zuvor hatten sie eine illegale
Landebahn auf dem Territorium der Garífuna entdeckt, die zum
Drogenschmuggel benutzt wird. Es besteht nach wie vor große Sorge um
ihre Sicherheit.
Am frühen Morgen des 17. Juli begaben sich mehrere Angehörige der
afro-honduranischen Gemeinschaft der Garífuna, darunter auch die
Menschenrechtlerin Miriam Miranda, in ein entlegenes Gebiet auf dem
Territorium der Garífuna in Vallecito im Departamento Colón. Dort wurde
die Gruppe von vier schwerbewaffneten Männern gefangengenommen. Bei
einem vorhergehenden Ausflug in dieses Gebiet war der Gemeinschaft
aufgefallen, dass eine illegale Landebahn, die früher zum
Drogenschmuggel genutzt und von der Armee im Januar 2014 zerstört worden
war, gerade wieder aufgebaut wird. Miriam Miranda sagte gegenüber
Amnesty International, dass die Angreifer sie durchsuchten, ihre
Mobiltelefone an sich nahmen und drohten, sie zu töten. Als die
Angreifer erfuhren, dass sich in der Gegend noch weitere Angehörige der
Gemeinschaft aufhielten, die die Entführung bemerken und Hilfe holen
könnten, riefen sie ihren Anführer an. Kurz darauf erschien ein Wagen
mit weiteren Männern. Nach längeren Verhandlungen kamen alle Entführten
vier Stunden später frei.
Miriam Miranda ist die Koordinatorin der NGO Organización Fraternal Negra de Honduras
(OFRANEH), die sich für den Schutz der Rechte der Garífuna-Gemeinschaft
einsetzt. Im Jahr 2011 hatte die Interamerikanische
Menschenrechtskommission Schutzmaßnahmen für sie angeordnet, da sie
wegen ihrer Menschenrechtsarbeit bedroht und schikaniert wurde.
Allerdings sind diese Maßnahmen nie angemessen umgesetzt worden.
In den Stunden nach der Entführung riefen zahlreiche nationale und
internationale Organisationen zum Handeln auf. Daraufhin wurde ein
Militärtrupp in das Gebiet geschickt, um die Sicherheit der Entführten
zu gewährleisten. Diese provisorische Notfallmaßnahme wird allerdings
nicht für den Schutz von Miriam Miranda und anderen Angehörigen der
Garífuna und deren Familien sorgen, sobald diese wieder zuhause sind.
Darüber hinaus sind keine Maßnahmen ergriffen worden, um die Gebiete auf
dem Territorium der Garífuna zu sichern, in denen die Drogenschmuggler
offenbar aktiv sind. Die ganze Gemeinschaft ist somit in Gefahr.
SCHREIBEN SIE BITTE
FAXE, E-MAILS, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
- Leiten Sie bitte umgehend eine unabhängige Untersuchung der Entführung von Miriam Miranda und anderen Angehörigen der Garífuna-Gemeinschaft vom 17. Juli ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
- Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit von Miriam Miranda, ihrer Familie und allen Angehörigen der Garífuna-Gemeinschaft und bitte Sie daher eindringlich, in Absprache mit ihnen wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Setzen Sie hierzu bitte die von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission angeordneten Schutzmaßnahmen vollständig um.
- Ich möchte Sie an Ihre Pflicht erinnern, zu gewährleisten, dass Menschenrechtsverteidiger_innen gemäß der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen aus dem Jahr 1998 ihrer Arbeit ohne Angst vor Gewalt und Drohungen nachgehen können.
APPELLE AN
INNENMINISTER
Sr. Arturo Corrales
Secretaría de Estado en el Despacho de Seguridad, Aldea el Ocotal, Antiguo Local de la Academia Nacional de Policia ANAPO
Tegucigalpa, HONDURAS
(Anrede: Dear Minister / Señor Ministro del Interior / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: comunicacionCNDS@gmail.com
Sr. Arturo Corrales
Secretaría de Estado en el Despacho de Seguridad, Aldea el Ocotal, Antiguo Local de la Academia Nacional de Policia ANAPO
Tegucigalpa, HONDURAS
(Anrede: Dear Minister / Señor Ministro del Interior / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: comunicacionCNDS@gmail.com
GENERALSTAATSANWALT
Sr. Oscar Chinchilla Banegas
Ministerio Público, Lomas del Guijarro
Avenida República Dominicana
Edificio Lomas Plaza II
Tegucigalpa, HONDURAS
(Anrede: Dear Attorney General / Señor Fiscal Federal / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 504) 2221 5667
Twitter: @MP_Honduras
Sr. Oscar Chinchilla Banegas
Ministerio Público, Lomas del Guijarro
Avenida República Dominicana
Edificio Lomas Plaza II
Tegucigalpa, HONDURAS
(Anrede: Dear Attorney General / Señor Fiscal Federal / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 504) 2221 5667
Twitter: @MP_Honduras
KOPIEN AN
ÖRTLICHE NICHTREGIERUNGSORGANISATION
Organización Fraternal Negra Hondureña - OFRANEH
Apartado Postal 341
La Ceiba
Atlántida
HONDURAS
Fax : (00 504) 25521513 oder (00 504) 24490003
E-Mail: garifuna@ofraneh.org
ofraneh@yahoo.com
Organización Fraternal Negra Hondureña - OFRANEH
Apartado Postal 341
La Ceiba
Atlántida
HONDURAS
Fax : (00 504) 25521513 oder (00 504) 24490003
E-Mail: garifuna@ofraneh.org
ofraneh@yahoo.com
BOTSCHAFT DER REPUBLIK HONDURAS
S. E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: 030-3974 9712
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com
S. E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: 030-3974 9712
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort.
Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da
Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können,
bitten wir Sie, nach dem 2. September 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Im Jahr 1997 stellte die Nationale Agrarbehörde (Instituto Nacional
Agrario - INA) der afro-honduranischen Gemeinschaft der Garífuna
Besitzurkunden für 980 Hektar Land in Vallecito im Departamento Colón
aus. Auf diesem Land operiert seit Jahren das organisierte Verbrechen.
So haben dort beispielsweise Drogenschmuggler für ihre Zwecke eine
illegale Landebahn errichtet. Die Gemeinschaft der Garífuna ist im Kampf
um ihr Land anhaltenden Drangsalierungen, Einschüchterungsversuchen und
Drohungen ausgesetzt.
Indigene Gemeinschaften sowie die Angehörigen der Gemeinschaft der
Garífuna werden in Honduras in vielen Bereichen diskriminiert und leiden
beispielsweise bei ihren Rechten auf Land, Wohnraum, Wasser, Gesundheit
und Bildung unter Ungleichbehandlung. Auf dem Land der Garífuna werden
Großprojekte realisiert, ohne dass die Gemeinschaft im Vorfeld
konsultiert wird und die Möglichkeit auf eine freiwillige vorherige
Zustimmung nach umfassender Information über die geplanten Projekte hat.
Gegen Sprecher_innen indigener Gemeinschaften und auch der
Garífuna-Gemeinschaft sind in der Vergangenheit häufig konstruierte
Anklagen erhoben worden, und sie werden wegen ihrer Menschenrechtsarbeit
regelmäßig angegriffen und schikaniert. So auch im Fall von Miriam
Miranda: Sie setzt sich stark für die Menschenrechte der Angehörigen der
Garífuna-Gemeinschaft ein, besonders in Verbindung mit ihrem Land bzw.
Territorium und den natürlichen Ressourcen.
Menschenrechtsverteidiger_innen sind in Honduras einem besonders
hohen Risiko ausgesetzt. Laut dem Beauftragten für Menschenrechte in
Honduras wurden seit Januar 2010 insgesamt 30 Journalist_innen und 70
Anwält_innen getötet. Unter den vielen Fällen von
Menschenrechtsverletzungen und Verstößen gegen
Menschenrechtsverteidiger_innen in den vergangenen fünf Jahren gibt es
den Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge nur einen
Fall, in dem die Verantwortlichen strafrechtlich verfolgt, überführt und
verurteilt wurden. Weitere Informationen finden Sie in dem offenen
Brief von Amnesty International an die Präsidentschaftskandidaten der
Republik Honduras, online unter: http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR37/014/2013/en.
Im Juni 2014 diskutierte der Kongress von Honduras einen ersten
Entwurf eines Gesetzes zum Schutz von Journalist_innen,
Menschenrechtsverteidiger_innen und Angestellten des Justizsystems (Ley
de Protección para los Defensores de Derechos Humanos, Periodistas,
Comunicadores Sociales y Operadores de Justicia). In Anbetracht der
Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger_innen, Journalist_innen und
Angestellte des Justizsystems ist es absolut notwendig, dass das Gesetz
verabschiedet und umgesetzt wird und dass ausreichende Ressourcen,
finanziell sowie personell, aufgewendet werden, um einen wirksamen
Schutzmechanismus einzurichten.