Samstag, 12. März 2016

Erklärung der Familie von BERTHA CACERES und des COPINH vom 9. März 2016



Forderung an den honduranischen Staat zum Mord an Bertha Cáceres Flores

Wir verurteilen nachdrücklich den Mord an unserer Kameradin und Mutter, Bertha Cáceres Flores, Generalkoordinatorin des Rates der indigenen und Volksorganisationen von Honduras, COPINH, vom 2. März 2016.
Das Geschehene ist keine isolierte Tat.  Ihr Tod zeigt die hochgradig gefährliche  Situation, in der wir, die Menschenrechtsverteidiger*innen und vor allem diejenigen, die die Rechte der indigenen Völker und die natürlichen Gemeingüter gegen die Ausbeutung unserer Territorien verteidigen, uns befinden. Diese Gefahr ist dauerhaft und betrifft alle Personen, die mit uns arbeiten und uns nahe sind, einschließlich unserer Familien.

 
In den letzten Jahren wurden sowohl Bertha als auch wir, ihre Familie und auch Mitglieder des COPINH, Opfer von vielen Taten der Belästigung, Bedrohung, Verfolgung und Kriminalisierung durch staatliche und nicht staatlichen Akteuren. Speziell seit dem Beginn des Baus des Staudammprojektes Agua Zarca, das von der Firma DESA (Desarrollos Energéticos S.A.) auf dem Territorium der Lenca - Gemeinde Río Blanco durchgeführt wird. 
Alle Vorkommnisse der unserer Verfolgung wurden angezeigt und sind öffentlich bekannt. Dennoch wurden keine effektiven Schutzmaßnahmen ergriffen, genauso wenig wurden die Fälle ermittelt und es gab keinen politischen Willen, um die Stimme des Lenca – Volkes zu hören, die die Anerkennung ihres Territorium und ihrer Würde fordert. Deshalb ist der Staat Honduras verantwortlich am Mord an unserer Kameradin und Mutter Bertha Cáceres.
Aufgrund der Wirkung, die diese Tat in der nationalen und internationalen  Gemeinschaft ausgelöst hat, ist es von von Bedeutung, dass in diesem Fall  Gerechtigkeit  durchgesetzt wird. Zudem fordern wir, die Mitglieder des COPINH und die Familie von Berta in Erinnerung und Respekt an das Leben und den Kampf unserer Bertha Cáceres:
1.   Im Rahmen der Erfüllung der Schutzmaßnahmen soll der honduranische Staat sofort eine Vereinbarung mit der Interamerikanischen Menschenrechtskommission unterschreiben, um eine Kommission aus unabhängigen und für COPINH und die Familie vertrauenswürdige Experten einzuberufen, die die Ermittlungen überprüfen, unterstützen und daran teilnehmen, die das Ministerio Público derzeit durchführt.
2.   Die an DESA vergebene Konzession für das Staudammprojekt Agua Zarca soll mit sofortiger Wirkung und definitiv zurückgezogen werden, da dieses Projekt der Hauptgrund der Verfolgung, Bedrohung und der Aggressionen gegen die Lenca Gemeinde Río Blanco und Mitglieder des COPINH ist. Das Projekt der DESA bedeutet eine ständige Gefahr für unsere Sicherheit.

3.  Alle die Konzessionen auf dem Lenca Territorium, die ohne die Anerkennung des Rechtes auf die vorherige, freie und informative Konsultation indigener Völker vergeben wurden, sollen mit sofortiger Wirkung suspendiert werden, denn  sie sind die hauptsächliche Quelle der Bedrohungen und Aggressionen. Auf diese Weise soll ein Prozess gestartet werden, der die Auswirkungen der Aufhebung dieser Vergaben überprüft.  
4.   Wir fordern die Entmilitarisierung der Gebiete und Territorien der Lenca und die Anerkennung der territorialen Autonomie und der Selbstverwaltung der Lenca – Gemeinden mit COPINH als verantwortliche Organisation der kommunitären Autonomie.
5.   Das Gesetz zum Schutz der Menschenrechtsverteidiger*innen soll mit sofortiger Wirkung implementiert werden und es sollen die nötigen Ressourcen zur effektiven Anwendung des Gesetzes sowie entsprechend den Bedürfnissen der Organisation zur Verfügung gestellt werden.

    Wir fordern von den höchsten staatlichen Institutionen des Landes, sich zu verpflichten, diese Forderungen zu erfüllen. In diesem Sinne fordern wir öffentlich ein dringendes  Treffen mit dem honduranischen Präsidenten, Juan Orlando Hernández und dem Generalstaatsanwalt, Oscar Fernando Chinchilla sowie mit den entsprechenden Ministern des Staates, um die Anerkennung der Integrität des Lenca  - Volkes zu gewährleisten.
Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, unsere Forderungen aufzugreifen und auf die Umsetzung dieser dem honduranischen Staat gegenüber zu bestehen.

Tegucigalpa, 9. März 2016
Familie von Bertha Cáceres Flores
Der Rat der indigenen und Volksorganisationen on Honduras (COPIHN)
Begleitet von:
Plattform der sozialen und Volksbewegungen von Honduras
Zentrum für Gerechtigkeit und internationales Recht