Freitag, 25. Juli 2014

Drei Journalist_innen aus San Pedro Sula aufgrund ihrer Berichterstattung bedroht


Wie die honduranische Journalistin und Menschenrechtsverteidigerin Dina Meza berichtet, sind drei Fernsehjournalist_innen des Nachrichtensenders KTV aus der honduranischen Großstadt San Pedro Sula akut bedroht. Die Kolleg_innen Yanina Romero, Carlos Rodriguez und Lourdes Ramírez hätten über Missstände im Krankenhaus Mario Catarino Rivas berichtet. Die drei erhielten anonyme Anrufe sowie Anrufe von Personen, die sich als Ärzte und Krankenschwestern aus dem betreffenden Krankenhaus ausgaben, und die sagten, dass sie sie aufsuchen würden. Am 23.7. standen verdächtige Personen vor ihrem Sender und die Journalist_innen schalteten die Polizei ein.
Carlos Rodriguez bekräftigt gegenüber der HondurasDelegation den Bericht der Menschenrechtsverteidigerin. Als Auslöser der Drohanrufe benennt er einen Beitrag seines Senders über den Tod eines Patienten als Folge von Vernachlässigung. Die Staatsanwaltschaft hätte die Vernachlässigung als Todesursache bestätigt. In einer Sendung von KTV sollen Gewerkschafter aus dem Krankenhaus außerdem den Verdacht geäußert haben, dass dort Todesfälle zugunsten von Beerdigungsunternehmen und illegalem Organhandel provoziert würden.



Besonders besorgt zeigen sich die drei Journalist_innen, da zuletzt vor wenigen Tagen der ebenfalls aus San Pedro Sula stammende Journalist Herlyn Espinal ermordet aufgefunden worden war. Damit sind im Jahr 2014 in Honduras bereits fünf Pressemitarbeiter ermordet worden, alle im Zeitraum vom 11. April bis heute.

In einer Erklärung vom 23.7. verurteilt die Organisation „Komitee für die freie Meinungsäußerung" (C-Libre) die Morde scharf und fordert eine lückenlose Aufklärung sowie die Entschädigung der Hinterbliebenen. Ebenso fordert es die Behörden auf, alle weiteren Aggressionen gegen Journalist_innen schnellstmöglich aufzuklären und allen Betroffenen den nötigen Schutz zu gewähren. C-Libre beklagt außerdem die Behinderung der Informationsfreiheit durch Angestellte des Staates, speziell im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Mario Catarino Rivas, dem internationalen Flughafen Ramón Villeda Morales sowie dem Bergwerk San Juan Arriba, in dem Anfang Juli 2014 elf Bergleute verschüttet worden waren, wovon nur drei gerettet wurden.

Das staatliche Krankenhaus Mario Catarino Rivas in San Pedro Sula ist das zweitgrößte des Landes. Medienberichten zufolge wurde nach dem Bekanntwerden der skandalösen Zustände dort am 10. Juli eine staatliche Untersuchungskommission eingesetzt und das Krankenhaus einer externen Aufsicht durch Mediziner und einen Militärvertreter unterstellt. Der private Sicherheitsdienst des Hospitals wurde durch Militärpolizei ersetzt. Am 15. Juli beschwerten sich darauf hin Vertreter_innen der Journalistenkammer beim zuständigen Chef der Militärpolitei, Oberst German Alfaro, dass diese ihre Arbeit behindere.